"Civil War": Ende des Kriegsfilms mit Kirsten Dunst erklärt
Von Oezguer Anil
Nachdem er sich mit KI in "Ex-Machina" und Männergewalt in “Men” beschäftigt hat, fokussiert sich Regisseur und Drehbuchautor Alex Garland auch in seinem neusten Film auf ein aktuelles Thema. In “Civil War” wird eine gespaltene USA gezeigt, die sich in einem Bürgerkrieg befindet.
Die Fotojournalistin Lee (Kirsten Dunst) und ihr Kollege Joel (Wagner Moura) machen sich von New York auf den Weg nach Washington DC, um den Präsidenten zu interviewen. Mit an Bord haben sie den arrivierten Journalisten Sammy (Stephen McKinley Henderson) und die junge leidenschaftliche Jessie (Cailee Spaney), die alles daran setzt, um in die Fußstapfen von Lee zu treten.
Wie endet “Civil War”?
Während die Journalist:innen mit dem Auto durch die amerikanische Landschaft fahren, sehen wir wie gespalten die Nation wirklich ist. Die Allianz der Westfront, bestehend aus Texas und California, dringen immer weiter in die Hauptstadt vor und als die Protagonist:innen schließlich Washington erreichen, erkennen sie, dass das Weiße Haus bereits unter Beschuss steht.
Ihr Plan, den Präsidenten zu interviewen, wird immer unwahrscheinlicher. Auf dem Weg ins Oval Office machen Lee und Jessie Fotos von den Gefechten zwischen der Westfront und dem Secret Service, wobei Jessie in den Kugelhagel gerät und Lee sich schützend vor sie stellt und dabei getötet wird. Jessie drückt dabei mehrmals auf den Auslöser und macht Fotos vom letzten Atemzug ihres Vorbildes.
Im Büro des Präsidenten angekommen zerren die Soldat:innen ihn hinter seinem Schreibtisch hervor und wollen ihn direkt erschießen, wobei Joel einschreitet und noch nach einem letzten Statement fragt. Als Antwort bekommt er jedoch nur: “Bitte lass nicht zu, dass sie mich töten”.
Die Soldat:innen erschießen ihn schließlich und Jessie macht Fotos davon. Der Film endet mit einem Schwarz-Weiß-Foto der Soldaten, die freudig neben dem toten Präsidenten sitzen.
Faschistischer Präsident
Über den ganzen Film hinweg, bleibt Garland sehr ambivalent in seinen politischen Statements. Wir erfahren nie, was genau zum Bürgerkrieg geführt hat, aber bekommen einen Präsidenten als faschistischen Führer präsentiert. Das Staatsoberhaupt ist absurderweise schon in seiner dritten Amtszeit, hat das FBI abgesetzt und ordnet Luftangriffe auf US-Bürger:innen an.
Doch auch die Armee der Westfront sind alles andere als lupenreine Demokrat:innen. In ihrer Vorgehensweise setzen sie auf brachiale Gewalt statt auf Dialog und Diplomatie. In “Civil War” bekommen wir die absolut schlechtesten Seiten von Menschen zu Gesicht.
Kontraste
Garland setzt bei den Bildern von Gewalt immer wieder auf eine Kontrastierung durch die Musik. Anstatt Streichern, die die Emotionen der Szene betonen sollen, hören wir Hip-Hop- oder Country-Klänge, die durch ihre heiteren Töne einen bitteren Beigeschmack liefern.
So auch in der letzten Szene des Films. Diese Art der Inszenierung kann sehr leicht als Glorifizierung der Gewalt missverstanden werden, doch durch das Abschneiden der Emotionen, staut sich der Schock immer weiter im Publikum an. Das letzte Foto hält das Chaos für kommende Generationen fest und macht auch den Zuseher:innen klar, wie verrückt es ist, wenn man Probleme nicht diplomatisch lösen kann, sondern zu Waffen greifen muss, denn dadurch verlieren beide Seiten ihre Menschlichkeit und die Barbarei siegt.
"Civil War" läuft derzeit in unseren Kinos. Hier geht's zu den Spielzeiten!