Filmkritiken

"The Kitchen: Queens of Crime": Mobster-Frauen auf dem Vormarsch

Wir schreiben das Jahr 1978. Kathy, Ruby und Claire haben eine Gemeinsamkeit, die ihr Leben prägt. Ihre Männer sind Mobster der irischen Mafia im New Yorker Stadtteil Hell's Kitchen. Kathy (Melissa McCarthy) scheint mit ihrem Mann zumindest oberflächlich glücklich zu sein. Sie ist Hausfrau und Mutter zweier kleiner Kinder. Claire (Elisabeth Moss) hat es weniger gut erwischt. Ihr Mann verprügelt sie regelmäßig, ihr Leben ist ein Gefängnis. Ruby (Tiffany Haddish) bleibt dieses Schicksal zwar erspart, aber als afro-amerikanische Ehefrau eines irischen Patriarchen wird sie nicht gerade hochgeschätzt. Ihrem Mann dient sie vor allem als Haussklavin und Pflegerin seiner alten Mutter. Von der derben alten Dame (Margo Martindale) bekommt sie dafür nur Verachtung.

All das ändert sich eines Abends als ihre Männer bei einem Raubüberfall verhaftet werden und für vier Jahre ins Gefängnis wandern. Für Kathy ist es ein Schock, für Ruby und Claire eher eine Befreiung. Doch alle drei stehen jetzt ohne Einkommen da, weil sie völlig von ihren Männern abhängig waren. Dem Gerede der irischen Mafia von der großen Familie folgen leider nur mickrige finanzielle Entschädigungen für den Einkommensausfall ihrer Männer, weil die Schutzgeldgeschäfte der Iren im Viertel gar nicht gut laufen.

 

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Mobster-Frauen booten ihre Männer aus

Die drei Frauen stehen vor dem Nichts. Es bleibt ihnen gar nichts anderes übrig als kreativ zu werden. Sie beginnen sich umzuhören, warum das Schutzgeld nicht mehr so üppig fließt wie früher. Wie sich herausstellt ergeben die drei Frauen ein nahezu perfektes Team: Ruby ist das Zuckerbrot: Sie versteht es bei Menschen Vertrauen zu wecken. Ruby ist die Peitsche: Sie verfügt über die notwendige Härte und coole Bestimmtheit, um den Kunden die Lage zu verdeutlichen. Und Claire? Sie bringt die Aggression und Gewaltbereitschaft mit, die in diesem Geschäft notwendig ist.

Zielstrebig übernehmen die drei Mafiosi-Bräute das Schutzgeldgeschäft, was den Männern natürlich ziemlich sauer aufstößt. Bald sehen sie in der weiblichen Konkurrenz eine Kriegserklärung. Das von Anfang an gewagte Spiel wird zu einem Kampf um Leben oder Tod.

 

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Mehr B-Movie-Action als Mobster-Drama

"The Kitchen: Queens of Crime" ist wie ein Mafia-Drama von Martin Scorsese, in dem die zentralen Männerrollen mit Frauen besetzt sind. Allerdings wird in dem Regiedebüt der Drehbuchautorin Andrea Berloff ("Straight Outta Compton") die epische Dichte durch einen eher plakativen, comic-haften Erzählstil ersetzt, der teilweise an Blaxploitation-Filme erinnert. Auch das bunte Kinoplakat setzt ganz auf diese 70er-Jahre-Referenz. Obwohl der Film auf der gleichnamigen Graphic Novel von Vertigo, einem Imprint von DC Comics, basiert, hätte ein nicht ganz so hastiger, weniger geraffter Erzählstil der Mobster-Story gutgetan: Oft kommt der Gedanke auf, dass die Frauen mit ihren Plänen zu einfach durchkommen. Dann taucht plötzlich ein mysteriöser Fremder (mit außergewöhnlichen Fähigkeiten) als Retter aus dem Nichts auf. An manchen Stellen hat man das Gefühl, wie in einem Comic von Panel zu Panel zu springen. Das geht auf Kosten der Spannung. Die Sache wird zwar heiß, es kommt aber nie die drückende Stimmung eines Crime-Thrillers auf. Vielmehr fühlt sich "The Kitchen" wie ein Actionfilm an.

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Dieses Manko wird teilweise durch die gute Besetzung ausgebügelt. Nicht nur McCarthy, Haddish und vor allem Elisabeth Moss ("The Handmaid's Tale") überzeugen. Auch die Nebenrollen sind durchwegs gut besetzt, etwa mit Domhnall Gleeson als verliebter Mafia-Killer.

Insgesamt ist "The Kitchen: Queens of Crime" ein kurzweiliger und überraschend gut gelungener Gangsterfilm mit starken Frauen in typischen Männerrollen und erfrischendem B-Movie-Flair.

"The Kitchen: Queens of Crime" ist derzeit auf Netflix verfügbar.