Filmkritiken

"Hannah - Ein buddhistischer Weg zur Freiheit": Weltreise in spiritueller Mission

Wir hören hier von einem Mann, der es fertig bringt, für die Menschen in seiner Umgebung durchsichtig zu werden und von einem anderen, der nach Aufsetzen einer schwarzen Krone das Zeitgefühl der Anwesenden beeinflussen kann. Wie skeptisch man auch immer auf solche mentale Wunderleistungen reagieren mag - eines ist jedenfalls gewiss: wenn man mit Leib und Seele von einer Sache überzeugt ist, kann man enorme Kräfte aktivieren.

Vom Buddhismus fasziniert

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Die Dänin Hannah Nydahl bot dafür das beste Beispiel: ihr Leben wurde zur immerwährenden Weltreise im Dienst einer spirituellen Mission. Seit sie in den späten 60er Jahren gemeinsam mit ihrem Mann Ole in Nepal den Buddhismus für sich entdeckt hatte, besuchte sie in den folgenden 35 Jahren rund 80 Länder, um die Lehren dieser Weltreligion zu verbreiten und buddhistische Zentren zu errichten. Dabei führte sie ihr Weg auch in die Ostblockstaaten oder nach Südamerika, und das Aufsuchen von Krisengebieten brachte sie und ihre Begleiter immer wieder in heikle Situationen, etwas als sie in die Gewalt von Guerillas gerieten.
Nachdem Hannah 2007 sechzigjährig an Krebs verstorben ist, setzt Ole die Arbeit seiner Frau bis heute fort und ist gespannt, in welchen Inkarnationen sie im nächsten Leben aufeinandertreffen werden.

Ein langjähriges Filmprojekt

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Marta György Kessler (eine langjährige Reisebegleiterin Hannahs) und der britische Produzent Adam Penny haben es sich für diese 90minütige Doku nicht leicht gemacht: sie mussten Unmengen an Materialien sichten und unzählige Interviews führen; daher nahm die Verwirklichung des Films auch fünf Jahre in Anspruch.
Herausgekommen ist ein absolut sehenswertes - da exzellent geschnittenes - Werk, das eine dichte Textur aufweist. Über weite Strecken können wir übrigens Hannahs Originalstimme hören, die uns von ihrem Leben berichtet.

Buddhistische Konflikte

Buddhismus-Kundige werden zudem wichtige Informationen aus der jüngeren Vergangenheit erhalten, denn eine zentrale Stelle nimmt die problematische Suche nach dem Karmapa-Nachfolger (des höchsten Lamas einer Schule des tibetischen Buddhismus) ein. Wer nicht mit der Materie vertraut ist, wird zumindest erstaunt zur Kenntnis nehmen, dass friedfertige Buddhisten durchaus zu fanatischen Parteigängern werden können, wenn es darum geht, bestimmte Interessen zu verfolgen - das reicht bis zu Mordanschuldigungen und handgreiflichen Auseinandersetzungen während einer Einweihungszeremonie.

Aber solche unschönen Streitigkeiten prägen zum Glück nicht den Gesamteindruck: was zählt, ist die bewundernswerte Persönlichkeit einer rastlos tätigen Frau, von der wir uns dank dieser Doku ein gutes Bild machen können.

8 von 10 Reinkarnationspunkten

franco schedl