Filmkritiken

"Greatest Showman": Auf der Jagd nach Sensationen

Nichts ist diesem Mann sensationell genug – sogar der denkbar dickste Mensch bekommt von ihm noch ein Polster unters Hemd gestopft, um das Publikum zu verblüffen.

P.T. Barnum als Unterhaltungsexperte

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Wer hat sich nicht schon einmal gefragt, wie eigentlich das Showbusiness erfunden wurde? Hugh Jackman liefert uns nun die Antwort darauf, indem er P. T. Barnum verkörpert. Dieser amerikanische Selfmademan, der es als ehemaliger Straßenjunge bis zu einer Audienz bei Königin Victoria brachte, hatte das Gespür, wie man Massen unterhält und stellte ein spektakuläres Programm zusammen, das eine Mischung aus Freakshow, Kabarett und vor allem Zirkus bot. Dabei galt es, etliche Widerstände zu überwinden, Leute für das Konzept zu begeistern, Geldgeber zu finden, und gegen Vorurteile anzukämpfen, denn die sehr speziellen Künstler (zu denen auch lange vor Conchita eine bärtige Sängerin gehört) stoßen nicht überall auf Gegenliebe und einige Leute sehen auf die Darbietungen verächtlich herab. Doch Barnum ist nicht nur ein großer Träumer, sondern hat zugleich das Zeug zum knallharten Geschäftsmann und versteht etwas von PR. Vom einflussreichsten New Yorker Kritiker geschmäht, nimmt er dessen abwertend gedachte Bezeichnung „Circus“ auf und schreibt das Wort stolz über das Portal seines Hauses – und später wird er dann auch den Zirkus in seiner heutigen Form kreieren. Außerdem geht er mit der ‚schwedischen Nachtigall‘ Jenny Lind (Rebecca Ferguson), die er nach Amerika geholt hat, auf Tournee und gefährdet dadurch sein Familienglück.

Ein gesangsfreudiger Jackman

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Wenn ausgerechnet die Macher eines Films über P.T. Barnum nicht wüssten, wie man das Publikum unterhält, hätten wir ein echtes Problem. Doch keine Angst:Der Film verfügt eindeutig über einen hohen Entertainment-Faktor, und Hugh Jackman erweist sich als erstaunlich gelenkiger Song- und Danceman. Dabei ergeben sich natürlich starke Vereinfachungen und auch ein paar heftige Kitschmomente, doch das verzeiht man einem Musical leichter, besonders wenn die Auftritte so großartig in Szene gesetzt werden.

Perfekte Inszenierung

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Die vielen perfekt choreografierten Gesangsnummern stellen oft wirklich kleine Kunstwerke dar: zu den Klängen eines der ersten Songs bekommen wir zum Beispiel gleich einen Zeitraffer über viele Jahre hinweg geboten und erleben mit, wie Barnum vom Kind zum Mann wird, der seine Jugendliebe (Michelle Williams) heiratet und eine Familie gründet. Und bei einer anderen Nummer wird eine unstandesgemäße Beziehung zwischen einem Mann aus reichem Haus (Zac Efron) und einer Trapezkünstlerin dadurch veranschaulicht, dass sich die Frau in der Manege immer wieder an einem Seil in die Lüfte erhebt und dem Geliebten entzieht, bevor der sich dann nach einem gewagten Sprung doch noch in ihren Armen wiederfindet. That’s Showbiz – sogar in der Liebe!

8 von 10 bärtigen Gesangskünstlerinnen

franco schedl