Filmkritiken

KEIN ZUM STERBEN GUTER FILM

In seinem fünften Abenteuer ist John McClane erstmals außerhalb Amerikas tätig und zwar in einem Land, wo er kein Wort versteht. Was macht der Detective überhaupt in Russland? Gibt es in seiner Heimat nicht genügend Gangster, mit denen er sich anlegen könnte? Die weite Reise hat einen familiären Hintergrund: Während McClane im vorherigen Film eine bereits erwachsene Tochter dazugewonnen hat, erfahren wir diesmal von einem Sohn, der angeblich wegen Auftragsmordes in einem Moskauer Gefängnis sitzt. Also bricht der Vater zu einer Rettungsmission auf, doch der Junior hat gar keine Hilfe nötig, weil er eigentlich für die CIA arbeitet und ganz nach dem Senior geraten ist. Zwar unterscheiden sich die beiden in ihrer Wesensart nicht unerheblich, aber die Liebe zu Gefahr und Waffen vereint sie wieder und so beginnen Vater und Sohn ziemlich schnell, langsam miteinander um die Wette zu sterben.

Der junge Australier Jai Courtney spielt McClane Jr. und man könnte sich schon fragen, ob mit diesem ebenso schlagkräftigen und schießfreudigen Mann nicht gleich ein möglicher Nachfolger für künftige Filme der Serie eingeführt werden soll. Das wäre keine gute Idee, denn ohne Willis geht einfach gar nichts. Mit ihm freilich auch nicht immer: dieses Werk bleibt deutlich hinter den vier Vorgängern zurück, woran auch eine Verdoppelung der McClanes nichts ändern kann. Bruce Willis anerkannte Schlagfertigkeit lässt ebenfalls zu wünschen übrig, was bestimmt nicht nur der deutschen Synchro anzulasten ist. Statt witzigen Sagern gibt er fast nur verzichtbare 0815-Wortmeldungen von sich, die manchmal bis zur Peinlichkeit dämlich sind. (Nur ein Beispiel von vielen: als ein Helikopter ein Gebäude unter Beschuss nimmt, in dem sich er und sein Filmsohn befinden, veranlasst ihn das zum wirklich weisen Kommando: „Wir müssen hier raus!“)

Im Zentrum der Handlung steht eine Verschwörung, bei der ein Diebstahl von Uran aus einem weltberühmten Reaktor eine Rolle spielt. Von russischen Gangstern gejagt, müssen sich die zwei McClanes den Weg von Moskau nach Tschernobyl freischießen, weshalb der Film über weite Strecken (abgesehen von einem Buddy-) zu einem Roadmovie wird. Der irische Regisseur John Moore entfesselt eine Materialschlacht der Superlative und nahm sich für das Zerstörungswerk richtig Zeit: ein Arbeitstag erbrachte manchmal nur drei verwendbare Filmsekunden und zum Drehen einer großen Autoverfolgungsjagd benötigte er volle zweieinhalb Monate, um den erzielten Totalschaden aus möglichst originellen Perspektiven einzufangen.

Hätten er und sein Team die Zeit doch bloß in ein besseres Drehbuch investiert und den Charme des legendären Charakters erfolgreich wieder aufleben lassen. Was sie uns stattdessen bieten ist ärgerliche Schrott-Action (noch unfreundlicher gesinnt, könnte man die Wortverbindung auch umkehren), mit der sie dem „Die Hard“-Label keinen guten Dienst erweisen. Bevor es womöglich noch schlimmer wird, sollten die Filmemacher McClane einen raschen Gnadentod gönnen.

7 von 10 kross gebratenen Schweinebacken (aber auch das nur, weil Bruce Willis wenigstens immer noch im blutbespritzten weißen Unterhemd auftritt).

Alle Inhalte anzeigen