Filmkritiken

MISSGLÜCKTE ODYSSEE IM GELBEN KLEID

Vorsicht: der deutsche Titel ist etwasirreführend und weckt ganz falsche Vorstellungen. Immerhin klingt „ Mädelsabend“ nach einer weiblichen Variante von „Hangover“. Zwar machen 3 Freundinnen hier tatsächlich einen drauf, aber das ist bloß Nebensache und wir bekommen das Abfeiern nur knapp 5 Minuten lang zu sehen, weil Megan, die Biederste von ihnen, bereits ziemlich betrunken, mit einem hübschen Burschen die Flucht ergreift. Zufällig ist das Mädchen eine stadtbekannte Nachrichtensprecherin, die auf einen besseren Job hoffte, aber da angeblich eine Konkurrentin das Rennen bereits gemacht hat, ist sie losgezogen, um ihren Kummer zu ertränken.

Als Megan dann frühmorgens in den Armen des Fremden erwacht und ihre Mailbox abhört, erfährt sie, dass nun die Jobwahl doch auf sie gefallen ist und muss auf schnellstem Weg ins Fernsehstudio. Aber das gestaltet sich viel schwieriger als erwartet: Hilfe kann sie nicht rufen, denn das Handy hat sie in der fremden Wohnung vergessen; doch auch an Geld hapert es, da ihre Börse nebst allen Papieren in der Handtasche steckt, die wiederum im Auto liegt – der Wagen wurde aber abgeschleppt. Gratis gibt es für eine Frau, die in einem verrufenen Stadtviertel von LA zu Fuß unterwegs ist, schon gar nichts. Fortan stöckelt sie im aufreizend knappen gelben Kleid stundenlang durch die Betonwüste und stolpert von einem Schlamassel ins andere – ein echter „Walk of Shame“, wie der passendere Originaltitel lautet. Fast jeder, mit dem sie in Kontakt gerät, will entweder Geld oder handfestere Gefälligkeiten für eine Hilfeleistung. Außerdem hält man sie auf Grund ihres Outfits für eine Prostituierte und beschimpft sie oder wird gleich handgreiflich.

So weit die Grundidee des Films – leider hat der Plot aber einen gewaltigen Haken: er funktioniert einfach nicht! Ob Megan ihren Job rechtzeitig antreten kann interessiert uns zweifellos ebenso brennend, wie die Frage, ob in einem Supermarkt auf Feuerland gerade ein Sodawasserengpass herrscht. Was noch schwerer wiegt: unsere Hauptfigur begegnet auf ihrer Odyssee etlichen Typen, die auf möglichst unvorteilhafte Weise präsentiert werden, wodurch der Eindruck entsteht, der Regisseur möchte die Leite bloßstellen und sich über sie lustig machen. Dahinter steckt sicher keine böse Absicht, sondern höchstens eine ungeschickte Inszenierung. Da ist etwa die Szene mit einem jüdischen Religionsschüler, der Frauen nicht einmal ansehen, geschweige denn mit ihnen reden darf. Ein gewaltbereiter russischer Taxifahrer hingegen wird auf seinen Akzent und seine Fettleibigkeit reduziert: so trifft die vor der Polizei geflohene Megan in einem asiatischen Massagesalon erneut auf den Mann und soll seinen massigen rundum behaarten Oberkörper mit Öl einreiben, was sie nur unter Zeichen des größten Ekels fertig bringt. Komplettiert wird die Parade der verzeichneten Figuren durch drei schwarze Crack-Dealer, zwei dümmliche Polizisten und einen verzogenen Schuljungen. Die hantige Angestellte auf dem Parkplatz für abgeschleppte Autos ist da noch die beste und glaubwürdigste Besetzung.

Außerdem möchte die Komödie auch medienkritisch sein, indem sie aufzeigt, wie Falschmeldungen entstehen und Vorurteile genährt werden, bleibt aber eher auf dem Niveau, das bereits der Vorspann vorgibt, wo wir Versprecher und andere Hoppalas von Nachrichtensprechern geboten bekommen. Zugegeben: wenn man sich gerade diese Anfangssequenz bei der Pressevorführung auf Grund eines Fehlstarts gleich 3 Mal hintereinander ansehen musste, ist man womöglich gleich etwas voreingenommen gegen den ganzen Film.

Dabei macht die sympathische Elizabeth Banks auch noch in der größten Patsche eine gute Figur und könnte durch das gelbe Kleid zu einer ähnlichen Stilikone werden, wie Uma Thurman einst im gleichfarbigen Trainingsdress. Dank diesem modischen Plus gehen sich gerade noch 6 von 10 kleidsamen Punkten aus.

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