"Life Guidance": Interview mit Fritz Karl
Diese Woche startet Ruth Maders Sci-Fi Drama, mit Fritz Karl in der Hauptrolle, in unseren Kinos. Die Geschichte rund um eine Gesellschaft, die nach dem "Optimalen" strebt, kann vor allem durch das futurisitsche Setting punkten. Wir haben mit Fritz Karl über die Macht des Kinos und Wien als Filmstandort gesprochen.
film.at: Wie sind Sie zu der Rolle des Alexander Dworsky gekommen? Gab es ein Casting?
Fritz Karl: Ja, ich wurde zu einem Casting eingeladen. Ich habe das Drehbuch gelesen und fand sowohl die Geschichte als auch die Figur von Dvorsky sehr interessant. Beim Castingprozess wurde vor allem ein Augenmerk auf die Figurenkonstellation gelegt, es war wichtig, dass man als Ensemble funktioniert.
In „Life Guidance“ spielen Sie einen entmenschlichten Familienvater, der durch die gesellschaftlichen Anforderungen an ihn zu zerbrechen scheint, sogar sein Weinen wirkt genau kalkuliert. Wie ist es Ihnen bei einem so reduzierten Spiel gegangen? Es gibt keine großen Gesten oder Gefühlsausbrüche, wie schwer war es für Sie, einen Menschen zu spielen, der nur durch seinen gesellschaftlichen Wert definiert wird?
Es war viel Arbeit. Die Schwierigkeit war es, trotz reduziertem Spiel die Emotionen dennoch zu transportieren. Ruth Mader wusste sehr genau, was sie wollte, deshalb konnte man sich der Arbeit hingeben. Ich denke, das Entscheidende bei so einem Projekt ist das Vertrauen zueinander. Die Regisseurin hatte eine klare Vision, was bei dieser Art von Inszenierung sehr wichtig für einen Schauspieler ist.
Haben Sie sich andere Filme oder Figuren als Vorlage genommen?
Am Anfang der Arbeit steht immer die verzweifelte Suche nach der Figur und man sucht nach Anhaltspunkten, an denen man sich orientieren kann. Man schaut sich im Genre um und sammelt Duftnoten und Geschmäcker auf, die man dann aber meistens über Bord wirft, weil man merkt, dass man etwas ganz Eigenes kreiert. Im Endeffekt ist man immer alleine mit der Regie, der Kamera und der Crew - und muss gebären.
Die Räume, in denen sich die Figuren bewegen, sind sehr steril und in der Architektur spiegelt sich ihre Innenwelt wieder. Hatten die Drehorte einen Einfluss auf Ihr Spiel?
Ja natürlich. Die Architektur ist ein zentraler Bestandteil des Films. Die Kontraste zwischen der „Life Guidance“-Zentrale und dem Arbeiterviertel erzählen viel über die Gesellschaft, in der die Figuren leben. In Deutschland wurde ich gefragt, wo wir denn die Kulissen gebaut hätten, doch der gesamte Film wurde auf Originalschauplätzen in Wien gedreht, was für Wien als Filmstandort spricht, da man sowohl futuristische Hochhäuser als auch klassische Arbeiterviertel hat.
„Life Guidance“ ist einer der politischsten österreichischen Filme des Jahres. Themen wie soziale Gerechtigkeit und Kindererziehung stehen im Kontext eines Systems, das sich als Ziel das „Optimale“ gesetzt hat. Trotz seines futuristischen Ambientes, weist der Film viele Parallelen zu unserer Gesellschaft auf. Glauben Sie, dass Filme uns auf Missstände in unserer Gesellschaft aufmerksam machen können?
Ja das glaube ich. „Life Guidance“ ist ein Science-Fiction Film, bei dem man während des Sehens die Parallelen zu unserer Gesellschaft erkennt. Nach den Vorstellungen kam es immer wieder zu Diskussionen zwischen dem Publikum, das seine Lebensrealität auf der Leinwand wiedererkannt hat. Es ist schön, wenn der Film für manche Zuseher ein Denkanstoß ist. Ich glaube nicht, dass er eine Revolution auslösen wird, aber ich denke durchaus, dass es Leute gibt, die zumindest über ihre Umstände nachdenken werden. Ob sie dann auch etwas in ihrem Leben verändern, weiß ich nicht.
Sie sind nun schon seit über 20 Jahren als Schauspieler tätig und weisen eine große Bandbreite an Rollen auf. Neben Ihren Arbeiten im Fernsehen sind Sie immer wieder in Kinorollen zu sehen. Wie sehr unterscheidet sich die Arbeit an einem Kinofilm von einem Fernsehfilm?
Die Dreharbeiten für „Life Guidance“ waren eine intensive Zeit. Es wurde sehr präzise gearbeitet und sehr viel eingefordert, was mich als Schauspieler sehr freut, denn eine „gmahde Wiesn“ bringt einen nicht weiter. Im Fernsehen ist der Zeitdruck ein ganz anderer. Ich bin in der glücklichen Position, dass ich mir die Projekte aussuchen kann, an denen ich arbeite und freue mich, auch im Fernsehbereich mit tollen Regisseuren wie Lars Becker oder Johannes Fabrick zusammenarbeiten zu können.
Özgür Anil