Filmkritiken

Justice League: DC-Helden raufen sich endlich zusammen

Batman sei Dank! Das lange erwartete Team-Up der DC-Superhelden ist geschafft. Zur Erinnerung: Superman ist in "Batman vs. Superman: Dawn of Justice" im Kampf gegen Doomsday gestorben. "Justice League" schließt unmittelbar an diese Vorgeschichte an. Während Martha Kent (Diane Lane) und Lois Lane (Amy Adams) um den gefallenen Helden trauern, arbeitet Batman (Ben Affleck) daran ein Superhelden-Team auf die Beine zu stellen. Zum Glück für den Planeten, denn die befürchtete Bedrohung bahnt sich bereits an.

Spannendes Zusammenraufen der Helden

Alle Inhalte anzeigen Alle Inhalte anzeigen

Team-Building ist in jeder Gruppe ein ganz entscheidender Prozess. Nicht nur, aber gerade bei Superhelden-Teams. "Justice League" bietet diesem Zusammenraufen der Helden vor dem Hintergrund der gleichzeitig aufziehenden Bedrohung genügend Raum. Regisseur Zack Snyder verzichtet diesmal auf kryptische Traum- und Flashback-Szenen wie in "Batman vs. Superman" und erzählt eine erfrischend geradlinige Geschichte: Der erste neue Held im Team von Batman ist Barry Allen, alias "The Flash" (Ezra Miller). Im Zusammenspiel der Charaktere dient er vor allem als jugendlicher "Spider-Man"-Abklatsch, der für die Lacher sorgt. Wohl keine nachhaltige Strategie für einen eigenständigen "The Flash"-Film. Jedenfalls ist er sofort mit von der Partie, während Aquaman (Jason Momoa) und Cyborg (Ray Fisher) zunächst nicht mitspielen wollen. Doch die drohende Gefahr durch den Bösewicht Steppenwolf überzeugt schließlich auch die beiden Skeptiker. Wonder Woman (Gal Gadot) ist von Anfang an dabei.

Im Gegensatz zu "Marvel's Avengers" haben Aquaman, Flash und Cyborg in "Justice League" ihr Leinwanddebüt. Doch die kurze Einführung der Figuren ohne eigenen Kinofilm als Vorgeschichte funktioniert überraschend gut, auch wenn man die deutlich kürzere Laufzeit bedenkt: Mit rund 120 Minuten ist "Justice League" um gut 20 Minuten kürzer als "Avengers" und um 30 Minuten kürzer als "Batman vs. Superman". Das erfordert natürlich eine kompaktere Erzählweise. Aber gerade deshalb bleiben dem Publikum hier wohl Szenen wie der mit viel Häme der Fans überschüttete " Martha Moment" in "Batman vs. Superman" erspart. Der Spannungsaufbau bis zum Showdown funktioniert einwandfrei.

Blasser CGI-Schurke

Alle Inhalte anzeigen

Doch im Showdown rückt der größte Makel des Films in den Mittelpunkt: Die Visuellen Effekte und der Schurke Steppenwolf. Der Charakter Steppenwolf spielt schon in der Comic-Vorlage nur in der zweiten Liga – ist er doch nur der Handlanger des galaktischen Eroberers Darkseid (das DC-Pendant zum über mehrere Filme angekündigten Marvel-Bösewicht Thanos). Im Kino wird Darkseid zwar einmal erwähnt, ansonsten aber ersatzlos gestrichen (Gerüchte behaupten im Zuge der Überarbeitung des Films durch Joss Whedon). Letztlich keine schlechte Entscheidung, diesmal einen anderen Weg als Marvel einzuschlagen (nicht jedoch beimPost-Credit-Teaserdiesmal also noch ein wenig länger sitzen bleiben).

Für "Justice League" ist das Ergebnis jedoch ein von Anfang an wenig überzeugender Schurke von der Stange. Doch der Showdown wird nicht nur dadurch getrübt, sondern auch durch die für ein Produktionsbudget von deutlich über 250 Mio. $ unfassbar schlecht umgesetzten Visuellen Effekte (VFX). Steppenwolf ist komplett Computer-generiert und auch mit Blick auf die CGI-Umsetzung ( Computer Generated Imagery) unterdurchschnittlich. Das trifft leider auch auf das ebenfalls ziemlich generische Design des Helden Cyborg zu. Aber der Tiefpunkt der visuellen Einfallslosigkeit sind die lila leuchtenden "Wurzeln", die sich rund um den Ort des Kampfes ausbreiten (und dann nach dem Sieg über den Schurken auch noch erblühen?). Solche Effekte von der Stange erwartet man heute nur noch in Billigproduktionen. In einem Film dieser Größenordnung sind sie eher ärgerlich. VFX ist immer dann am besten, wenn man nicht merkt, dass sie zum Einsatz kommt. Bei "Justice League" ist oft das Gegenteil der Fall.

Neustart für DC-Helden im Kino

Alle Inhalte anzeigen

Insgesamt wirkt "Justice League" wie ein Intermezzo im sogenannten DC Extended Universe (DCEU). Und das ist es wohl auch. Nicht nur wegen des Wechsels von Regisseur Zack Snyder zu Joss Whedon, der nur als Drehbuchautor genannt wird. Nach der negativen Kritik an "Batman vs. Superman" und dem Erfolg von"Wonder Woman"ist auch eine Trendwende beim Look & Feel der DC-Filme zu erkennen. Die Kostümdesigns von Aquaman, Flash und Cyborg sind noch sehr vom Vorgänger "Batman vs. Superman" geprägt. Dieser orientierte sich am düsteren Style der höchst erfolgreichen"Dark Knight"-Trilogie von Christopher Nolan. Aber in vielen Bereichen scheint "Justice League" ein Übergang zu einem anderen, nicht ganz so kompromisslos auf den "Dark Knight" abgestimmten Look & Feel zu sein. Daran wäre nichts auszusetzen.

Erwin Schotzger