Filmkritiken

"Tiny Beautiful Things": Lohnt sich das Drama?

In unserer neuen Rubrik "Lohnt sich das?" stellen wir euch einmal wöchentlich einen Streamingtitel (Film oder Serie), der in aller Munde ist, vor, nehmen ihn genauer unter die Lupe und fragen für euch die altbekannte Frage: "Lohnt sich das überhaupt?" Lohnt es sich, dafür Zeit zu investieren? Ein Abo abzuschließen? Oder ein Abo zu beenden?

Diesmal: (Die ersten zwei Folgen von) "Tiny Beautiful Things" auf Disney+. 

Worum geht's in "Tiny Beautiful Things"? 

Clare (Kathryn Hahn) wollte als Jugendliche immer Schriftstellerin werden, doch durch den frühen Tod ihrer Mutter musste sie schnell erwachsen werden und sich von Tag zu Tag durchkämpfen, sodass nicht viel Raum für idealistische Berufswünsche wie der einer Autorin blieb. Als sie dann auch noch schwanger wurde, war ihr Leben als Altenpflegerin quasi besiegelt. Schließlich wird sie eines Tages von ihrem Mann vor die Tür gesetzt und sie übernachtet im Altenheim. Das Leben könnte quasi gar nicht mehr schlechter laufen ... 

Hier nimmt ihr Leben jedoch eine Wende, als sich ein Bekannter von ihr als eine Bloggerin namens Sugar enttarnt, die ihren Leser:innen Lebensratschläge erteilt. Er möchte, dass sie ihn ab sofort bei der Ratgeberkolumne "Dear Sugar" unterstützt und auf einmal scheint ihr Traum als Schriftstellerin auf eine verquere Art und Weise zum Greifen nahe. 

Die Disney+-Serie basiert auf dem gleichnamigen Bestseller von Cheryl Strayed, das sie aus ihrer eigenen Perspektive geschrieben hat und spielt sich auf zwei Zeitebenen ab. Einmal zur Zeit von "Dear Sugar" und einmal, als Clares Mutter Frankie (Merritt Wever) mit ungefähr 40 Jahren an Krebs stirbt. 

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Der brillante Cast von "Tiny Beautiful Things" 

"Tiny Beautiful Things" wird von der großartigen Kathryn Hahn getragen, die immer wieder in den Nebenrollen, die sie einnimmt, zu glänzen weiß. Marvel-Fans werden sie als Agatha aus "Wandavison" kennen, wo ihr nun ein eigenes Spin-off mit dem Titel "Agatha: Coven of Chaos" zuteil wird. 

Merritt Wever hat in der Netflix-Miniserie "Unbelievable" mit ihrer Performance als Detective Karen Duvall einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Für ihre Rolle in "Godless" und "Nurse Jackie" hat sie je einen Primetime Emmy gewonnen. So wie bereits zuvor in ihrer Karriere, liefert sie auch als Frankie in der Disney+-Serie eine gleichermaßen einfühlsame und mitreißende Performance ab. 

Sarah Pidgeon spielt in "Tiny Beautiful Things" die jüngere Version von Clare und damit die Tochter von Frankie. Sie war zuletzt in der Survival-Serie "The Wilds" zu sehen. 

Alle Schauspieler:innen tragen ihren Teil zu "Tiny Beautiful Things" bei und machen die Serie zu dem, was sie ist. 

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Emotional erschütterndes Drama

"Tiny Beautiful Things" erzählt eine ergreifende Geschichte, die eine nachhaltige Wirkung auf die eigene Gefühls- und Gedankenwelt hat: Die Verzweiflung von Clare ist durch und durch zu spüren. Sie verpasst einem immer wieder Gänsehaut und rührt einen zu Tränen. Obwohl sie nicht unbedingt ein Charakter ist, den man grundweg sympathisch findet, so ist sie doch sehr realistisch und nachvollziehbar gezeichnet. Dadurch bietet sich großes Identifikations- und Mitfühl-Potenzial. 

Während ihr Leben in der Gegenwart bereits in Trümmern liegt, wird der Schaden, der die Vergangenheit an ihrem Charakter und ihrer Psyche angerichtet hat, immer mehr sichtbar und entfaltet dadurch eine noch viel größere Zerstörungskraft. Insgesamt ist das Drama zwar langsam und leise erzählt, ergreift einen dafür aber umso mehr. 

Sozialkritisches Drama mit Tiefgang 

Clare kommt durch ihren Job als Altenpflegerin zwar ganz gut über die Runden, als ihr Mann sie jedoch vor die Tür setzt, um ihr eine Lektion zu erteilen, wird deutlich, wie wenig sie zum Leben hat und wie sehr sie von ihrem Partner abhängig ist. Die damit einhergehende Verzweiflung und Aussichtslosigkeit ist deutlich zu spüren. Mit einer schieren Schonungslosigkeit wird die alltägliche Verzweiflung Clares dargestellt und erinnert durch dieses tägliche "Über Wasser halten" an sozialkritische Dramen wie "Shameless", "Maid" und "Better Things". Hier standen alleinerziehende Mütter, oder welche, die dazu gemacht wurden, im Fokus der Erzählung und boten einen sowohl spannenden als auch niederschmetternden Einblick in das Leben der unteren Gesellschaftsschicht in den USA.

"Tiny Beautiful Things" geht in eine ähnliche Richtung und ist für jede:n interessant, der:die sich für solche filmischen Sozialkritiken begeistert. Auch wenn ihr neu in dem Genre seid, kann ich euch dieses nur wärmstens ans Herz legen, da man so einen Einblick in andere Lebensrealitäten erhält und mit einer anderen Perspektive auf die Privilegien von Job und Familie blickt. 

Die Serie thematisiert auch, wie es ist, den eigenen Traum aufgegeben und die Enttäuschung darüber, tief in sich vergraben zu haben. Sie gibt aber auch Hoffnung, dass es nie zu spät ist, sich der Verwirklichung des eigenen Traums zu widmen und erhält dadurch auch eine positive Note. 

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"Hello Sunshine"-Serie 

"Hello Sunshine" ist die Produktionsfirma von Reese Witherspoon, die sich darauf spezialisiert hat, Geschichten zu erzählen, in denen Frauen im Fokus stehen. "Gegründet von Reese Witherspoon, um zu zeigen, wo Frauen heute stehen und um ihnen zu helfen, einen neuen Weg zu finden.". So heißt es auf der Website von "Hello Sunshine". Hier lautet die Devise: "Qualität vor Quantität!" Das merkt man auch stark an der exquisiten Auswahl an Projekten, an denen die Produktionsfirma beteiligt war.

Hier ein paar Beispiele:

  • "Der Gesang der Flusskrebse",
  • "Big Little Lies",
  • "Little Fires Everywhere",
  • "Your Place or Mine",
  • "Truth be Told",
  • "Daisy Jones & the Six" und "The Morning Show".

In diesen Serien ging es meist um unabhängige, willensstarke Frauen, die sich einer großen Herausforderung stellen mussten oder eine besondere Lebensgeschichte zu erzählen hatten. Das ist vor allem deshalb besonders, weil heutzutage immer noch nur ein Drittel aller Spielfilme weibliche Personen zu ihren Protagonist:innen machen, sodass viel zu oft die Geschichte und Perspektive von Frauen nicht erzählt wird. Deshalb sind die Filme und Serien von "Hello Sunshine" etwas so Besonderes und Wichtiges. 

Wo kann man "Tiny Beautiful Things" streamen? 

Seit dem 07. April kann man sich "Tiny Beautiful Things" auf Disney+ ansehen. 

4 von 5 Sternen

Für Fans von: "Shameless", "Better Things", "Maid"