"The Batman": Warum der DC-Krimi besser als "Dark Knight" ist
Von Lana Schneider
Reeves hat mit Robert Pattinson als Bruce Wayne in "The Batman" den dritten Batman der aktuellen Zeit (Ben Affleck in "Justice League" und "The Flash", sowie Michael Keaton in "The Flash") geschaffen und zeigt dennoch andere Facetten des DC-Superhelden.
Denn dieser Batman ist seit etwas mehr als einem Jahr in Gotham aktiv im Kampf gegen das Böse tätig – und ist mit sich und seiner Arbeit nicht zufrieden. Er will Vergeltung, doch kann in so einer großen Stadt nicht überall gleichzeitig sein. Wenigstens eilt ihm sein Ruf voraus: Die auf den Himmel projizierte Fledermaus ist hier nicht nur ein Hilferuf, sondern auch ein Warnzeichen für Kriminelle – denn das Zeichen schürt Furcht vor dem dunklen Rächer, der offenbar jederzeit aus dem Schatten treten kann.
Da er in seiner Karriere als Batman aber noch ganz am Anfang steht, vertraut ihm niemand außer Leutnant Jim Gordon, der hier von Jeffrey Wright verkörpert wird. Gordon arbeitet mit ihm ganz offen und ehrlich zusammen, und holt ihn schließlich zum Tatort eines Mordes, der die politischen Strukturen in Gotham während der Wahlen zum/zur BürgermeisterIn zum Beben bringt: Der Riddler hat den aktuellen Bürgermeister ermordet und am Tatort ein Rätsel für Batman hinterlassen.
So wird aus dem Superhelden-Film schnell ein Film Noir voller Geheimnisse, Intrigen und Verbrechen, bei dem das Publikum den Batman sowie Gordon beim Lösen des Kriminalfalls rund um den Serientäter Riddler begleitet. Dabei ist dieses ungleiche Duo auch nicht vor Fehlern gefeit – denn jedes Rätsel, das der Riddler hinterlässt, birgt natürlich auch die Gefahr, fehlinterpretiert zu werden. Die immer wieder relativierten Spuren erklären auch eine Spielzeit von drei Stunden. Die werden keinesfalls als zäh wahrgenommen, abkürzen hätte man die Verirrungen bei den Ermittlungen aber schon.
Nachtaktiver Detektiv
Die DC-Fledermaus wird in dieser Version so düster und leidend porträtiert wie nie zuvor: Milliardär Bruce Wayne zeigt sich sowieso kaum – und wenn, dann hauptsächlich zuhause mit fettigen Haaren, zahlreichen Wunden und verschmiertem Kajal – denn wenn er seine Maske abnimmt, verliert er keine Zeit, direkt an seinem Fall weiterzuarbeiten. Ohnehin verbringt er seine Zeit liebend gern in seiner Fledermaus-Höhle und duldet maximal Alfred Pennyworths (Andy Serkis) Präsenz.
Wayne bezeichnet sich als “nachtaktives Tier” und setzt auf Sonnenbrillen, weil ihm das Tageslicht nach seinen nächtlichen Abenteuern wohl zu hell erscheint. Pattinson zeigt einen Batman, dessen reale Identität mit der des Superhelden immer mehr verschmilzt, mehr der Rächer als der reiche Wohltäter ist, und schafft so einen düsteren Charakter voller Unsicherheiten.
Alte Bekannte
Bei den Nachforschungen treffen Batman und Gordon auch auf bekannte Figuren aus den DC-Comics beziehungsweise vorhergehenden Batman-Filmen: der Pinguin (fast unkenntlich gemacht: Colin Farrell), Carmine Falcone (John Turturro) und Catwoman (Zoë Kravitz) kreuzen Batmans Weg, als er versucht Verrat, Machtmissbrauch, Korruption bei der Polizei und in der Politik aufzudecken.
Auch diese Charaktere zeigen ihre düsterste Seite, so greift der Riddler statt einem Kostüm mit Fragezeichen lieber auf eine furchteinflößende Militärmaske zurück und gibt sich nicht als Witzfigur, sondern viel eher als Wahnsinniger mit brutaler Mordlust und fatalen Ideologien.
Der Riddler beschreibt sich und den Dunklen Ritter als "Team", da er durch Batmans detektivische Arbeit auch der Öffentlichkeit die verdorbenen Strukturen und Verbrechen in Gotham zeigen will. Eine wichtige Rolle spielen dabei Nachrichten im Internet, die auch in den Medien großes Interesse erzielen und somit einer breiten Masse zugänglich gemacht werden. Welche Gefahren das mit sich bringt, muss nicht erst “The Batman” aufzeigen, das weiß man ohnehin schon selbst.
Kravitz’ Catwoman kommt im Gegensatz zu Anne Hathaways Darstellung 2012 ganz ohne neckenden Charme aus, und präsentiert eine toughe Seite der Katze, im ausnahmsweise weniger aufreizenden Catsuit und mit nur minimal angedeuteten Katzenohren. In dieser Inszenierung passt Kravitz’ brillante Darstellung als Helferin und zugleich Gegenspielerin Batmans mit eigenen Agenden schlichtweg besser ins Gesamtkonzept. Eine Romanze darf trotzdem nicht fehlen, diese hätte aber durchaus tiefer gehen können – oder direkt ausgelassen werden sollen.
"Ich bin Vergeltung"
Am Ende muss sich Batman seiner Vergangenheit und seiner Familie stellen. Außerdem stellt sich die Frage, ob denn Vergeltung wirklich das ist, wofür Batman stehen will, oder ob er sich nicht lieber für Hoffnung stark machen will.
Hoffnung, dass die korrupten Strukturen Gothams ein Ende haben können. Hoffnung, dass sich die Gesellschaft in der Großstadt ändern kann, und Hoffnung, dass der Batman seinen richtigen Platz in Gotham finden kann. Denn auch wenn es keine Post-Credit-Szene in Reeves Abenteuer gibt, lässt das dreistündige Superhelden-Spektakel keine Zweifel offen, dass noch weitere Batman-Abenteuer – hoffentlich mit Pattinson – folgen werden.
Lohnt sich ein Kinobesuch von “The Batman”?
Manche Filme können genauso gut im Heimkino genossen werden wie in den Kinosälen – "The Batman" ist aber eindeutig ein Kino-Highlight, das von den Sounds und den riesigen Bildern, die in Schwarz und Rot gehüllt sind, profitiert.
Zuhause würde der Matt-Reeves-Film definitiv an Sound-Effekten verlieren, man könnte gar die schweren Schritte Batmans und das grölende Aufheulen des Batmobil-Motors als dessen Ankündigung verpassen, den andauernd prasselnden Regen missen oder das Gefühl eines Techno-Club-Besuchs nicht so realitätsnah erleben.
Und wenn bei den wenigen, aber gezielt eingesetzten, spektakulären Superhelden-Action-Szenen dann der ganze Kinosaal vor lauter Schüssen und Explosionen bebt, kann man sicher sein, dass dieser Kinobesuch etwas Besonderes bleibt.
Fazit: 4,5 von 5 Punkten.
“The Batman” läuft ab 3. März in den Kinos. Hier geht’s zu den Spielzeiten.