Filmkritiken

"Grüner wird's nicht...": Roadmovie mit Propellerantrieb

Die Rolle des gefühlsblockierten alten Grantlers hat Elmar ja schon in früheren Filmen perfektioniert – zum Beispiel in „Dreiviertelmond“; bloß war er damals als Taxifahrer noch auf vier Rädern unterwegs, während er diesmal die Luftwege bevorzugt. Der unabgekürzte Titel gehört nicht nur zu den längsten des Kinojahres, sondern liefert auch gleich eine gute Inhaltsangabe: „Grüner wird’s nicht, sagte der Gärtner und flog davon“.

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Vom Golfgrün ins Himmelblau

Das Leben des Gärtners Georg „ Schorsch“ Kemper gleicht einem Trümmerhaufen:  die Ehe funktioniert nicht mehr, die Beziehung zur Tochter ist mehr als unterkühlt und nun droht auch seiner Gärtnerei das Aus, da ein windiger Golfplatz-Betreiber eine hohe Rechnung nicht bezahlen will (angeblich hat Schorsch beim Rasen nicht den richtigen Grünton getroffen). Als der Gerichtsvollzieher kurz darauf tätig wird und Kempers geliebte klapprige Propeller-Maschine für gepfändet erklärt, reicht es dem Pechvogel endgültig und er fliegt spontan all seinen Problemen davon – mit Kurs aufs Nordkap, wo es angeblich so schön ein soll. 

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Protest im Häschenkostüm

Ob er sein Wunschziel tatsächlich erreichen wird, ist fraglich, weil er bei ein paar Zwischenlandungen interessante Menschen kennenlernt, die den Verlauf seiner Weiterreise entscheidend beeinflussen. Da gibt es vor allem Philomena: als Tochter eines adeligen Schlossbesitzers (Ulrich Tukur) hat sie eine ungeliebte Stiefmutter und will ihre Umgebung durch seltsames Verhalten – wie z.B. einen vorgetäuschten Selbstmord im Häschenkostüm – provozieren. Zu Schorsch fasst sie sofort Vertrauen, weicht nicht mehr von seiner Seite und geht mit ihm schließlich auch in die Luft. 

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Deutschland aus der Luft

Dieses Roadmovie auf Himmelsbahnen nach dem Roman des Kabarettisten und Schauspielers Jockel Tschiersch (er spielt hier den Gerichtsvollzieher) führt uns quer durch Deutschland: von Bayern nach Sylt bis Brandenburg. Wir lernen das Land dabei aus der Vogelperspektive kennen und die spektakulären Bilder sind ein wichtiger Grund, sich diesen Film anzuschauen. Einen zweiten Anreiz bieten die großartigen Darsteller: abgesehen von Wepper treffen wir hier vor allem starke Frauen, die wichtige Rollen spielen und den ratlosen Schorsch auf seinem späten Selbstfindungstrip mit etlichen guten Tipps oder sogar handfester Unterstützung versorgen.

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Frauen bieten Lebensweisheiten

Der junge Wildfang Philomena wird von der vielversprechenden Emma Bading verkörpert (erst kürzlich war sie als  „Meine teuflisch gute Freundin“ zu sehen); Gudrun Ritter tritt als lesbische Oma in Erscheinung, die auf den ersten Blick den Charakter von Menschen erkennt und dem Hobbypiloten unangenehme Wahrheiten ins Gesicht sagt; Sunnyi Melles hat eine Gastrolle als verführerische Schlossherrin, und Dagmar Manzel sorgt als lebenserfahrene Mechanikerin auf einem abgelegenen Flughafen für allerlei Gefühlsverwirrungen bei Schorsch. Diese exzellenten Schauspielerinnen müssen zwar oft recht banale Lebensweisheiten von sich geben, doch sie machen das so überzeugend, dass man gerne über manche Schwächen der etwas penetranten Feel Good-Handlung hinwegsieht – was umso leichter wird, weil die nächste Luftaufnahme bestimmt nicht lange auf sich warten lässt.

3 von 5 Propellerumdrehungen