Filmkritiken

"Star Wars Episode IX: Der Aufstieg Skywalkers": Final Order zum Finale

Beim Spiel um die Macht hat sich offenbar J. J. Abrams durchgesetzt. Nach dem Versuch seines Regiekollege Rian Johnsons in „Episode VIII: Die letzten Jedi“ von den ausgetretenen Drehbuchpfaden abzuweichen, woraufhin vielen „Star Wars“-Fans mit wütender Ablehnung reagiert haben, darf nun Abrams zum großen Finale wieder zurückkehren. Der Mann hat ja bei seiner Inszenierung von „Das Erwachen der Macht“ bewiesen, dass sich alles wiederholt – vor allem die Geschichte, denn sein Drehbuch war aus Motiven der legendären ersten Trilogie zusammengestückelt und hat uns nur mit Altvertrautem versorgt. Wenn dann in „Episode IX“ zu Filmbeginn der fliegende Buchstabenteppich durchs Bild zieht, stellt sich ebenfalls gleich ein vertrautes Gefühl ein; aber diese Eröffnungssequenz bleibt im letzten Teil natürlich nicht der einzige Déjà-vu-Effekt.

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Handlungsfülle

Nachdem sich Luke Skywalker im vorigen Film praktisch in Luft aufgelöst hat (ins intergalaktische Nirwana eingegangen ist?), muss man die Hoffnungen auf seine junge Nachfolgerin setzen. Jetzt werden wir bestimmt erfahren, wie es mit Rey (Daisy Ridley) weitergeht: sie wird zweifellos ihre Jedi-Kräfte voll entwickeln, um dann zum Entscheidungskampf gegen Kylo Ren (Adam Driver) anzutreten.  Aber so einfach liegen die Dinge nicht, denn sobald ich die Geschichte des Films nacherzählen müsste, würde ich in ziemliche Schwierigkeiten geraten, weil sich die Handlung überschlägt und einfach viel zu viel passiert (das Spoilern wäre also eine recht komplizierte Angelegenheit). Alle paar Minuten gibt es Schauplatzwechsel, wird ein neuer Planet angesteuert, finden weitere Schlachten oder Zweikämpfe statt und man fragt sich, worauf das alles hinauslaufen wird. Immerhin ist es von vornherein absolut unwahrscheinlich, dass die Dunkle Seite der Macht am Ende tatsächlich triumphieren könnte. Die First Oder ist übrigens mittlerweile Geschichte und nun wird rechtzeitig zum Finale eine Final Order aufgeboten, obwohl die neue militärische Machtentfaltung auch nicht anders als die bisherige aussieht.  

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Ziellosigkeit

Also wurde unglaublich viel in die Story hineingepresst, doch diese Masse hinterlässt auch einen Eindruck von Leerlauf und Ziellosigkeit. Die dahintersteckende Absicht ist wohl klar: alle Hauptfiguren sollen noch einmal Gelegenheit zu großen Momenten erhalten und sich gleich mehrfach bewähren.  Abgesehen von Rey haben auch ihre Genossen ausreichend Möglichkeiten, heldenhafte Auftritte zu absolvieren, die drei Droiden R2-D2, C-3PO und der kugelige BB-8 tragen Wichtiges bei, Poe (Oscar Isaac) legt als würdiger Han Solo-Nachfolger bravouröse Flugmanöver hin, und Finn (John Boyega) findet in Jannah (Naomi Ackie) eine passende Mitstreiterin, weil sie einen ganz ähnlichen beruflichen Werdegang zu bieten hat.

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Wiederauferstehung

Gegen Ende werden wir dann in die Ruinen eines altbekannten Gebildes versetzt, wo sich eine Entscheidung zwischen Rey und Kylo anbahnt, nachdem sie zuvor schon ungefähr im 15-Minuten-Takt ihre Lichtschwerter miteinander gekreuzt hatten. Rey darf endlich die Wahrheit über ihre Herkunft erfahren, und da Adam Driver eigentlich ein toller Charakterdarsteller ist, wird er doch hoffentlich auch hier zeigen können, wie sehr der Zwiespalt zwischen Gut und Böse an ihm zehrt. Carrie Fisher ist zwar inzwischen gestorben, aber ihre Figur wird noch immer gebraucht: heutzutage ist es ja auch keine Kunst, jemanden im Film wieder auferstehen zu lassen und so lauten Leias erste Worte hier folgerichtig: „Nichts ist unmöglich“. Auch andere berühmte Tote werden wiederkehren und wirken als durchsichtige Lichtgebilde fast wie Heiligenerscheinungen (während ein segenspendendes Lichtschwert als heilige Reliquie und Darth Vaders Totenschädel als unheilige herhalten müssen).

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Frohe Botschaft

Wenn man schon eine frohe Botschaft herauslesen möchte, dann jene, dass alles auf eine friedliche Verbrüderung der diversen Rassen hinauslaufen kann:  nachdem sich die zahllosen Einzelkämpfer zu einer Armada des Widerstands zusammengefunden haben, liegen sich Menschen und Aliens in allen nur erdenklichen Formen und Farben schließlich freudvoll in den Armen, während die gesichtslosen Massen der Sith in ihren dunklen Einheitskutten das Nachsehen haben. Und Rey wird uns zuletzt noch mit einem frisch gewählten Nachnamen überraschen.

Abrams bringt die Sternen-Saga somit durch ein bombastisches Megaevent zu einem Abschluss, der den Figuren gerecht wird und die Fans sicher nicht enttäuscht. Alle, die sich nicht zu überzeugten Anhängern der „Star Wars“-Religion zählen, könnten sich jedoch durch hektischen Handlungsverlauf und einem Überaufgebot an schnell geschnittenen Bildern etwas überfordert fühlen.

3 ½ von 5 explodierenden Planeten