Filmkritiken

"Madame": Das Geheimnis von Gast Nummer 14

Altmodischer Aberglaube verursacht in dieser Gesellschaftskomödie einige Verwicklungen. Weil die reiche Amerikanerin Anne bei einer ihrer schicken Dinner Partys in ihrem Pariser Anwesen nicht duldet, dass der Tisch 13 Gedecke aufweist, befiehlt sie kurzentschlossen ihrem spanischen Hausmädchen Maria, als 14. Gast teilzunehmen. Sie staffiert die Widerstrebende mit einem ihrer eigenen Kleider aus, lässt sie vom noblen Frisör vorbehandeln und gibt ihr strikte Verhaltensmaßregeln mit auf den Weg: den Mund halten, keinen Alkohol anrühren und so wenig Aufsehen wie möglich erregen.

Unstandesgemäße Liebe

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Was die piekfeine Gastgeberin aber nicht vorhersehen konnte: ein wohlhabender britischer Kunsthändler wird an seiner geheimnisvollen Tischnachbarin Gefallen finden und die Bekanntschaft unbedingt fortsetzen wollen. Noch dazu hat ihm der schalkhafte Sohn des Hauses hinter vorgehaltener Hand anvertraut, dass die interessante Fremde inkognito zu bleiben wünscht, weil sie in Wirklichkeit eine hochgestellte Persönlichkeit ist. Und so hält der Verliebte sie für eine Adelige - was auch kein Wunder ist, denn Rossy de Palma (eine von Pedro Almodóvars Lieblingsdarstellerinnen) wirkt tatsächlich so, als wäre sie eine spanische Prinzessin aus einer längst vergangenen Zeit, die nur durch einen unglücklichen Zufall in unserem Jahrhundert gelandet ist.

Eine neurotische Chefin

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Toni Collette wird als überspannte High Society-Lady durch ihre aufblühende Bediente in eine Midlife-Crisis gestürzt, weil sich die festgefügte Grenze zwischen Herrschaft und Dienstboten zu verschieben droht. Daher muss sie schon mal mitten in der Nacht via Skype ihren Psychiater in New York für eine Sitzung konsultieren und kehrt der Angestellten gegenüber plötzlich die unangenehme Chefin hervor.

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Nach Marias Überzeugung liebt das Publikum zwar märchenhafte Happy Ends, bei denen sich das Paar nach allerlei Verwicklungen endlich zum finalen Kuss in die Arme fällt, doch für solche Romantik bleibt im wirklichen Leben kaum Platz.

Zwei Frauen und Harvey Keitel

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Madame“ ist eine Komödie der sozialen und erotischen Wirrungen, deren Dialoge oft von derart funkelnder Brillanz sind, dass sie ohne weiteres von Oscar Wilde stammen könnten. Der Film gehört zwar ganz den beiden Frauen, aber zumindest bekommen wir auch die Gelegenheit, Harvey Keitel endlich wieder in einer größeren Kinorolle zu sehen.

8 von 10 belegten Sitzplätzen

franco schedl