Filmkritiken

"Your Place Or Mine": Lohnt sich die Netflix-Romanze mit Witherspoon und Kutcher?

2003 teilen die beiden miteinander ein Bett, 20 Jahre später scheint das noch immer der Fall zu sein, doch der Schein trügt, wie uns nach wenigen Sekunden dank Split-Screen klar wird.

Debbie (Reese Witherspoon) und Peter (Ashton Kutcher) sind nicht mehr ein Paar, aber zumindest gute Freunde geblieben: Sie wohnt in Los Angeles und hat einen Sohn von einem anderen; er lebt in New York und ist - abgesehen von einigen Affären - immer solo geblieben.

Mit dieser visuellen Irreführung beginnt Drehbuchautorin Aline Brosh McKenna ihr Spielfilm-Debüt. "Your Place or Mine" ist auf Netflix zu sehen, derzeit sogar Platz Eins der Charts. Aber lohnt sich die RomCom tatsächlich?

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Ein neues "Liebe braucht keine Ferien"?

McKenna hat sich für diese Netflix-Produktion unübersehbar durch eine der berühmtesten RomComs unserer Zeit anregen lassen. Immerhin wird in "Your Place Or Mine" ebenso wie in "Liebe braucht keine Ferien" ein Wohnungstausch an weit entfernten Orten vorgenommen.

Aber da fangen bereits die großen Unterschiede an: Im Film aus dem Jahr 2006 waren es zwei Freundinnen (Kate Winslet und Cameron Diaz), die einen Tapetenwechsel nötig hatten und dadurch vielversprechende Männerbekanntschaften machen konnten.

Bei Netflix ist es hingegen das von Reese Witherspoon und Ashton Kutcher gespielte Duo selbst, welches die Wohnungen wechselt: Er soll sich eine Woche lang um ihren halbwüchsigen Sohn kümmern, der gegen fast alles allergisch ist; sie will einen Kurs absolvieren, um beruflich voranzukommen.

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Dauerkommunikation

Diese Ausgangslage ergibt die merkwürdige Voraussetzung, dass sich die beiden im Verlauf eines langen Films so gut wie niemals persönlich gegenüberstehen. Tatsächlich haben Witherspoon und Kutcher nur wenige Sekunden gemeinsame Leinwandpräsenz am Anfang und Ende. Stattdessen müssen Debbie und Peter praktisch ständig miteinander via Distanz kommunizieren und endlose Telefongespräche oder Videocalls führen, während sie sich mit Alltagsproblemen herumschlagen. Romantisch – und wir befinden uns in einer RomCom! – ist das nicht. 

Und obwohl die Zwei vorgeben, einander alles zu erzählen, ist das halt doch nicht so, denn die jeweiligen Wohnungen halten etliche Überraschungen parat: Was macht zum Beispiel das Manuskript eines dicken Romans in Peters - unbenutzten – Backrohr und was hat es mit dem aufdringlichen Nachbarn auf sich, der Debbies Garten fast Tag und Nacht betreut?

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Entscheidung in letzter Minute

Debbie und Peter setzen in dieser Woche wichtige Ereignisse in Gang und greifen ungefragt ins Leben des oder der anderen ein. Später stellt sich noch ein Love-Interest bei Debbie ein und sie muss sich in letzter Minute über ihre wahren Gefühle klar werden, obwohl sie eigentlich 20 Jahre Zeit dafür Zeit gehabt hätte.

Passenderweise findet das Finale dann auf den Transportbändern eines Flughafens statt, wo das Paar in entgegengesetzten Richtungen aneinander vorübergleitet. So bleibt das Trennungs-Motiv bis zuletzt bestehen.

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Flache RomCom

"Your Place Or Mine" ist eine flache RomCom, die weder sehr romantisch noch wirklich komisch ist. Stattdessen will sie es ihren Figuren schwer machen, zueinander zu finden, strapaziert damit aber bloß die Geduld des Publikums. Vielleicht aber erweist sich die geografische Distanz zwischen Whiterspoon und Kutcher ja ohnehin sogar als besser, weil sie ohnehin kein glaubwürdiges Filmpaar abgeben würden. Das hat man auch schon auf so manchen Red-Carpet-Fotos gesehen: Eine Chemie haben die beiden SchauspielerInnen nicht vorzuweisen. 

Auch die anderen Figuren sind oft einfach nur ärgerlich. Der von Steve Zahn gespielte Nachbar-Gärtner stellt einen von diesen zwanghaft komischen Nebencharakteren dar, die offenbar niemals in einer Komödie fehlen dürfen. Wie völlig überflüssig er eigentlich ist, erkenn man unschwer daran, dass der Typ weiterhin im fremden Garten herumlungert, obwohl die von ihm angebetete Frau gar nicht mehr anwesend ist.

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Erfreuliche Optik

Das Aufregendste an diesem Werk ist noch die Arbeit von Kameramann Florian Ballhaus, denn der geteilte Bildschirm ist eine wiederkehrende Besonderheit und meistens treffen wir die zwei Hauptfiguren in ähnlichen Situationen an: Einmal wirkt es sogar, als würden sie in derselben Badewanne sitzen.

"Your Place Or Mine" ist also höchst verzichtbar und es lohnt sich nicht, einzuschalten. Zugleich ist der Film aber auch eine verpasste Chance, denn mit ein paar Änderungen am Drehbuch wäre es der perfekte Film über eine Fernbeziehung in Corona-Zeiten gewesen. Schade.

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"Your Place Or Mine" ist auf Netflix verfügbar.

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