MUSEUMSREIFE ALPHATIERE
Von Franco Schedl
Die alten Baller-Männer haben nachgeladen und Sylvester Stallone präsentiert uns den zweiten Einsatz der dank ihm ins Leben gerufenen Expandables in einer extended version, weil nun auch die früher empfindlich vermissten Kampfgefährten Chuck Norris und Jean-Claude Van Damme am explosiven Geschehen beteiligt sind. Stallone selbst überließ die Führung der wilden Truppe diesmal bereitwillig Regisseur Simon West, um sich noch besser auf die die Rolle des Barney Ross und die Ausarbeitung des Drehbuchs konzentrieren zu können.
Bei einem solchen Gipfeltreffen altbewährter und etwas jüngerer Actiongrößen erscheint die Story aber doch eher zweitrangig, weil ohnehin fast jeder der Darsteller eine Attraktion für sich bildet. Als Vorgabe reicht völlig der Hinweis, dass bei einem neuen Auftrag der Jüngste dieser Söldner-Crew sein Leben lässt, worauf sich die sehr nachtragenden Hinterbliebenen erst recht daran machen, die Scharen ihrer gesichtslosen Feinde in löchrige Biomasse zu verwandeln und ihnen, falls sie gut gelaunt sind, noch ein Blute in Frieden! nachrufen. Dabei kommt in dem Rudel von Alphatieren jeder auf seine Kosten und darf die individuellen Stärken ausspielen: sei das nun Stratham, der als Angehöriger einer merkwürdigen Personengruppe beim Anblick eines Schlagrings sentimentale Gefühle entwickelt oder ein vor kargem nordischen Charme sprühender Dolph Lundgren.
Norris spielt unter dem Namen Booker (alle, die den Film Good Guys Wear Black von 1978 kennen, werden das Zitat sofort erkennen) einen einsamen Wolf, der aber immer zur Stelle ist, um seinen ehemaligen Kameraden aus der Klemme zu helfen. Kein Wunder, dass nicht nur vor der Kamera neue Norris-Sprüche in Umlauf kamen, sondern sich auch die Leute des Filmteams zu einem: Chuck Norris besucht nicht Bulgarien Bulgarien besucht Chuck Norris inspirieren ließen, als ihr Held in Sofia ankam. Zugleich hat sich Norris aber im Vorfeld den Unmut etlicher Filmfans zugezogen, weil er an sein Mitwirken angeblich die Bedingung knüpfte, übermäßige Brutalität zu vermeiden, um eine Altersfreigabe von PG -13 was bei uns einem FSK 16 entspricht zu erzielen (und tatsächlich wurden einige Szenen offenbar deutlich entschärft).
Van Damme hingegen wechselte auf die Seite des Bösen und startet unter dem sprechenden Namen Jean Vilain als Anführer einer üblen Truppe seinen Vernichtungsfeldzug gegen die Expendables, bis er Stallone handgreiflich zum letzten Duell herausfordert. Außerdem wurden die Auftritte von Mr. Church (Bruce Willis) und Mr. Trench (Schwarzenegger) etwas breiter angelegt, wobei besonders Arnie durch ein Minimum an Sätzen ein Maximum an Selbstironie erzielt.
Ihre kurzen Ruhepausen zwischen den Gefechten lockern die Burschen mit lakonischen Wortwitzen auf und liefern vorhersehbare Standardsätze oder zumindest möglichst nichtssagende One-Liner voll herrlich pseudophilosophischem Flachsinn. Anders ausgedrückt: sie (re)agieren einfach so, wie man das von Typen ihres schweren Kalibers seit den frühen 80er Jahren gewohnt ist.
Diese angry und vor allem dangerous old men halten eben die Tradition des körperbetonten schmutzigen Action-Kinos aufrecht. Nach ihrer realistischen Eigenbewertung sind sie zwar schon Museumsstücke allerdings ziemlich zerschrammte und unbezahlbare. Ich gönne ihnen jedenfalls 8 von 10 möglichen Spezialbehandlungen für müde Muskeln.