Filmkritiken

"They Cloned Tyrone" auf Netflix: Lohnt sich der Genremix?

In unserer neuen Rubrik "Lohnt sich das?" stellen wir euch einmal wöchentlich einen Streamingtitel (Film oder Serie), der in aller Munde ist, vor, nehmen ihn genauer unter die Lupe und stellen für euch die altbekannte Frage: "Lohnt sich das überhaupt?" Lohnt es sich, dafür Zeit zu investieren? Ein Abo abzuschließen? Oder ein Abo zu beenden?

Diesmal: "They Cloned Tyrone" auf Netflix. 

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Als der Drogendealer Tyrone bemerkt, dass eine neue Gang sein Revier in Anspruch nimmt, kennt er keine Gnade. Um seine Stärke unter Beweis zu stellen, bricht er einem neuen Dealer das Bein und fährt anschließend zum Zuhälter Slick, der ihm noch Geld schuldet. Doch als Tyrone Slicks Etablissement verlässt, wird er auf dem Parkplatz von Gangmitgliedern erschossen. Während viele Filme hier enden könnten, fängt “They Cloned Tyrone” erst richtig an, denn wie der Titel schon verrät wurde Tyrone geklont, deshalb wacht er am nächsten Morgen wieder auf, ohne von seiner Ermordung etwas zu wissen. 

Gemeinsam mit Slick und der Prostituierten Yo Yo macht er sich auf die Suche nach dem Geheimnis seiner Existenz und stößt dabei auf zahlreiche Skurilitäten.

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Genremix

“They Cloned Tyrone” ist ein wilder Genremix. Zu Beginn ist man mit einem harten Sozialdrama konfrontiert, das das Elend der Hauptfiguren in den Vordergrund rückt. Allmählich entwickelt sich die Handlung zu einer Detektiv-Komödie und landet schließlich im Sci-Fi-Genre. Diese Veränderung ist jedoch dank des einprägsamen Titels nicht allzu überraschend. Da der Film sich am Anfang jedoch viel Zeit nimmt, besteht die Gefahr, dass viele Aussteigen, bevor es überhaupt richtig losgeht, deshalb: Habt Geduld! 

Der Film behandelt auf metaphorische Weise die Probleme der Schwarzen Bevölkerung in den USA. Hohe Kriminalitätsraten, Armut und Perspektivenlosigkeit machen Millionen von Menschen zu schaffen und Regisseur Juel Taylor hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem auf den Grund zu gehen. Dabei findet er zahlreiche lustige Zugänge zu dem schweren Thema und sorgt mit pointierten Dialogen für viele Lacher.

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Verschwörungstheorie

Das große Manko des Films ist jedoch das Verschwörungs-Narrativ, das in der Mitte der Geschichte steckt. Die wichtige Kritik an strukturellem Rassismus wird hier zu einer Farce, in der die Schwarze Bevölkerung von der Obrigkeit willfährig gemacht wird. Wie Zombies streifen sie durch die Nacht und haben keinen eigenen Willen, da eine größere Macht alle Fäden in den Händen hält. Es entsteht ein Bild einer unsichtbaren Macht, die alles und jeden kontrolliert, nur man selber hat die Wahrheit mit dem Löffel gefressen – ein Narrativ, das weltweit für immer größere Polarisierung sorgt. 

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Polarisierend

Dabei macht “They Cloned Tyrone” so vieles richtig. Die Figuren sind facettenreich, das Milieu interessant und das Konzept spannend, doch leider verfällt Taylor in einen ermüdenden Pessimismus. Während Jordan Peele mit “Get Out” gezeigt hat, wie man Probleme von Schwarzen benennen und sie gleichzeitig ermächtigen kann, spielen hier die Figuren nur eine passive Rolle in ihrem Schicksal. Das hier stellvertretend für den Staat stehende übermächtige System wird für das trostlose Leben der Hauptfiguren verantwortlich gemacht und es wird Stimmung gegen eine Elite gemacht, die es mit allen Mitteln zu stürzen gilt. 

Die Geschichte kokettiert ständig mit weitverbreiteten Verschwörungsmythen und setzt dabei auch auf religiöse Motive als Heilsbringer. Der Fahrstuhl zur Wahrheit hinter den Klonen befindet sich in einer Kirche und Bösewichte betonen, dass sie einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben, fehlen nur noch Illuminaten, Freimaurer und die Rothschilds und man würde alles für ein Pseudo-aufklärerisches YouTube-Video halten. 

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Neben dieser wirren Weltsicht darf man sich aber auf großartige Darsteller:innen freuen. "Star Wars"-Star John Boyega spielt die titelgebende Hauptfigur. Mit goldenen Zähnen und im Schlabberlook ist er kaum wiederzuerkennen und zeigt hier, was für eine Bandbreite in ihm steckt. An seiner Seite brilliert Jamie Foxx mit einem pompösen Kleidungsstil und gibt hier auch die ein oder andere Gesangseinlage zum Besten. Teyonah Parris als die bauernschlaue Yo Yo sorgt genauso für Aufsehen wie der Gastauftritt eines Stars in der zweiten Hälfte des Films.

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Lohnt sich "They Cloned Tyrone"?

Für diesen Film braucht man Sitzfleisch: Der Anfang ist etwas langsam erzählt, doch mit der Zeit nimmt "They Cloned Tyrone" Fahrt auf. Wenn man auf unerwartete Wendungen steht und keine Scheu vor Filmen hat, die ins Absurde abgleiten, dann lohnen sich die zwei Stunden auf jeden Fall. Da der ganze Film in der Halbwelt spielt, sind die Bilder äußerst düster, weshalb man darauf acht geben sollte das Zimmer ausreichend zu verdunkeln, um genügend zu sehen.

3 von 5 Sternen

Für Fans von: Get Out, Midsommar, Don't Worry Darling