"Balkan Dreams/Balkan Realities": Filmreihe im Metro Kino
Von Franco Schedl
Die kommende Filmschau "Balkan Dreams/Balkan Realities" des Filmarchivs Austria wirft einen Blick zurück auf die turbulenten letzten 30 Jahre, zeigt anhand einiger wesentlicher Positionen aus dem Spiel- und Dokumentarfilmbereich die wechselseitigen Einflüsse zwischen dem österreichischen und dem "Balkankino" und versucht dabei jenen Weg nachzuzeichnen, der beide Kinematografien in einem gemeinsamen europäischen Kino zusammenführt.
Themen von anhaltender Aktualität
Florian Widegger vom Filmarchiv Austria gibt einen Ausblick auf die kommende Retrospektive und weist darauf hin, dass Filme aus dem damaligen Jugoslawien und den heutigen Nachfolgestaaten seit vielen Jahren fixer Bestandteil in der Programmarbeit dieses Hauses seien. Bei den nun vorgestellten Werken herrschen Themen von anhaltender Aktualität vor: Krieg und Vertreibung, Nationalismus und Solidarität, Überlebenskampf und Alltagsflucht in Zeiten gesellschaftlicher Transformationsprozesse.
Als bunt-burleske Tragikomödie, bitterböse Politfarce oder dokumentarische Bestandsaufnahme zeigen sich die filmischen Verarbeitungen von existenziellen Träumen und Realitäten.
Film-Highlights der Retrospektive
Widegger nennt auch einige Highlights des Programmes: neben den scharfen, kritischen und selbstironischen Innenansichten von Kusturica & Co wird auch deutlich, wie heimische Filmemacher:innen die Geschehnisse und Entwicklungen in Bosnien und Herzegowina, Serbien oder Albanien seit den letzten 30 Jahren reflektieren.
Reinhard Jud, Nikolaus Geyrhalter oder Goran Rebić nähern sich dabei aus durchaus unterschiedlichen Richtungen an, gemeinsam ist ihnen ein empathischer Blick auf von ihrer Heimat Entwurzelte: Jugendliche, die in einer neuen Umgebung ein neues Leben beginnen, Menschen, die alltäglich mit den Folgen des Krieges konfrontiert sind, Familien, die selbst in der Fremde von den Verwerfungen zerrieben werden.
Produktionen wie Pjer Žalicas oder Jasmila Žbanićs Berlinale-Sieger "Grbavica" (Co-Autorin: Barbara Albert) stellen in den Nullerjahren weitere Etappen einer transeuropäischen Annäherung dar, die sich auch in der Realpolitik widerspiegelt. Der aktuellste Befund, den Sudabeh Mortezais doppeldeutig betitelter Film "Europa" ausstellt, versprüht allerdings nur wenig Hoffnung: Längst dominieren im einstigen "Friedensprojekt" beinharte Wirtschaftsfragen.
Wann ist "Balkan Dreams/Balkan Realities" zu sehen?
Die Retrospektive "Balkan Dreams/Balkan Realities" läuft vom 20. März bis 10. April 2024 im METRO Kinokulturhaus. Hier geht es zur Programmübersicht!