Filmkritiken

"Free Fire": Hier kommt jede(r) zum Schuss

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Irgendwann in den späten 70ern geht in einer aufgelassenen Fabrik bei Boston ein Waffendeal über die Bühne, der sensationell schief läuft: bereits das Eröffnungsgespräch zwischen den irischen Käufern, dem geschniegelten Vermittler und den windigen Verkäufern steht unter keinem guten Stern. Obendrein werden von dem großsprecherischen Händler falsche Waffenmodelle angeboten. Als dann auch noch zwei Handlanger, zwischen denen es bereits am Vorabend zu einem handfesten Streit gekommen ist, erneut aneinandergeraten, führt das zu einer grandiosen Eskalation und das große Feuergefecht kann beginnen! Die abgestandene Fabriksluft wird plötzlich sehr bleihaltig. Unter Ausnutzung der dürftigsten Deckungen nimmt jeder jeden ins Visier (auch die eigentlich miteinander Verbündeten treffen irrtümlich schon mal die eigenen Leute).

Schießfreudige Schussopfer

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Bald liegt jeder mit mindestens einer Schussverletzung irgendwo in einer Ecke oder robbt durch den Dreck und nach einer kurzen Verschnaufpause zur dürftigen Wundversorgung geht’s auch schon weiter. Etliche unvorhergesehene Zwischenfälle treten ein – wie etwa weitere Schützen, von denen niemand (wirklich niemand?) etwas wusste oder ein klingelndes Telefon. Nach jeder neuen Runde sind die Reihen deutlich gelichtet und ob es hier überhaupt einen Gewinner geben kann (der begehrte Geldkoffer liegt zum Beispiel sehr einladend herum) wird jetzt natürlich nicht verraten.

Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist Brie Larsen als einzige Frau in dieser harten Männerrunde. Seit ihrem Durchbruch in „Room“ macht sie klugerweise von vielfältigen Rollenangeboten Gebrauch, die unterschiedlicher nicht sein könnten: gerade tritt sie im millionenteuren King Kong-Spektakel auf und ist nun zeitgleich in dieser kleinen Independent-Kostbarkeit zu sehen.

Grindhouse-Qualitäten

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Dieser Film könnte ohne weiteres aus einem der Fake-Trailer im „Grindhouse“-Doppelpack entstanden sein. Schließlich ist die Handlung ja in den 70ern angesiedelt – was sich in entsprechender Musik, coolen Klamotten und noch coolerer Haar- + Barttracht auswirkt. Auch der Vergleich mit einem anderen Tarantino-Werk drängt sich auf: Die Anklänge an „Reservoir Dog“ sind zweifellos gewollt, doch „Free Fire“ ist viel minimalistischer und die Handlung noch strenger reduziert (so kann etwa auf Rückblenden völlig verzichtet werden). Kurz gesagt: Furioses Kino voll tiefschwarzem und knochentrockenem Humor, das die Regeln eines Action-Shooters bis ins Extrem übersteigert.

Ein berühmter Produzent

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Das Erstaunliche an diesem Film ist nicht nur das unerhörte Tempo der Inszenierung, sondern vor allem das Alter des Regisseurs. Von der Story her würde man nämlich vermuten, dass sich hier ein junger Wilder in einem Erstlingswerk ausgetobt hat, doch Ben Wheatley ist mit 45 schon ein gestandener Mann und längst kein Unbekannter in diesem Metier: mit „Kill List“, „A Field in England“ oder „High-Rise“ hat er bereits ein paar Aufsehen erregende, unkonventionelle Werke vorgelegt. Für das aktuelle Projekt konnte er sogar Martin Scorsese begeistern, der das Geld für die Produktion herausgerückt hat - und das garantiert ohne vorgehaltene Waffe.

9 von 10 Kreuz- und Querschlägern

franco schedl

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