KARPFEN AUF DEM GEHSTEIG
Von Alexandra Seibel
Dass Wien anders ist, hat sich ja schon oft bewahrheitet: Wien ist Heimstätte für Raunzer und Wichtigtuer, für Manager (die sich laut Lebensqualitätsstudie hier pudelwohl fühlen) und Künstler, Baumeister aus Rudolfsheim und Sandler aus Osteuropa, Studenten aus Darmstadt und alte Leute aus Simmering.
Unsere Stadt ist ein Biotop für skurrile Gestalten und das wird einem bei Ansicht dieses "ungewöhnlichen Stadtporträts" von Walter Größbauer wieder einmal so richtig bewusst. Da beglückt ein sichtlich essbegeisterter Klavierbauer aus dem 15. Bezirk seine Angestellten mit täglichem Fischessen auf dem Trottoir vor dem Geschäft. Man sieht ihn, wie er hingebungsvoll seine selbstgefangenen Fische schuppt und Gemüse schnipselt. Ein Passant auf dem Gehsteig wünscht der Runde "Mahlzeit!". Dann wäre da noch Christin, ein Mann, der sich besser als Frau fühlt und das erste Jedleseer Begegnungsfest organisiert. Und Max, der mit Niklas zusammenlebt und leidenschaftlich schneidert. Wir lieben sie alle.