Filmkritiken

"Hereinspaziert!": Flüchtlinge (und Klischees) sind herzlich willkommen!

Die Franzosen haben seit einigen Jahren ein besonderes Talent für Komödien entwickelt, in denen es vordergründig zwar um heiße Themen wie Fremdenhass und Chauvinismus geht, doch dafür wird alles so zuckersüß und unverbindlich erzählt, dass man nachher sagen kann: „,Nur keine Aufregung - so schlimm war’s gar nicht - eh alles gut - nichts ist passiert“ ; und die Zuschauer können stolz auf sich sein, weil sie mit einer wichtigen Problematik konfrontiert wurden und sich ganz souverän, aber mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, damit auseinander gesetzt haben (schließlich wurde ja alles leicht konsumierbar aufbereitet).

Romas auf dem gepflegten Rasen

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Und weil dieses Rezept so perfekt funktioniert, müssen wir uns 2018 auf eine Fortsetzung von „Monsieur Claude und seine Töchter“ gefasst machen. Bis es so weit ist, heißt es aber vorerst noch „Hereinspaziert!“. Derselbe Regisseur (Philippe de Chauveron), derselbe Drehbuch-Coautor ( Guy Laurent) sowie derselbe Hauptdarsteller (Christian Clavier) und derselbe Nebendarsteller (Ary Abittan) erzählen eine so ähnliche Geschichte - und zumindesteineHochzeit wird es auch hier geben. Bloß geht es diesmal nicht um multikulturelle Vorurteile, sondern es wurde nur eine Volksgruppe herausgegriffen: Roma. Ein gutsituierter Autor wird in einer Fernsehdebatte von einem Rechtspopulisten dazu gebracht, das zu tun, was auch Angela Merkel getan hat - eine Einladung auszusprechen: alle bedrängten Ausländer - speziell Roma - seien bei ihm daheim herzlich willkommen. Noch am selben Abend steht eine Roma-Sippe vor seinem Gartentor und damit hält das Chaos bei ihm und seiner kleinen Familie Einzug.

Eine Familie der Vorurteile

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Die vielköpfige Gast-Familie ist so, wie man sich das schon immer vorgestellt hat: ungebildet, unverschämt, diebisch, ungepflegt, ohne Tischmanieren, mit einem barbarischen Geschmack (Igel und Maulwürfe sind ihre Leigerichte) und archaischen Sitten (der Familienvater bedroht alle Männer mit dem Tod, falls sie seiner jungfräulichen Tochter auch nur einen längeren Blick zuwerfen). Der rechtpopulistische Bestsellerverfasser hingegen ist obendrein schwul, was die Drehbuchautoren offenbar als weiteren Beitrag zu seiner Widerlichkeit verstehen. Nachdem genügend Klischees bedient wurden, stellt sich dann plötzlich alles als gar nicht so schlimm heraus und es herrsch Friede, Freude, Verbrüderung und allgemeines Wohlbehagen. Der eigentliche Schurke ist sowieso ein Franzose, der sich bloß für einen Roma ausgegeben hat, weil er aus dem Schwindel kräftige Vorteile für sich herausschlagen wollte.

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Wie zeitgemäß die Geschichte ist, erkennt man leider daran, dass sich die FPÖ in ihrem aktuellen Wahlkampfvideo genau derselben Ausgangssituation bedient hat. Bloß wird ein Film wie „ Hereinspaziert!“ bestimmt nicht dazu beitragen, die rechte Hetze zu entkräften. Dafür müssten die Filmemacher das Thema schon wesentlich differenzierter angehen.

4 von 10 ungebetenen Gastpunkten