Filmkritiken

"Mother!": Ein Film über Gott und die Welt

Nein, diese arme Frau! Hat sie es denn verdient, von allen – und sogar ihrem eigenen Mann - so fertig gemacht zu werden? Oder ist sie womöglich selber daran schuld, weil sich die schrecklichen Vorfälle nur in ihrem Kopf abspielen?

Eine junge Frau ( Jennifer Lawrence) lebt mit ihrem wesentlich älteren Mann (Javier Bardem) in einem baufälligen Haus, das sie ohne fremde Hilfe im Alleingang wieder in Stand gesetzt hat. Der Ehemann ist Schriftsteller, leidet jedoch gerade an Schreibblockade. Da stellen sich plötzlich in Gestalt eines älteren Ehepaars (Ed Harris und Michelle Pfeiffer) ungebetene Gäste ein und lösen dadurch Geschehnisse aus, die vor allem für die Frau immer bedrohlichere Formen annehmen.

Polanksi und noch viel mehr

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Zunächst könnte man meinen, Darren Aronofsky habe einfach viel von Roman Polanski gesehen, doch im weiteren Verlauf wird immer deutlicher, dass „Mother!“ wesentlich mehr sein soll, als eine bloße Hommage an „Rosemary’s Baby“ oder „Ekel“ - seine Absichten sind ambitionierterer Natur.

Dass es hier nicht etwa nur um das Einzelschicksal einer anonymen Hausfrau geht, macht bereits das Kinoplakat deutlich, auf dem uns Jennifer Lawrence ihr Herz entgegenstreckt, das sie aus ihrem geöffneten Brustkorb herausgeholt hat. In „Mother!“ schwingt somit von vornherein ein stark religiöser Subtext mit – die Titelfigur als Märtyrerin und Gottesmutter höchstpersönlich. Oder sollen wir sie zugleich als personifizierte Mutter Erde sehen, die von allen Seiten bedrängt wird?

Ein Rätsel mit enttäuschender Lösung

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Vorerst bleibt der Film ein Rätselspiel mit vielen Deutungsmöglichkeiten: ist es ein böses Märchen, ein Alptraum, eine Krankengeschichte, eine Öko-Fabel, eine Satire auf Starkult und Ruhm (der Autor als Messias und gottähnlicher Schöpfer), oder ist es ein Mysterienspiel, bei dem jeder Person eine bestimmte Bedeutung zukommt? Hat das Ehepaar womöglich Adam und Eva beherbergt, und sind Kain und Abel auf Besuch vorbeigekommen? Erzählt der Regisseur seine ureigene Version von Altem und Neuem Testament sowie der Apokalypse?

Solange uns Aronofsky eindeutige Antworten vorenthält und im Ungewissen lässt, was sich da gerade vor unseren Augen auf der Leinwand abspielt, funktioniert der Film durchaus noch und bietet anregende Unterhaltung. Doch sobald er sich dann gegen Ende, wenn der Erzählton immer hysterischer wird, auf eine bestimmte Lesart festlegt, zerstört er den Zauber, und das Werk kippt in der Rückschau geradezu ins Lächerliche.

Lawrence unter Druck

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Jennifer Lawrence bekommt jedenfalls viel zu tun: Zwei Stunden hindurch muss sie verwirrt und verängstigt wirken, wobei ihr die Kamera auf Schritt und Tritt zudringlich nahe folgt, und sich der Filmpartner Javier Bardem zugleich besorgt und rücksichtlos ihr gegenüber verhält. Angeblich hat der Regisseur seine Hauptdarstellerin und Lebensgefährtin während der Dreharbeiten geradezu sadistisch einem großen Leidensdruck ausgesetzt. Wirkliche Sorgen sollte man sich aber eher um Aronofsky selbst machen: Hoffentlich hat er bis zum nächsten Film wieder damit aufgehört, sich für Rudolf Steiner (oder meinetwegen auch den alten Bibel-Epiker John Milton) zu halten.

6 von 10 mütterlichen Sorgepunkten

franco schedl