Filmkritiken

"Foxtrot": Tanz mit dem Maschinengewehr

Eines Morgens klopft es an der Tür von Daphna (Sarah Adler) und Michael (Lior Ashkenazi) Feldman. Es sind Soldaten des israelischen Militärs, die den Eltern die Nachricht über den Tod ihres Sohnes Jonathan überbringen. Daphna bricht zusammen und wird von Ärzten in einen künstlichen Schlaf versetzt. Der ehemalige Soldat Michael muss nun alleine mit seinem Schmerz zurecht kommen, da helfen auch die tröstenden Worte seines Bruders nicht. Mit einem Zuständigen der Armee werden die Details der Beerdigung geklärt. Schon bald nimmt die tragische Situation der Familie eine überraschende Wendung und die Trauer weicht der Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft.

Persönliches Erlebnis

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Foxtrot“ ist ein politisch brisanter Anti-Kriegsfilm, der einen kritischen Blick auf eine der geduldigsten Institutionen Israels wirft: die Armee. Regisseur Samuel Maoz diente selbst beim Militär und verarbeitete seine Erfahrungen bereits in seinem letzten Film „Lebanon“, mit dem er in Venedig den goldenen Löwen gewann. Sein neustes Drama hat seinen Ursprung ebenfalls in persönlichen Erlebnissen. Nachdem seine Tochter jeden Morgen zu spät aufwachte und jeden Tag mit einem Taxi in die Schule fuhr, reichte es Maoz eines Tages und er zwang sie mit dem Bus in die Schule zu fahren. Eine halbe Stunde nachdem sie das Haus verlassen hatte, hörte er im Radio von einem Terroranschlag auf die Buslinie, mit der seine Tochter in die Schule gefahren war. Er konnte sie telefonisch nicht erreichen und musste für eine Stunde mit dem Wissen leben, seine eigene Tochter in den Tod geschickt zu haben. In Maoz Fall nahm die Geschichte eine glückliche Wendung, doch die Erfahrung ließ ihn Jahre lang nicht mehr los.

Kunstfreiheit in Gefahr

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Das Drama wurde scharf von der israelischen Kulturministerin kritisiert. Sie werde das Filmfördergesetz ändern und keinen Projekten eine Förderung zusprechen, die sich negativ gegenüber dem israelischen Militär äußern. Eine Form von Zensur, die man bisweilen nur aus der chinesischen oder iranischen Filmbranche kannte. Maoz Anti-Kriegsdrama erzählt parabelhaft das Dilemma, in dem sich die israelische Gesellschaft befindet. Seine Mut zur Selbstkritik ist bewundernswert. Er hält dem Publikum einen Spiegel vor und konfrontiert die Zuseher mit unangenehmen moralischen Fragen, die sich aus einem komplizierten militärischen Konflikt ergeben.

Avantgarde

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Maoz beschränkt seine Erzählung dabei lediglich auf zwei Orte. Sein formaler Zugang ist visuell äußerst anspruchsvoll, aber an einigen Stellen zu selbstverliebt. „Foxtrot“ will sich mit allen Mitteln als Avantgarde-Film deklarieren und greift dabei zu oft auf symbolische Bilder und Metaphern zurück. Das Anti-Kriegsdrama erhielt in Venedig den großen Preis der Jury und kam in die Vorauswahl für die Oscars. Wer sich auf die sperrige Erzählweise einlassen kann, wird große Freude bei diesem visuell beeindruckenden Film haben.

8 von 10 Kamele

Özgür Anil