Filmkritiken

"Wildlife": Hier brennen nicht nur die Wälder

Montana in den 60ern. Nachdem Joes (Ed Oxenbould) Vater Jerry (Jake Gyllenhaal) seinen Job als Golfplatzangestellter verliert, hängt der Haussegen der Familie schief. Die Eltern streiten sich ununterbrochen und die Vorstadtidylle ist dahin. Als ein Waldbrand ausbricht, beschließt Jerry seinem verpfuschten Leben ein Ende zu setzen und als Feuerwehrmann etwas Sinnvolles für seine Gemeinschaft zu tun. Nachdem er seinen Sohn und seine Frau Jeanette (Carey Mulligan) verlässt, bricht er monatelang den Kontakt ab. Die Unsicherheit über die Rückkehr des Vaters trifft Joe besonders hart. Jeanette hingegen genießt ihre neu erlangte Freiheit und verfällt dem Nachtleben.

Romanadaption

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Wildlife“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Richard Ford und ist das Regiedebut von Schauspieler Paul Dano. Der US-Schauspieler feierte seinen Durchbruch mit der Indie-Komödie „Little Miss Sunshine“ und etablierte sich mit Meisterwerken wie „There will be Blood“ „12 Years a Slave“ und „Prisoners“ zu einem der gefragtesten Nebendarsteller Hollywoods. Nach einem ersten Versuch den Roman zu adaptieren, zeigte der 35 jährige seiner Freundin und Schauspielkollegin Zoe Kazan die erste Drehbuchfassung und wurde von ihr harsch kritisiert. Kazan hatte bereits einige Drehbücher geschrieben und unterstützte Dano bei der Adaption.

Arthaus

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Immer öfter zieht es Schauspieler auch hinter die Kamera. Ob Mel Gibson, Bradley Cooper oder James Franco, fast immer fokussieren sich Regisseure mit Schauspielbackground in ihrer Arbeit ausschließlich auf die schauspielerische Leistung der Darsteller vor der Kamera. Überraschenderweise legt Dano viel Wert auf eine präzise Kamera- und Schnittarbeit. Jede Einstellung ist wohlüberlegt und setzt sich oft aus mehreren Komponenten zusammen, die sich erst durch einen Schwenk oder eine Fahrt offenbaren. Sein Stil hat mehr Ähnlichkeiten mit dem europäischen als mit dem US-amerikanischen Kino. Passenderweise feierte „Wildlife“ seine Weltpremiere auf dem Sundance Filmfestival und eröffnete die Sektion Semaine de la critique in Cannes.

Carey Mulligan

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Neben einer wohlüberlegten Regiearbeit zeichnet sich das Familiendrama auch durch die fantastischen Leistungen der Darsteller aus. Carey Mulligan schafft es die, schwer nachvollziehbare Geisteswandlung ihrer Figur glaubwürdig darzustellen ohne dass man an ihrer psychischen Gesundheit zweifelt. Jungschauspieler Ed Oxenbould hat ein einzigartiges Gesicht, das er trotz weniger Regungen schafft, mit Bedeutung aufzuladen. Die lakonische Stimmung der Geschichte wird vor allem vom Mutter-Sohn Konflikt getragen. Leider ist Jake Gyllenhall als exzentrischer Vater eine Fehlbesetzung. Man nimmt ihm alleine durch seine Physis den schmierigen Caddie nicht ab. Steve Buscemi wäre hier wohl eine bessere Wahl gewesen.