Filmkritiken

"Kong: Skull Island": King Kong statt Vietcong

Tarzans ungehobelter Riesenbruder gibt wieder ein starkes Lebenszeichen von sich. Wer den wilden Affen reizt, braucht sich nicht wundern, wenn er von ihm gebissen (oder in Stücke gerissen) wird.

Er und seine prähistorisch anmutenden Tiergenossen leben auf der abgelegenen Insel mit der charakteristischen Totenkopfform schon seit Jahrzehnten ungestört durch die Zivilisation. Die letzte gröbere Ruhestörung hat 1933 stattgefunden und alle, die wissen wollen, was damals geschah, sollten sich den Schwarz-Weiß-Klassiker von Ernest B. Schoedsack oder die beiden farbigen „King Kong“-Neuverfilmungen von 1976 (John Guillermin) bzw. 2005 (Peter Jackson) anschauen.

 

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Vietnamverdächtige Affeninsel

Doch 1973 ist es mit der Ruhe auf Skull Island wieder vorbei, denn eine wissenschaftliche Expedition hat sich bis dorthin durchgekämpft und betritt das südpazifische Inselreich voller Gefahren und unglaublicher Kreaturen, bei denen die Wachstumshormone verrückt gespielt haben. Was nun passiert, lässt sich am kürzesten folgendermaßen zusammenfassen: Apocalypse Now im Jurassic Park.

Der Expeditionsleiter (John Goodman) hat nämlich eine militärische Eskorte angefordert und die Soldaten kommen gerade direkt aus Vietnam. Trotzdem sind sie nicht darauf vorbereitet, was nun auf sie wartet. Die Vietcongs mögen zwar zahlreicher gewesen sein, doch King Kong ist eindeutig der gefährlichere Gegner – immerhin kann er mit seinen Pranken ein ganzes Hubschraubergeschwader aus der Luft holen und hat auch noch ein paar andere Tricks auf Lager, wodurch er den Zorn des befehlshabenden Lieutenants Colonel Packard (Samuel L. Jackson) erregt.

Das führt zu pausenlosen Waffeneinsätzen, wobei immer schwerere Kaliber aufgefahren werden. Dummerweise stellt Kong aber gar nicht die eigentliche Gefahr dar, denn es gibt noch viel ungemütlichere hungrige Wesen vor Ort, gegen die der Riesenaffe ein guter Verbündeter sein könnte.

 

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Der größte Kong von allen

Regisseur Jordan Vogt-Roberts präsentiert Kong als perfekte Computer-Geburt und hat dem Gorilla noch dazu wirkliche Übergröße verpasst: dieses Wesen bringt es auf ehrfurchtgebietende 30m Körperlänge - keiner seiner filmischen Vorgänger war derart gigantisch. Aber zumindesteinennormalgroßen Einwohner hält die Insel dann auch noch bereit, da John C. Reilly als bärtiges Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg in Erscheinung tritt.

Bei aller Affenliebe - wir haben es hier mit keinem fantastischen Tier-, sondern in erster Linie mit einem grimmigen (Anti)kriegsfilm voll harter Dschungelkämpfe zu tun, was dem Affenspektakel eine eher unsympathische Note verleiht. Immerhin bleibt auch Zeit für ein paar zartere Gefühle, denn selbst in dieser haarigen Affenbrust schlägt ein Herz für Menschenfrauen - das stellt Kong angesichts der Kriegsfotografin Mason Weaver (Brie Larson) unter Beweis.

3 von 5 brustgetrommelten Wertungs-Tönen.