Filmkritiken

"Tommaso": Wirrer Alltag eines Lebemanns

Tommaso (Willem Dafoe) ist ein Künstler Mitte 60 und lebt mit seiner Frau Nikki und der gemeinsamen sechsjährigen Tochter Deedee in Rom. Er schreibt gerade ein Drehbuch für seinen neuen Film und verliert sich dabei in manischen Ausbrüchen, die ihn immer mehr von seiner Familie entfremden. Wenn ihn das Schreiben zu sehr belastet, geht er zu den Anonymen Alkoholikern, besucht einen italienisch Kurs oder gibt jungen Frauen Schauspielunterricht. Das Portrait eines Lebemanns, der durch seine Exzesse versucht, jede Faser seines Körpers zu spüren.

Unkonventionell

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Die Charakterstudie folgt keinem konventionellen Erzählschema. Es gibt keine sich zuspitzenden Handlungsstränge oder Konflikte, die am Ende zu einer Katharsis führen, sondern Ansammlungen von Alltagsmomenten, die ein komplexes Bild eines gebrochenen Mannes zeichnen sollen. Durch die improvisierten Dialoge entstehen immer wieder kleine authentische Momente, die in einer strukturierteren Handlung keinen Platz gehabt hätten, aber leider fehlt den einzelnen Sequenzen oft die erzählerische Raffinesse, um das Interesse des Publikums über die ganze Laufzeit aufrecht zu erhalten.

Die Familie vor der Kamera

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Tommaso“ ist eine autobiografische Erzählung des Regisseurs Abel Ferrara. Sein Alter Ego wird von Willem Dafoe und dessen Familie von seiner Frau Cristina Chiriac und  seiner Tochter Anna Ferrara gespielt. Die Intimität zwischen dem Filmemacher und den Darstellern ist sofort spürbar. Die Kamera kommt ihnen immer wieder gefährlich nahe, aber bleibt in den Szenen im familiären Umfeld respektvoll, was man von der Inszenierung der Schauspielstudentinnen leider nicht behaupten kann. Der größte erzählerische Coup gelingt Ferrara in einem Ausbruch Tommasos, der mit einer Stehlampe schreiend durch die sonnendurchfluteten Gassen Roms läuft. Absurdität, die fasziniert.

Schauspielikone

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Ein Kinoerlebnis der etwas anderen Art, mit einem fantastischen Willem Dafoe in der Hauptrolle.