Filmkritiken

NEW YORKER IMPROVISATIONEN

In seiner ersten Regiearbeit greift Philip Seymour Hoffman auf ziemlich viel Bewährtes zurück. Einerseits auf das bereits erfolgreich am Broadway gelaufene Theaterstück „Jack goes boating“(womit wir wieder einen neuen Bewerber für die dümmste Pseudo-Eindeutschung eines Filmtitels hätten: nämlich keine Übersetzung, sondern eine unnötige Veränderung), andererseits fast gänzlich auf die dort eingesetzten Hauptdarsteller - inklusive ihm selbst in der Rolle des Jack.

Dieser liebenswert schrullige Limousinenfahrer hat trotz etlicher Ticks und Unsicherheiten sein Leben eigentlich im Griff, nur die Einsamkeit quält ihn ein bisschen. Da kommt die neue Kollegin seiner Bekannten Lucy im Bestattungsunternehmen gerade recht; ein Date für Jack und die ebenfalls ziemlich schüchterne Conny ist schnell arrangiert. Diese vertraut Jack im verschneiten New York einen ihrer Wunschträume an: sie möchte unbedingt im Sommer rudern gehen. Jack sagt zu und bekommt dafür in einer herzerwärmenden Szene sogar noch einen kleinen Abschiedskuss.

Nur gibt es da leider ein Problem: Jack kann nicht schwimmen und hat vor Wasser sogar panische Angst. Doch sein Kumpel Clyde gibt ihm Schwimmunterricht und erläutert ihm dabei auch die Technik des Visualisierens, Jack soll sich einfach mit geschlossenen Augen vorstellen wie er etwas macht. Diese Technik setzt Jack von nun an immer wieder ein. Unterstützt von den Klängen seines Walkman, mit „Rivers of Babylon“ als bevorzugtem Titel, sieht er sich ausdauernd schwimmen oder auch ein tolles Abendessen für Conny zubereiten - den Kochkurs dazu hat die patente Lucy bereits organisiert.

Mehr und mehr gewinnt Jack, trotz einiger Rückschläge, an Sicherheit und die Situation kehrt sich um:, das „perfekte Paar“, der Macher Clyde und die patente Lucy, erweisen sich als gar nicht so perfekt, Jack und Conny hingegen kommen einander immer näher und ihr Selbstvertrauen wächst.

Der Film ist ein rührendes Bekenntnis zum Außenseitertum und zur Macht der Liebe. In langen, oft sehr intensiven Einstellungen, vermittelt Hoffman Stimmungslagen und zwischenmenschliche Probleme. Die Indie-Musik des Soundtracks trägt dazu bei, diese „unabhängige“ Verfilmung eines Theaterstücks zu positionieren. Langsam und behutsam nähert sich der Film seinen Figuren, besonders seiner Hauptfigur Jack. Dadurch ergibt sich, vor allem in der ersten Hälfte, auch die eine oder andere Länge.

Die Formel „linkischer Außenseiter + schüchterne Außenseiterin + romantische Atmosphäre – ein paar Fehlschläge = Liebe“ funktioniert letztendlich aber dennoch. Womit wir wieder beim Bewährten wären. Um nur ja keinen Fehler zu machen setzt der Regienovize vielleicht ein bisschen zu sehr auf Sicherheit. Vieles in dieser Geschichte ist vorhersehbar und auch in anderen Filmen nachsehbar. Durch das fast völlige Fehlen von Ecken und Kanten des Films, nicht der Charaktere und ihrer Darsteller, vermag „Jack in Love“ nur selten wirklich zu fesseln, er gleitet einfach so dahin, wie ein Ruderboot im sommerlichen Central Park.

Fazit: „Jack in Love“ ist ein gelungenes Regiedebüt des exzellenten Schauspielers Philip Seymour Hoffman, aber eben kein außergewöhnliches. Dazu ist das Ganze einfach zu solide, einfach schon zu routiniert. Trotzdem bekommt der Film 7 von 10 herzerwärmend schüchternen Abschiedsküssen.

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