Filmkritiken

"Mein Fleisch und Blut": Psycho-Thrill Made in Austria

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10 3 6 17 21 4 9 12 1 11 5 5 17 3 8 …. Ach so, Moment bitte – ich schalte noch schnell den Geheimschrift-Modus aus, damit ich mich allgemein verständlich machen kann. Es wäre doch schade, wenn die Mitteilung untergeht, dass Michael Ramsauer ein wirklich guter Geschichtenerzähler ist und hier ein überzeugendes Kinodebüt vorlegt. Sein Psychothriller aus Österreich beginnt so, wie es sein sollte – ganz harmlos (sieht man einmal von berufsbedingtem Stress und einem Polizeieinsatz an einem Tatort ab). Der am Burn Out entlanggeschrammte Pressefotograf Martin wohnt mit seiner Frau und dem kleinen Tobias in einer ruhigen Gegend. Das Kind leidet zwar an einer Entwicklungsstörung und es ist nicht immer leicht für die Eltern, zu ihm durchzudringen - Grund zur echten Sorge besteht aber keiner. Als dann ins seit Langem unbewohnte Nachbarhaus unverhofft ein junges Pärchen zieht, scheint zunächst alles eine erfreuliche Wendung zu nehmen, weil die junge Frau nicht nur schön anzusehen ist, sondern auch einen guten Draht zu Tobias hat. Doch allmählich kippt die Vorstadtidylle immer mehr ins Bedrohliche.

EIne Hauptfigur mit Spürsinn

Immerhin stattet Regisseur und Drehbuchautor Ramsauer seine männliche Hauptfigur (Andreas Kiendl) mit recht guten Voraussetzungen aus, um in einer extremen Situation nicht den Kopf zu verlieren. Einerseits arbeitet Martins Bruder bei der Polizei, andererseits ist er selber Journalist, weshalb ihm das Detektivspielen nicht allzu schwer fällt: und so lässt er ein Autokennzeichen überprüfen, erhält Einblicke in Strafakten und kann ein Tagebuch entschlüsseln, das in Geheimschrift abgefasst wurde. Obendrein steht er auf Alleingänge und seine Nachforschungen führen ihn z.B. zu einem abgelegenen Bauernhaus in der tiefsten Provinz, wo Katholizismus noch so praktiziert wird, dass er eine todernste Angelegenheit ist, und ein Waldsee sein grausiges Geheimnis preisgibt.

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Ramsauer beherrscht das Handwerk und kann sich obendrein auf ausgezeichnete Darsteller verlassen. In der Rolle der jungen Nicole bringt es Lili Epply fertig, harmlos sympathisch zu wirken, kann aber schnell unberechenbar psychopathisch werden; und Nikolai Klinkosch tritt in seiner Erstlingsrolle als Kind mit Autismus-Verdacht bereits wie ein richtiger Schauspielprofi in Erscheinung.

Bei aller Professionalität lässt nur das aktuelle Filmplakat zu wünschen übrig und sollte dringend überarbeitet werden; andernfalls erwecken die unnatürlich geröteten Gesichter den Verdacht, als würde sich der Titel auf eine Fleischhauer-Operette beziehen - oder sind es doch eher Heurigenwirte?

8 von 10 Anspannungspunkten.

franco schedl

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