Filmkritiken

"The Gentlemen": Guy Ritchie macht wieder gekonnt auf Gangster

The Guy is back in town! Die Stadt heißt natürlich London und der Typ, von dem die Rede ist, hört auf den klingenden Namen Guy Ritchie. Ohne ihn würde Jason Statham vielleicht noch immer im Wasser planschen, statt im Kino als einer der letzten Action-Superstars böse Buben zu vermöbeln. Wer temporeiche Actionthriller mit redseligen Typen und kniffligen, aber nervenzerfetzend inszenierten Plots liebt, denkt natürlich sofort an … ja, gut … Quentin Tarantino. Aber dann kommt gleich Guy Ritchie, der zumindest rund um das Jahr 2000 als die britische Version des Erstgenannten galt: "Bube, Dame, König, grAs" (1998) und "Snatch – Schweine und Diamanten" (2000) haben Kultstatus im Actiongenre.

Warum diese kleine Geschichtsstunde in Sachen Actionkino? Ganz einfach. Seitdem ist viel Zeit vergangen. Heute ist Ritchie eher als ehemaliger "Mr. Madonna" und als Regisseur solide inszenierter Auftragsarbeiten wie zuletzt "Aladdin" bekannt.

Mit "The Gentlemen" kehrt Guy Ritchie zurück zu seinen Wurzeln: Schräge Geschichten aus der Londoner Unterwelt mit erfrischendem Schmäh, großartigen Schauspielern und smartem Plot. Wie schon gesagt: The Guy is back in town!

 

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Matthew McConaughey als gewiefter Drogenbaron

Sein Studium auf der ehrwürdigen Oxford University hat der US-Amerikaner Mickey Pearson (Matthew McConaughey) nie abgeschlossen. Doch dort hat er enge Bande zur britischen Aristokratie geknüpft und mit Blut und Schweiß ein Imperium aufgebaut. Blut im wahrsten Sinne des Wortes. Im Vereinten Königreich ist Mickey der unumstrittene Platzhirsch im Marihuana-Business. Aber von nichts kommt nichts. Mickey hat den Ruf eines Mannes, an dessen Händen Blut klebt. Doch das stört ihn nicht. Seine Maxime lautet: Der König des Dschungels darf nicht den geringsten Zweifel daran aufkommen lassen, dass er es auch ist.

Nun will sich Mickey aber aus dem schmutzigen Geschäft zurückziehen und sich mit seiner ebenfalls geschäftstüchtigen Frau Rosalind (Michelle Dockery) zur Ruhe setzen. Für saftige 400 Mio. Pfund will er sein Haschisch-Imperium an den jüdischen Milliardär Matthew Berger (Jeremy Strong) verkaufen. Darin sieht wiederum der aufstrebende Triaden-Emporkömmling Dry Eye (Henry Golding) eine Schwäche, die er für sich nutzen will.

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Mickeys rechte Hand Ray (Charlie Hunnam) hat daher alle Hände voll zu tun, um keine falschen Eindrücke entstehen zu lassen. Denn Zweifel bedeutet Chaos und Chaos ist schlecht fürs Geschäft – und für die Gesundheit.

Zu allem Übel wird Mickey auch noch vom schmierigen Schmalspur-Schnüffler Fletcher (Hugh Grant) erpresst, der von Big Dave (Eddie Marsan) auf Mickey angesetzt wurde. Der Herausgeber einer gefürchteten Boulevardzeitung hält sich für gefährlich. Ihm ist leider nicht ganz klar, mit wem er sich angelegt hat.

 

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Großartiges Ensemble an Figuren und Schauspielern

Der neue Film von Guy Ritchie begeistert nicht nur durch einen ausgeklügelten Action-Plot wie in alten Tagen, sondern auch durch eine grandiose Besetzung bis in die kleinsten Rollen. McConaughey ist die perfekte Besetzung für den supercoolen Amerikaner in Good Old Britain, der niemals die Beherrschung verliert. Ray, mit genervter Gelassenheit von Charlie Hunnam ("Sons of Anarchy") verkörpert, ist Mickeys Mann fürs Grobe. Blöd nur, dass er – wie sein Boss – einen gehobenen Lebensstil pflegt und es gern ordentlich und sauber hat. Michelle Dockery spielt die Gemahlin des Marihuana-Paten mit cooler Noblesse. Ein Faible für Jogginganzüge haben der Coach (Colin Farrell) und seine Streetfighter-Jungs. Der Coach steht durch einen dummen Fehltritt seiner Schützlinge in der Schuld von Mickey.

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Die wohl ungewöhnlichste Rolle seiner Karriere hat diesmal wohl Hugh Grant abgestaubt. Seine Figur ist der schmierige Schnüffler Fletcher. Er steht im krassen Kontrast zur bürgerlichen Nettigkeit, für die der Rom-Com-Mime bekannt geworden ist. Leider geht in der deutschen Synchronfassung der schräge Dialekt verloren, den Fletcher spricht. Das gilt zwar auch für alle anderen Darsteller, ist aber bei Grant besonders schade. Denn der heruntergekommene Schnüffler erzählt den Film sozusagen in Rückblenden.

Durch diese Rahmenhandlung kommt man sich im Kinosessel gelegentlich vor wie am Beifahrersitz eines durchgeknallten Chauffeurs, der ständig aufs Gaspedal tritt, nur um gleich wieder eine Vollbremsung einzulegen. Und wieder Gaspedal. Und Vollbremsung. Als Beifahrer nervt so ein Stil, im Kino gewöhnt man sich schnell daran.

"The Gentlemen" ist ein Pflichttermin für Fans von originellen, temporeichen Actionfilmen mit großartiger Besetzung. Zwar kommt Guy Ritchie nicht ganz an den verwegenen Schmäh seiner beiden Action-Kultfilme heran. Aber er liefert eine spektakuläre Achterbahnfahrt mit einem Ideenreichtum und einer Detailverliebtheit wie man sie in Zeiten generischer Superhelden-Action im Kino nur noch selten zu sehen bekommt.