Jake Gyllenhaal ballt die Fäuste
Von Katrin Froestl
Southpaw ist ein Begriff, der gleich mehrere Bedeutungen inne hat; einerseits ist es ein umgangssprachlicher Ausdruck für einen Linkshänder, außerdem wird beim Baseball ein Pitcher, der mit links wirft als Southpaw bezeichnet und zu guter Letzt gibt es beim Boxen die Grundposition Southpaw Stance, wo man die rechte Hand und den rechten Fuß vorne hält und vorerst mit der rechten Hand mehrere sogenannte Jabs (red. Anm.: kurze, frontale Schläge ins Gesicht des Gegners) austeilt, um den Kontrahenten zu schwächen, daraufhin wird mit der linken Hand ein Kinnhaken versetzt. Außerdem ist Southpaw auch der neueste Film von Antione Fuqua („Training Day“, „Equalizer“): ein Boxerdrama, das - zumindest was die Technik des Kampfsportes betrifft - hohe Authentizitätsansprüche stellt.
Billy The Great Hope ( Jake Gyllenhaal) ist, um den Namen analytisch zu zerlegen, ein großer Boxchampion und gleichzeitig auch eine Figur, die ihre große Hoffnung auf ein Comeback niemals aufgibt. Seine Box-Technik besteht zunächst darin, eine Vielzahl von Schlägen einzustecken und seinen Gegenspieler dadurch müde werden zu lassen, um diesem dann in den letzten Runden des Kampfes den vernichtenden Knock-Out zu verpassen. Sehr zum Leidwesen seiner Frau Maureen (Rachel McAdams) und der gemeinsamen Tochter Leila (Oona Laurence), die bei jedem Kampf um das physische Wohlbefinden Billys bangen müssen. Nach einem tragischen Unfall stirbt Maureen unerwartet, wodurch Billy in einen selbstzerstörerischen Zustand voll aggressiver Schübe gerät. Es kommt zu einigen leichtsinnigen Handlungen, weswegen ihm auch zeitweilig das Sorgerecht für seine Tochter entzogen wird...
Erneuter Aufstieg
Billy - desillusioniert von der Illoyalität seiner engsten Vertrauten - muss nach dem Schicksalsschlag auf eigene Faust lernen, ein Pflichtbewusstsein zu entwickeln, da er vor Maureens Tod kaum Verantwortung übernahm und folgt dabei dem steinigen Pfad zurück an die Spitze, begleitet von seinem neuen Trainer und Mentor Tick Wills (Forest Whitaker).
Es ist unverkennbar, dass Kevin Sutter beim Schreiben des Drehbuchs von Marshall Eminem Mathers eigenen Vatererfahrungen beeinflusst wurde, welcher ursprünglich für die Rolle des Billy vorgesehen war. Nachdem sich Eminem mehr auf seine Musik konzentrieren wollte, wurde nach einem anderen Hauptdarsteller gesucht. Eminem bleibt jedoch immerhin beim Soundtrack vertreten. Die Filmemacher haben sich für den unglaublich wandelbaren Jake Gyllenhaal entschieden, der die Rolle fulminant gemeistert hat. Auch Forest Whitaker als besonnener Lehrmeister vollbringt eine hervorragende Leistung.
Wie ein echter, professioneller Kampf
Das Boxen in dem Film wirkt vor allem deswegen so realitätsnah, weil sich einige Mitwirkende in der Vergangenheit professionell, beziehungsweise semiprofessionell, mit dem Kampfsport auseinandergesetzt haben. Für die Dreharbeiten der Boxszenen wurden außerdem mehrere Kamerateams kollektiv eingesetzt, um das Outcome noch authentischer zu gestalten. Antoine Fuqua griff etwa auf das Kamerateam HBO Boxing zurück, um die Realität eines Boxkampfes so akkurat wie möglich wiederzugeben und parallel dazu arbeitete er mit Einstellungen des Kameramannes Mauro Fiore um die cineastische Perspektive einzufangen. Weitere Mitglieder dieser Sequenzen waren die legendären Boxsportkommentatoren Jim Lampley und Roy Jones jr.. Die Schauspieler wurden zusätzlich von dem legendären Boxtrainer und Kampfchoreographen Terry Calybon trainiert und geleitet, der mit seinem präzisen Auge Szenen kreierte, die einer echten Boxarena entspringen könnten.
Obwohl die eigentliche Handlung keine herausragenden Besonderheiten bietet, ist es trotzdem das dramatische Rahmenkonstrukt, das die Boxelemente des Filmes in ihrer Intensität um ein Vielfaches steigert. Das ergibt eine überzeugte Sehempfehlung, denn der Film ist ebenso wie der Soundtrack von Eminem: Phenomenal!
Billy The Great Hope geht bei uns mit 8 von 10 gewonnen Runden als eindeutiger Sieger hervor!