Das sind die 7 ersten Kino-Filmstarts nach dem Lockdown
Von Franco Schedl
Der 19. Mai ist das Datum, dem alle CineastInnen mit größter Freude entgegenblicken, weil dann endlich wieder Film-Bilder über die Leinwände huschen werden – mit Einschränkungen allerdings. Denn viele der großen Kino-Ketten öffnen vorerst noch nicht: So bespielen die Cineplexxe in Wien bloß das Actors Studio und das Urania Kino, das Geidorf Kunstkino in Graz und das Stadtkino Villach. Die Hollywood Megaplexe im Gasometer, in der SCN, in St. Pölten und in Pasching starten hingegen schon.
Aber vor allem für Programm-Kinos brechen wieder bessere Zeiten an, da wir auf Blockbuster noch warten müssen, aber kleinere Produktionen an den Start gehen können.
Wir haben für Euch die ersten Filmstarts nach dem Lockdown zusammengestellt.
1. "In the Mood for Love" (Wiederaufnahme 19. Mai)
Zur Wieder-Eröffnung der Kinos kommt einer der schönsten Liebesfilme aller Zeiten in der restaurierten Fassung – "4K-20th-Anniversary-Restauration" – zurück auf die Leinwände. Der für seine schnellen Großstadt-Filme gefeierte Hongkonger Regisseur Wong Kar-wai überraschte die Filmwelt mit dieser sanften, äußerst eleganten Liebesgeschichte. Ein zeitloses poetisches Meisterwerk und auch heute noch ein hypnotisches Kinoerlebnis.
In Italien ist die Wiederaufführung auf Platz 3 der Kino-Charts sensationell gestartet.
2. "Kiss Me Kosher" (19. Mai)
Die quirlige jüdische Großmutter Berta und ihre nicht weniger leidenschaftliche Enkelin Shira streiten über die Liebe und darüber, was Frau darf und was nicht. Vor allem als sich ihre geliebte Enkeltochter ausgerechnet für Maria, eine Deutsche, entscheidet. Die beiden jungen Frauen machen richtig ernst – sie wollen heiraten. Das Chaos ist perfekt als die Eltern von Maria aus Deutschland auf die Mischpoke in Jerusalem treffen.
So unterschiedlich beide Familien sind, so einig sind sich alle in einem Punkt: Die Hochzeit muss geplant werden! Nur eine Frau versucht mit allen Mitteln diesen Bund des Lebens zu verhindern. Für sie ist eine Ehe zwischen einer Israelin und einer Deutschen ein Ding der Unmöglichkeit.
3. "Ema" (19. Mai)
Ema ist Tänzerin im chilenischen Valparaiso und lebt dort mit Gastón (Gael García Bernal), dem Choreografen ihrer Tanztruppe zusammen. Das Paar hatte ein acht Jahre altes Waisenkind aus Kolumbien adoptiert, doch nach nur zwölf Monaten entschied sich Ema, ihn „zurückzugeben“, da er mit Feuer spielte und jemanden verletzt hat.
Ihr Umfeld reagiert entsetzt über die Entscheidung. Und auch Ema scheint es sich noch einmal überlegt zu haben. Ganz am Anfang ist sie bei der Sozialbeamtin, die sie mit den Worten fortscheucht, dass ihr Sohn längst von einer neuen Familie aufgenommen wurde.
Ab da steht fest: Ema wird in den Krieg ziehen, wie es ihre Freundinnen aus der Tanzgruppe formulieren. Was nun folgt, ist ein Feldzug durch die Nacht von Valparaiso, das so etwas wie das Portland Chiles zu sein scheint. Ema tanzt, als hätte sie Sex. Und hat Sex, als gäbe es kein Morgen mehr. Sie hat Gespielinnen, beginnt Affären, besorgt sich einen Feuerwerfer und tritt einen neuen Job an.
4. "David Byrne's American Utopia" (21. Mai)
Ein einzigartiges Kinoereignis: Oscar-Preisträger Spike Lee begeistert mit einem Konzertfilm von David Byrnes genialer Broadway-Show. "Eine mitreißende Hymne an die menschliche Gemeinschaft" und einen "euphorisierenden Sing Along Protest Film" nannte die Kritik bei der Weltpremiere in Toronto diesen überragenden Musikfilm. Talking Head-Hits wie "Burning down the house" und "On the Road to Nowhere" stehen ebenso auf dem Programm, wie zahlreiche neue Songs aus Byrnes Album " American Utopia ".
5. "Oeconomia" (21. Mai)
Ein Film von brennender Aktualität: Das neue Werk von Carmen Losmann ("Work Hard Play Hard") ist ein Film über die Spielregeln des Kapitalismus und darüber, wie Geld entsteht. "Oeconomia", der auf der Berlinale 2020 von der Kritik hoch gelobt wurde, öffnet den Blick jenseits der gängigen Dogmen auf den Kern eines hochexplosiven Systems: Der Schuldner als zentraler Akteur.
6. "Martin Margiela – Mythos der Moderne" (21. Mai)
Ein einzigartiges Porträt des größten Mythos der Modegeschichte. Der Designer inspiriert auch heute noch viele seiner jüngeren Kollegen, aber kaum jemand kennt sein Gesicht. Er bleibt ein wahres Rätsel. In diesem Film erzählt uns Martin Margiela "in his own words" Stationen seiner Karriere und seine persönliche Geschichte.
7. "Nomadland" (27. Mai)
Endlich können wir uns im Kino davon überzeugen, was Chloé Zhaos mit Preisen überhäuftes Roadmovie so besonders macht. Bei den heurigen Oscars wurde "Nomadland" als bester Film, Zhao als beste Regisseurin, und McDormand als Hauptdarstellerin geehrt. Auch bei der Preisverleihung der British Academy of Film and Television Arts (BAFTA) wurde das Werk in vier Kategorien ausgezeichnet.
Frances McDormand spielt darin eine Frau, die nach dem wirtschaftlichen Kollaps einer Kleinstadt ihre Habseligkeiten ins Auto packt und durch den amerikanischen Westen zieht.
Auch ein paar Vor-Premieren sind gleich am 19. Mai zu sehen: "Der Rausch", "Miss Marx", "Quo Vadis, Aida?" und "The Dissident" – und das Burg Kino feiert die Wieder-Eröffnung mit dem Lynch-Klassiker "Mulholland Drive".
Selbstverständlich müssen bei einem Kino-Besuch dann die gängigen Schutzmaßnahmen wie der 3G-Nachweis (geimpft, genesen oder getestet), Maskenpflicht und Sicherheits-Abstand eingehalten werden. Wenn alles wie geplant funktioniert, werden wohl spätestens Mitte Juni wieder alle Kinos in unserem Land geöffnet haben.