Afghanische Filmemacherin bittet in offenem Brief um Hilfe
Von Oezguer Anil
Mit einem offenen Brief wandte sich die afghanische Regisseurin Sahraa Karimi via Twitter an die internationale Filmgemeinschaft. Die 35-jährige Filmemacherin rief zur Hilfe für afghanische KünstlerInnen auf und warnte davor, dass die Taliban einen islamischen Staat aufbauen könnten, in dem KünstlerInnen mit Strafen zu rechnen hätten.
"Ich schreibe euch mit einem gebrochenen Herzen und der tiefen Hoffnung, dass ihr mich darin unterstützt, mein schönes Volk und vor allem FilmemacherInnen vor den Taliban zu beschützen. Sie haben Menschen massakriert, Kinder entführt und Mädchen als Ehefrauen an Männer verkauft. Es ist eine humanitäre Katastrophe und die Welt schweigt. Sie werden jegliche Form von Kunst verbieten. Ich und andere FilmemacherInnen könnten die nächsten auf ihrer Todesliste sein," warnte Karimi.
Taliban in Kabul
Sie veröffentlichte den Brief bereits am 13. August, als die Taliban kurz davor standen, Kabul einzunehmen. Nachdem Präsident Ashraf Ghani nach floh, erlangten sie am 15. August schließlich endgültig die Macht über die afghanische Hauptstadt.
Karimi ist die erste und einzige Frau in Afghanistan mit einem Doktortitel in Filmregie und die Vorsitzende des wichtigsten staatlichen Filmunternehmens Afghan Film. Ihr Film "Hava, Maryam, Ayesha," ein Drama über Schwangerschaft und Abtreibung in Afghanistan, wurde 2019 auf den Filmfestspielen von Venedig präsentiert.
Filmemacher wie Mark Cousins, Vivek Ranjan Agnihotri (The Tashkent Files), Anurag Kashyap (Gangs of Wasseypur) and Leena Manimekalai (Maadathy: An Unfairy Tale), haben via Twitter bereits ihre Unterstützung für Karimi zugesagt.