Filmkritiken

"Happy Family": Eine Familie zum Fürchten - aber schrecklich nett

Sieht so eine glückliche Familie aus? Der Vater ist aus Leichenteilen zusammengesetzt, die Mutter hat Durst auf Menschenblut, der am ganzen Körper behaarte Sohnemann heult den Mond an und die einbandagierte Tochter erinnert - nach ihren eigenen Worten - an dreitausend Jahre altes Gammelfleisch.

Familienverwandlung

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Dieser deutsch-britische Animationsfilm klingt nach einer farbenfrohen und dreidimensionalen Neuauflage der schwarzweißen „The Munsters“, aber eigentlich waren die Vier ursprünglich ganz normale Menschen wie du und ich, wenn auch nicht unbedingt eine typische Vorzeigefamilie, da zwischen ihnen ziemliche Spannung herrschte. Im Auftrag des entsetzlich einsamen Grafen Draculas (einer Mischung aus Entertainer, Batman und Bösewicht) wurden sie dann durch Hexenkunst in Monster verwandelt, was sie natürlich wieder rückgängig machen wollen und so ergibt sich zunächst mal eine recht witzige Hexen-Verfolgung der etwas anderen Art - obwohl die Szene unnötig in die Länge gezogen wird.

Kindergerecht gemachter Bestseller

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Zwischendurch gibt die mumifizierte Tochter hanebüchene Lebensweisheiten von sich. Einer ihrer Lieblingssprüche lautet: „Es kommt nicht darauf an, wie man aussieht, sondern wie man im Herzen fühlt“ bzw. als Variante „…wie man als Mensch ist“. Moment mal: hat etwa Paulo Coelho das Drehbuch geschrieben? Nein, die Geschichte stammt von Bestsellerautor David Safier. Bloß wurde dessen Romanvorlage, die sich in erster Linie an Jugendliche und Erwachsene richtet, nun durch Produzent und Regisseur Holger Tappe („Konferenz der Tiere“) in kindergerechte Form gebracht. Speziell für die Zielgruppe der lieben Kleinen hat man mit Draculas Fledermausgefährten drei komische Tierfiguren eingefügt. Auf eine detailliertere Figurenzeichnung muss man hingegen verzichten (und auch eine erotische Szene zwischen dem Blutsauger und der Familienmutter war nicht mehr erlaubt). Durch solche Umbauarbeiten ist zweifellos viel zu viel vom Geist des Originals verloren gegangen. In seiner jetzigen Form verbreitet der Film die meiste Zeit über eine eher angestrengte Lustigkeit; v.a. die Slapstick-Einlagen der tollpatschigen Mutter sind bald nur noch ermüdend.

Familienzusammenführung

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Nach verschiedenen Belastungsproben entdecken die monströsen Familienmitglieder schließlich, dass sie einander furchtbar gerne haben und alles wird gut. So sieht also eine glückliche Familie aus, und wir gönnen ihnen das Glück natürlich auch - bloß müssen sie uns nicht unbedingt daran teilhaben lassen. Immerhin scheint das Potential für eine Fortsetzung nicht allzu groß zu sein. Außer die Filmemacher verwenden diese Figuren, weil es mit der Familienzusammenführung so gut geklappt hat, dann als Sympathieträger für verschiedene andere Werbekampagnen und lassen sie zu Themen wie Tierschutz, Umweltbewusstsein, vegane Ernährung oder Hanffreigabe ein paar weitere Allerweltssprüche absondern.

6 von 10 monstermäßigen Glücksmomenten

franco schedl