MENSCHEN ALS MÄUSE
Man sieht es nicht kommen. Man glaubt zwar, man tut es. Aber nein, es ist nicht so. Und je weniger man vorher, also durch Kritiken wie diese weiß, desto besser wird es, wird der Film funktionieren.
Sie sollten daher jetzt aufhören zu lesen und stattdessen ins Kino gehen. Auf den Weg sei zumindest schnell die Ausgangssituation des Films mitgegeben. Die liest sich ohnehin vertraut und wie viele andere des Horror-Genres:
Fünf College-Studenten stapeln sich in ein Wohnmobil und fahren übers Wochenende tief in den finsteren Wald. Ihr letzter Stopp an einer einsamen rostigen Tankstelle verbreitet bereits die Ahnung von Apokalypse: Der Tankwart ist ein unheimlicher Gesell und spuckt ihnen vor die Füße. Die kleine Hütte im Wald ist dann natürlich keine ordinäre Hütte im Wald. Sie ist ein diabolisches wissenschaftliches Experiment, von dem nur die Studenten leider nix wissen. Unter der Hütte ist nämlich ein Keller und unter dem Keller ein riesiges modernes Laboratorium mit Wissenschaftlern, die jedes Nasenbohren der Studenten (und auch ihre Körperwerte) auf Monitoren verfolgen, aufzeichnen, analysieren und die menschlichen Labormäuse manipulieren.
Die fünf Versuchskaninchen werden sich entscheiden müssen etwa für Zombies oder gegen Vampire. Das Ganze ist irgendwie auch eine Frage der nationalen Sicherheit. Aber das dann doch nur: irgendwie. "The Cabin in the Woods" hatte unter Fans bereits vor Kinostart mythischen Status. Produzent und Ko-Drehbuchautor ist nämlich Joss Whedon, Schöpfer von "Buffy, der Vampirjäger", "Angel" und anderen Kult-TV-Serien. Sein Langzeit-Kompagnon Drew Goddard (Autor von "Cloverfield") führte Regie. Die beiden nannten diesen Film einen "liebevollen Hassbrief" an Horrorfilme. Tatsächlich ist "The Cabin in the Woods" kein perfekter Film (vor allem nicht inszenatorisch), aber doch ein ungewöhnlicher. Seit der Kultsatire "Scream" hat kein Horrorfilm mehr mit den Erwartungen des Genres so lustvoll gespielt, sie derart clever unterwandert. Es ist ein Horrorfilm über Horrorfilme, ein Puzzle für Fans von Blut und Beuschel, die Anspielungen auf das Genre, Monster und Muster zusammensetzen und dabei ihren Spaß haben. Sieht man nämlich von einem echt beklemmenden Zungenkuss mit einem ausgestopften toten Wolf (samt fletschenden Zähnen) ab, gebiert "The Cabin in the Woods" mehr Grinsen als Gruseln.
Sie glauben jetzt, alles wäre bereits verraten, Sie hätten doch nicht weiterlesen sollen? Für einen normalen Horrorfilm ist dies tatsächlich Stoff genug , aber hier ist es nur der Anfang und es ist kein normaler Horrorfilm.