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"Lion": Oscar nominierter Kitsch

Nachdem der fünfjährige indische Junge Saroo nachts in einem Zug eingeschlafen ist, wacht er vierzehn Stunden später in Kalkutta wieder auf. Er ist gezwungen auf der Straße zu leben und versucht vergeblich, seine Familie wieder zu finden. Nachdem er in ein Waisenhaus gekommen ist, wird er von einem australischen Ehepaar ( Nicole Kidman und David Wenham) adoptiert. 20 Jahre später ermutigt ihn seine Freundin Lucy (Rooney Mara), seine Familie zu suchen. Mittels Google Earth und den Erinnerungen an seine Kindheit versucht er, seinen Heimatort ausfindig zu machen.

Kitsch

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Nur weil ein Schicksal tragisch oder berührend ist, heißt das nicht, dass man auch einen Film darüber machen sollte. Meistens ist es sogar besser, keinen Film darüber zu machen, da die Reproduktion tragischer Ereignisse selten der Realität Genüge tut und noch seltener als Erzählung ernst zu nehmen ist. Zweiteres trifft auf „Lion“ zu.

Der Film springt von einer kitschigen Szene in die nächste, ohne dem Zuseher dabei die Möglichkeit zu lassen, eigene Gefühle zu entwickeln, die losgelöst sind von der Streichmusik und den obdachlosen Kindern in Indien. Stellenweise erinnert der Film an Armutstourismus, bei dem einem vorgegaukelt wird, wie solidarisch Straßenkinder sind und dass etwas Milch ausreicht, um eine arme indische Familie glücklich zu machen. Der Film wirkt sehr konzipiert: er hat als einzigen Anspruch, das Publikum zu emotionalisieren und bedient sich der einfachsten Tricks, um das zu erreichen.

Kein Oscar-Favorit

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Nach dem Riesenerfolg von "Slumdog Millionaire" ist Dev Patel wieder einmal in einer Hauptrolle zu sehen und macht seine Arbeit nicht schlecht, bleibt aber gegen eine pathetische Inszenierung und einen miserablen Schnitt in den entscheidenden Szenen machtlos. Nicole Kidman hat trotz Oscar-Nominierung keine großen Momente und außer der großartigen Rooney Mara ist der restliche Cast durchschnittlich, was jedoch daran liegt, dass alle Figuren eindimensional und farblos sind. Das Team hinter "Lion" wird mit großer Wahrscheinlichkeit bei den Oscars leer ausgehen und sollte froh sein, überhaupt in den wichtigsten Kategorien nominiert worden zu sein.

Özgür Anil

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