Filmkritiken

"Spaceman": Späte Einsichten eines Kosmonauten

Schon 189 Tage befindet sich der tschechische Kosmonaut Jakub Prochazka (Adam Sandler) allein im Weltraum. Demnächst soll er jene mysteriöse Chopra-Wolke erreichen und erforschen, die seit vier Jahren violett über der Erde strahlt. Das ist die Ausgangssituation für die US-amerikanische Produktion "Spaceman" von Regisseur Johan Renck, die nun in der Reihe Berlinale-Special ihre Weltpremiere hatte und ab 1. März bei Netflix abrufbar sein wird.

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Worum geht's in "Spaceman"?

Doch gerade jetzt, da es spannend wird, macht sich Jakub zunehmend Sorgen um seine Ehe mit Lenka (Carey Mulligan). Zu Recht verunsichert ihn, dass keine Telefonanrufe mehr von ihr in seiner Raumkapsel ankommen. Denn die Bodenstation leitet sie nicht weiter, da die schwangere Lenka nach langem Überlegen den Entschluss gefasst hat, ihre Beziehung zu beenden.

Anfangs habe sie seinen Ehrgeiz geliebt, sagt sie. Er habe aber alle Versprechen gebrochen, um als Kosmonaut ausgewählt zu werden und immer nur an sich gedacht. Tatsächlich war es Jakubs größter Wunsch, einmal ins All zu fliegen. Er wollte sich dadurch von der Schuld seines Vaters befreien, der ein Spitzel des tschechoslowakischen Staatsapparats gewesen war.

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Plötzlich macht Jakub in seinem Raumschiff die Entdeckung, dass er dort nicht allein ist: Ein Außerirdischer in Form einer riesigen Spinne mit zehn Armen und mehreren Augen hat sich eingenistet. Mühelos widersteht das Wesen der von Jakub in erster Panik ausgelösten Dekontaminierung. "Dünner Mensch" nennt ihn die pelzige Krake. Und Jakub tauft seinen Mitreisenden nach dem ersten Schrecken Hanuš, nach dem legendären Konstrukteur der Prager Rathausuhr.

Immer wieder spricht ihn das fremde Wesen auf Lenka an. Doch auch Hanuš merkt schließlich, dass Jakub nur um sich kreist und will ihn deshalb wieder verlassen. Ob Hanuš tatsächlich existiert oder so etwas wie das Gewissen von Jakub ist? Das bleibt Stoff für Interpretation.

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Spannung bis zum Schluss in "Spaceman"

Die wie Science-Fiction anmutende Handlung spielt im jungen tschechischen Staat, also wohl in den 90er Jahren. Sie basiert auf dem Roman "Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt" von Jaroslav Kalfar. Wobei nicht der Blick in eine Zukunft der Raumfahrt im Mittelpunkt steht, sondern der Kampf um den Erhalt einer Beziehung. "Spaceman" ist also eine Liebesgeschichte auf größtmöglicher Distanz.

Das läuft vor einer exotischen Kulisse ab. Beeindruckend sind die Szenen in der Schwerelosigkeit, die den überwiegenden Teil des Films ausmachen. Warmherzig wird in dem Streifen, in dem Isabella Rossellini in einer Nebenrolle zu sehen ist, die sich langsam entwickelnde Freundschaft zwischen dem einsamen Kosmonauten und dem pelzigen Passagier erzählt. Trotzdem sich das Meiste in der Beengtheit der Raumkapsel abspielt und bis auf wenige Szenen auf der Erde und ein paar Rückblenden nur Jakub - allenfalls mit Hanuš - zu sehen ist, erzeugt "Spaceman" Spannung bis zum Schluss.

(Von Stefan May/APA)