HEUTE OHNE GESTERN
Von Katrin Froestl
In Still Alice bekommt man eine höchst bemerkenswerte Julianne Moore zu sehen, die den Leidensweg einer Alzheimer-Patientin nachvollzieht!
Alice, eine angesehene Linguistik-Dozentin an der Columbia Universität in New York City, befindet sich in der Blütezeit ihrer Karriere als sie die niederschmetternde Diagnose erhält: sie leidet unter einer frühzeitigen, genetisch bedingten und sehr seltenen Form von Alzheimer.
Als Alice Arzt ihr die Hiobs-Botschaft überbringt, kommt erschwerend hinzu, dass auch ihre Kinder von der Krankheit betroffen sein könnten.
Im weiteren Verlauf des Films verfolgen die Zuseher den Verfall von Alice kognitiven Funktionen, ihre Art und Weise mit dem tragischen Schicksal umzugehen und das Leiden einer Person, die immer mehr den Bezug zu ihrer eigenen Identität verliert.Die Ehepartner Wash Westmoreland und Richard Glatzer, die als Regisseur-Duo fungieren, wagten sich an eine tragische Literaturverfilmung heran, obwohl Glatzer zu dem Zeitpunkt selbst die Diagnose der unheilbaren Nervenkrankheit ALS bekam. Vielleicht ist aber auch gerade das der Grund, weswegen das Ergebnis so lebensnah erscheint.
Julianne Moore spielt die Rolle der Alice par excellence und zu beanstanden bleibt lediglich Kristin Stewart, die ihre Figuren von Film zu Film ruhig etwas differenzierter anlegen könnte, um bei den Zusehern nicht den Eindruck zu hinterlassen, sie jedes Mal in demselben Charakter zu sehen.
Das Ende erfolgt überraschend abrupt, was bei genauerer Betrachtung die beste Entscheidung ist so einen Film abzuschließen, denn ein Happy End kann es bei Alzheimer vermutlich nicht geben.
Das Resultat ist ein bewegendes Drama, das nicht nach den Sternen greift, sondern wirklichkeitsnah schildert, wie es Menschen geht, die sich im Verlauf ihrer Krankheit irgendwann selbst vergessen haben.