Filmkritiken

"Ghost Stories": Drei Versuche, uns das Gruseln zu lehren

Als Geist müsste man auf den britischen Inseln ein weites Betätigungsfeld finden, da Spukgestalten dort über eine alte Tradition verfügen; und wenn man ganz boshaft wäre, sollte man an Professor Philip Goodman vorüberschweben. Dieser Skeptiker hält nämlich nichts von paranormalen Erscheinungen und hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, das Übersinnliche entweder als gezielten Betrug oder als Sinnestäuschung zu entlarven.

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Ein Skeptiker trifft sein Idol

Zunächst sieht es freilich so aus, als würde der Wissenschaftler eine Doku über sein Leben vorbereiten, den er spricht von seiner Kindheit und führt uns alte Homevideos vor, um zu beweisen, wie strenggläubig sein Vater gewesen ist. Doch dann holt ihn die Arbeit wieder ein: ausgerechnet von seinem großen Vorbild, dem seit Jahren spurlos verschwundenen TV-Moderator Charles Cameron, wird er mit der Untersuchung von drei seltsamen Fällen betraut, die angeblich tatsächlich den Beweis erbringen sollen, dass es Spukphänomene gibt.

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Drei schreckliche Erlebnisse

Und so sucht Goodman nacheinander drei Männer auf, die Schreckliches erlebt haben: einem Nachtwächter, der aus unerfindlichen Gründen eine völlig verfallene Betonruine überwacht, hat auf seinem Kontrollgang in dem Gemäuer ein boshafter Kindergeist zugesetzt; ein Teenager musste bei einer Autopanne im dunklen Wald die Bekanntschaft mit einem unheimlichen Wesen machen, und ein snobistischer Banker wurde eines nachts in seinem abgelegenen Riesenhaus von einem Poltergeist geplagt. Wie die drei Geschichten miteinander in Zusammenhang stehen, zeigt uns dann ein überraschender Schlusstwist. Ohne zu viel zu verraten: das Spukreich setzt sich hier aus den üblichen Verdächtigen zusammen und die wirksamsten Quälgeister sind halt doch persönliche Schuldgefühle in Form von inneren Dämonen aus der Vergangenheit.  Und wir erfahren außerdem, was es mit einem immer wiederkehrenden Bildausschnitt auf sich hat, bei dem ein geöffnetes Fenster und im Luftzug flatternde Vorhänge zu sehen sind.

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Bühnenshow auf der Kinoleinwand

Die beiden Autoren und Regisseure Jeremy Dyson und Andy Nyman haben die Geschichte(n) ursprünglich als Theaterstück konzipiert und eine effektvolle Bühnenshow geboten, die so erfolgreich war, dass sie bis nach Australien touren konnte. Schreckmomente vor einem Live-Publikum zu inszenieren ist bestimmt eine größere Herausforderung, als sich auf altbewährte Filmtricks zu verlassen. Auf der Leinwand wirken diese Überraschungseffekte längst nicht mehr spektakulär, sondern gehören ohnehin zum Grusel-Standard. Dennoch bieten die drei prägnanten kleinen Geschichten alles, was Freunde der Gänsehaut zu sehen wünschen und verbreiten gerade durch ihre Einfachheit eine schön schaurige Stimmung. Ihre Zusammenführung mit dem Schicksal des skeptischen Professors kann aber nicht wirklich überzeugen.

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Martin Freeman in mehrfacher Gestalt

Die eigentliche Attraktion ist hier definitiv Martin Freeman: nachdem man zunächst lange auf ihn warten musste, kehrt er dann gleich mehrfach hintereinander zurück und hat ein paar wirklich skurrile Auftritte – etwa, wenn er ein merkwürdiges Baby, dessen Laufstall mitten auf Bahngleisen steht, mit Tierfutter versorgt. Das wirkt dann schon wie eine sehr spezielle Spielart des britischen Humors.

7 von 10 satten Babygeistern

franco schedl