Filmkritiken

"Legend of Tarzan" auf Sat.1: Dschungel-Held kämpft mit Waltz

Dem unermüdlichen Lianenschwinger geht es ähnlich wie James Bond: er kehrt seit Jahrzehnten immer wieder mit neuem Gesicht auf die Kinoleinwand  zurück. In seiner aktuellen Inkarnation wird er durch den Schweden Alexander Skarsgård verkörpert, der sich Dschungel-Fitness antrainiert hat.

Zivilisierter Tarzan

Als die Geschichte beginnt, liegt Tarzans wilde Zeit bereits einige Jahre hinter ihm und er führt gemeinsam mit Jane ( Margot Robbie) ein standesgemäßes Leben als britischer Lord. Ein Veteran des Amerikanischen Bürgerkriegs (Samuel L. Jackson) hat aber überzeugende Argumente parat, um Lord Greystoke zur Rückkehr in die afrikanische Urheimat zu bewegen. Selbstverständlich bleibt auch Jane an seiner Seite, und bald hat Tarzan Gelegenheit, seiner Lieblingsaufgabe nachzukommen: Die Rettung der angebeteten Frau aus den Händen von Schurken (und zahllose versklavte Stammeskrieger werden gleich mitgerettet)

 

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Waltz kultiviert wieder das Böse

David Yates, Regisseur der vier letzten "Harry Potter"-Filme, ist eine sehr stimmige Produktion gelungen, die uns ins Jahr 1890 zurückversetzt. Abgesehen von der üblichen Romanze zwischen dem Traumpaar aus dem Dschungel bietet der Film nämlich zugleich ein Beispiel für Europas unmenschliche Kolonialpolitik im späten 19. Jahrhundert.

Leon Rom (Christoph Waltz) reist im Auftrag des bankrotten belgischen Königs Leopold in den Kongo, um dort rücksichtslos die Ausbeutung der Bodenschätze und Menschen in die Wege zu leiten. Aus unvorhersehbaren Gründen findet sich dann plötzlich noch ein weiterer Punkt auf seiner To-do-Liste: ‚Tarzan zur Strecke bringen‘, was der skrupellose Finsterling auch beinahe schafft.

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Unter den zahlreichen Schurken-Gestalten, die Christoph Waltz seit Beginn seiner späten Hollywood-Karriere mittlerweile verkörpert hat, zählt dieser belgische Herrenmensch zu jenen, die man so schnell nicht mehr vergessen wird. Waltz stattet die Figur mit etlichen kleinen Eigenheiten aus und erweckt sie so wirklich plastisch zum Leben. Der exzentrische Typ hat z.B. als besonderes Kennzeichen immer einen Rosenkranz ums Handgelenk geschlungen (und kann ihn im Bedarfsfall als tödliche Waffe einsetzen).

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Der Dschungel aus dem Studio

Das Presseheft verkündet stolz: "Gedreht wurde an Originalschauplätzen" – Moment: man sollte weiterlesen - "IN ENGLAND" (ein paar Filmminuten spielen nämlich in London). Ansonsten wurde in den Warner Bros. Studios von Leavesden in der Nähe Londons gearbeitet, denn weder der Dschungel noch die zahlreichen wilden Tieren sind real: Flora und Fauna wurden komplett im Computer zusammengebastelt. Aber wenn das Ergebnis so überzeugend ausfällt, gibt es daran nichts auszusetzen. Außerdem sind wir ja solche großflächigen Tricksereien spätestens seit dem "Jungle Book" gewöhnt; und die Gorillas wirken wie eine digitale Leihgabe aus "Planet der Affen".

Wirklich nervös könnte man aus einem anderen Grund werden: Die Zeit vergeht und vergeht … und Tarzans berühmter Schrei scheint diesmal auszubleiben. War er nur ein Mythos und hat es ihn niemals gegeben – oder hat ihn Tarzan in der Zivilisation verlernt? Nach bangen 90 Minuten erhalten wir endlich eine lautstarke Antwort auf diese Fragen.

3 1/2  von 5 Urschrei-Therapiestunden.

"Legend of Tarzan" ist auf Sat.1 am 19. März um 20:15 zu sehen.