Filmkritiken

"Zeiten des Umbruchs": Gefühlskino im Schatten von Donald Trump

New York in den 80ern: Trotz der großen sozialen Unterschiede, die zwischen den beiden Klassenclowns Paul (Banks Repeta) und Jonathan (Jaylin Webb) liegen, sind die beiden unzertrennlich. Während Jonathan, ein Schwarzer aus ärmlichen Verhältnissen, bei seiner kranken Großmutter lebt, wächst Paul in einem bürgerlichen Haushalt von jüdischen Immigranten auf. Als es die beiden Zwölfjährigen mit ihren Späßen jedoch zu weit treiben, stecken Pauls Eltern ihn in eine Privatschule.

Dort lernt Paul eine völlig neue Welt kennen, die von Rassismus und Überheblichkeit geprägt ist. Hin- und hergerissen zwischen dem Druck, dazugehören zu wollen und das moralisch Richtige zu tun, findet sich Paul in einem Spannungsfeld wieder, dass nicht nur einen tiefen Einblick in seine Psyche gewährt, sondern auch die politischen Verhältnisse der USA beleuchtet.

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Politische Autobiografie

"Zeiten des Umbruchs" ist die Autobiografie des Regisseurs und Autors James Gray. Der 53-Jährige feierte internationale Erfolge mit Filmen wie "Ad Astra", "The Immigrant" und "Die versunkene Stadt Z". Genau wie seine Hauptfigur ist auch er im New York der 1980er-Jahre aufgewachsen und hat die sozialen Ungleichheiten hautnah erlebt.

Grays junge Jahre waren durch die Präsidentschaft von Ronald Reagan und den konservativen Wertvorstellungen der US-Gesellschaft geprägt, wobei er in "Zeiten des Umbruchs" offensichtlich nicht nur über die 80er, sondern auch über den jetzigen Zustand seines Heimatlandes reflektiert. Der Schulvorstand der Privatschule, in die Grays Eltern ihn als Kind steckten, war Donald Trumps Vater Fred C. Trump. Maryanna Trump, die Schwester des späteren US-Präsidenten, wird im Film von Jessica Chastain gespielt. Die Oscar-Schauspielerin bekommt einen Kurzauftritt, in dem sie eine flammende Rede vor der zukünftigen Elite des Landes hält.

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Authentischer Einblick

Vor allem die Gegensätze, mit denen Gray arbeitet, verleihen "Zeiten des Umbruchs" eine unglaubliche Authentizität. Mit seiner schmächtigen Statur und seiner blassen Haut wirkt Paul auf den ersten Blick eher wie ein Musterschüler, doch in ihm schlummert eine revolutionäre Seele, die bereit ist, veraltete Gesellschaftsnormen umzustoßen. Statt klassischer Musik begeistert er sich für Hip-Hop und bringt mit seiner Rebellion auch die Heuchelei seiner bürgerlichen Familie zum Vorschein.

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Anthony Hopkins in Höchstform

"Zeiten des Umbruchs" hat einen fantastischen Cast. Die Hauptrolle wird vom Kinderstar Banks Repeta gespielt, dem eine große Hollywood-Karriere bevorstehen könnte. Seine Mutter wird von Anne Hathaway, der Vater von Jeremy Strong und der Großvater von Anthony Hopkins dargestellt. Schauspielerisch bekommt man hier von allen nur das Beste geboten, wobei Altmeister Hopkins es auch mit humorvollen Dialogen schafft, das Publikum zu Tränen zu rühren.

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Letzte Bastion des US-Kinos

"Zeiten des Umbruchs" ist aus vielerlei Hinsicht ein wichtiger Film. Inhaltlich vertritt Gray ganz klar eine politische Haltung, ohne dabei den moralischen Zeigefinger zu erheben oder didaktisch zu werden. Er verbindet das Persönliche mit dem Politischen und stellt obendrein generationenübergreifende Verbindungen her, die zeitlos sind.

Der Film steht aber auch für eine Art des amerikanischen Kinos, das aktuell vom Aussterben bedroht ist. Durch die Dominanz der SuperheldInnen-Blockbuster geraten originelle Stoffe von visionären AutorenregisseurInnen immer mehr in den Hintergrund. Gray ist einer der wenigen Filmemacher, der auch noch mit mittelhohen Budgets seine künstlerische Integrität wahren kann.

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Auch wenn große gesellschaftliche Themen behandelt werden, ist "Zeiten des Umbruchs" pures Gefühlskino. Tränen, Humor, Musik, stimmungsvolle Bilder – einfach alles, was das amerikanische Kino zu bieten hat, findet sich hier wieder. Ein Film, der einen ins Herz trifft und noch lange nach dem Kinobesuch im Gedächtnis bleibt.
 

"Zeiten des Umbruchs" läuft derzeit in den österreichischen Kinos. Hier geht’s zu den Spielzeiten.