HÖHLENMENSCHEN MIT LERNPOTENTIAL
Von Franco Schedl
Mit Familie Feuerstein kann man diese Sippe sicher nicht verwechseln - die Croods sind eher durchschnittliche Steinzeitmenschen. Soll heißen: sie leben in einer Gegend mit null Einkaufsmöglichkeiten und schlechter Infrastruktur; Parkplätze wären zwar genug vorhanden, aber leider ist noch nicht einmal das Rad erfunden. Sie haben auch nicht vor, an ihren bescheidenen Wohnverhältnissen etwas zu ändern, denn Papa Grug ist zwar ein ziemlicher Kraftlackel, zugleich aber von rücksichtsloser Vorsicht erfüllt: alles muss für ihn seinen gewohnten Gang gehen und sobald etwas von der Norm abweicht, gerät er in Panik.
Die Trägheit nützt ihm aber nichts, denn eines Tages bricht die vertraute prähistorische Welt buchstäblich auseinander und für den Familienclan beginnt ein Road Trip auf bisher unbetretenen Pfaden in einer schönen neuen Welt, die sehr bunt aber zugleich auch extrem gefährlich ist. Direkt aus dem Forschungslabor der Natur stammen seltsam farbenfrohe Mischwesen zwischen Bär & Eule oder Hund & Krokodil und was man unter einem Piranhasittich oder Mausfant zu verstehen hat, verraten die Namen wohl überdeutlich.
Um nicht ein Teil in der Nahrungskette dieser exotischen Fauna und Flora zu werden, ist Nomade Guy genau der richtigen Helfer, und das rebellische Töchterchen Eep findet in ihm auch gleich den Partner fürs Leben. Eine wirklich gute Wahl, da das junge Genie praktisch jeden Tag eine neue Erfindung zur Verbesserung der Lebensqualität präsentiert; abgesehen vom Feuer haben es Eep v.a. die sog. Schuhe angetan - und alle Frauen dieser Welt werden es ihr nachfühlen können. Zugleich bekommen wir auch noch den ersten Witz, die erste Sonnenbrille, die erste Fotografie und die erste dokumentierbare Midlife-Crisis der Weltgeschichte geboten; und Guys wortloser Weggefährte, ein Faultier namens Klammer, dient nicht nur als lebendiger Hosenträger für den Jungen, sondern hat bestimmt auch als Vorbild für den heutzutage nicht mehr wegzudenkenden Klammeraffen gedient.
Regisseur und Drehbuchautor Chris Sanders, dem wir bereits Lilo & Stitch und Drachenzähmen leicht gemacht aus dem Hause DreamWorks verdanken, griff diesmal auf eine Story zurück, die ursprünglich von John Cleese mitentwickelt wurde und bei einem solchen Ideengeber kann ja eigentlich gar nichts schief gehen. Die Abenteuer der Croods sind ein 90minütiges Lehrstück in Sachen Kampf ums Dasein, das Darwin selbst nicht besser hingekriegt hätte. So macht die Evolutionstheorie richtig Spaß und auf unserer - gar nicht neu erfundenen - Bewertungsskala vergeben wir 9 von 10 voll ausgewachsenen Mausfanten.