Filmkritiken

JÄGERMEISTER JAGT MONSTER

In „Pacific Rim“ gibt es keine Spaßtöter wie Terroristen, Zombies oder Killerviren. Sogar die Apokalypse wurde abgesagt. Stattdessen steigen herrliche Godzilla-Variationen aus dem tiefen Meeresgrund, zernagen brüllend die Golden Gate Bridge und prügeln sich ausgiebig mit gebirgshohen Blechriesen.

Nun klingt die Inhaltsangabe „Monster vs. Roboter“ auf den ersten Blick nicht gerade prickelnd. Schon gar nicht für jene, deren Trommelfelle noch von Michael Bays „Transformer“-Krachmachern geschädigt sind. Doch der mexikanische Regisseur Guillermo del Toro – der Welt seit seinen „Hellboy“-Filmen und „Pans Labyrinth“ mehrheitlich bekannt – fabrizierte echte Hingucker. Sowohl die Fressechsen, die sich durch Metall beißen wie durch Butter, als auch die blinkenden Kampfroboter liefern dank extravaganter Spezialeffekte tolle Schauwerte. Die Genre-typische (sprich: berechenbare) Story ist mit genügend Intelligenz angereichert, um die Zeit zwischen den langen Action-Sequenzen angeregt zu überbrücken. Und selbst den Darstellern – alles weder Stars aus Hollywoods A-Liga, noch psychologisch übermäßig durchformuliert – sieht man ganz gerne zu.

Der Del-Toro-Humor offenbart sich beispielsweise in Komiker-Duetten wie zwei streitenden Wissenschaftlern, die aussehen wie entfernte Verwandte von Dr. Frankenstein. Auch „Hellboy“ Ron Perlman mischt als Dealer von Monsterorganen mit – und trägt cooles Schuhwerk.

Zu den smarteren Aspekten der Geschichte gehört auch, dass immer zwei Menschen gemeinsam die Roboter bedienen müssen. Wie Ruderer in der Galeere stehen sie angeschnallt im Inneren der stampfenden Maschine – auch „Jäger“ genannt – und lenken deren Kampfbewegungen. Um die Effizienz zu steigern, sind die Gehirne der Kämpfer miteinander verbunden – und also auch deren Erinnerungen. Als nun der hübsche Jägermeister Raleigh Becket (Charlie Hunnam aus der TV-Serie „Sons of Anarchy“) die junge Japanerin Mako Mori als Ko-Kämpferin an die Seite gestellt bekommt, findet er sich plötzlich in deren Erinnerungen wieder. Als kleines Mädchen überlebte Mori als einzige ihrer Familie einen Monster-Angriff.

Dieses effektvoll horrible Flashback zählt zu den visuellen Höhepunkten in „Pacific Rim“; gleichzeitig lässt Del Toro in der japanischen Trümmerlandschaft Traumata bis hin zur Atombombe anklingen, die in den traditionellen Godzilla-Filmen ebenfalls immer mitschwangen.

Delirierende Farbspiele und glänzende, detailgierige Oberflächen begleiten den Kampf der Titanen zu Wasser und zu Land. Und als sich einer der Monster plötzlich in eine Art Flugsaurier verwandelt und mit mächtigen Flügelschlägen einen Jäger Richtung Himmel zerrt, sieht das ziemlich spektakulär aus. Wie Gemäldemalerei der Kino-Fantastik.

Eines muss man Del Toro wirklich lassen: Aus der faden Blockbuster-Formel „Monster vs. Roboter“ hat er mächtig viel heraus geholt.

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