Filmkritiken

"Scream VI" in 3D: Todesschreie in New York

Wer sagt denn, dass der Ghostface-Killer nicht auch mal seine Reiselust befriedigen darf? Immerhin hat er sein Unwesen bisher hauptsächlich im Städtchen Woodsboro getrieben – doch damit ist jetzt Schluss. Er wechselt in die Großstadt New York, wo er Sam, Tara, Mindy und Chad, den vier Überlebenden des fünften Teils, nachstellt, um zu verhindern, dass sie auch den sechsten heil überstehen. 

Sorry für die vielen Zahlen, aber gerade vor einem "Scream"-Film sollte man sich mathematisch in Form bringen, um beim Mitzählen der Opfer keine Fehler zu machen.

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Wahl der Waffen in 3D

Durch die neue Umgebung motiviert, lässt sich der Masken-Mörder zu einer ganz unerwarteten Wahl der Waffen hinreißen und greift sogar zur Schrotflinte. Ungewöhnlich, denn bisher hatte es ja als ungeschriebene Regel gegolten, dass Ghostface erst ganz zuletzt nach seiner/ihrer Demaskierung von Schusswaffen Gebrauch machen darf.

Auch ansonsten weicht sein Verhalten vom Vertrauten ab: Ghostface als U-Bahn-Fahrgast zu sehen ist ein ziemlich ungewöhnlicher Anblick (und ich wette, er fährt schwarz, weil niemand wagen würde, ihn zu kontrollieren).

Noch dazu findet das alles nun sogar in 3D statt. Man sollte sich davon aber nicht zu viel erwarten, denn es wird keine Messerklinge aus der Leinwand auf uns niederfahren, sondern die dritte Dimension sorgt eher für Tiefenschärfe.

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Worum geht's in "Scream VI"?

Sam (Melissa Barrera) leidet mehr denn je unter dem Umstand, die Tochter des ersten Ghostface-Killers zu sein, lässt sich aber auch diesmal vom Schatten des toten Vaters allerlei Ratschläge einflüstern. Ihre Schwester Tara (Jenna Ortega) möchte die Vorfälle in Woodsboro hingegen so schnell wie möglich vergessen, doch Ghostface macht ihr da seinen Strich – oder Stich – durch die Rechnung.

In einer Halloween-Nacht voller Schrecken müssen sie und alle, die ihnen nahe stehen, eine Hetzjagd quer durch den Big Apple antreten, um dem neuen Killer eine Falle zu stellen. Doch sind sie wirklich JägerInnen oder nicht schon längst Gejagte?

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Campbelle fehlt, aber Cox kommt groß raus

Natürlich hält Filmnerd Mindy wieder einen gelehrten Vortrag über Remakes, Reboots und die Regeln von Franchises. Dabei kommt sie zu dem Ergebnis, dass auch Hauptfiguren ab sofort keine Überlebens-Garantie mehr haben. Vielleicht war das der Grund, weshalb sich eine der bisherigen "Scream"-Heldinnen gleich gar nicht mehr blicken lässt:  Erstmals wirkt nämlich Neve Campbell nicht mit – was jedoch eher eine Frage der zu geringen Gage gewesen sein dürfte.

Dass auch David Arquette fehlt, sei ihm verziehen: Da seine Figur Dewey Riley im vorigen Teil getötet wurde, hat er einen guten Grund für sein Fernbleiben. Dafür absolviert Courteney Cox als Reporterin Gale Weathers einen großen Auftritt und muss sich von Ghostface damit aufziehen lassen, bisher immer nur im Schatten Sidney Prescotts gestanden zu haben.

Mit Hayden Panettiere als Kirby Reed kehrt obendrein eine Figur zurück, die uns noch aus "Scream 4" vertraut ist; inzwischen hat sie eine ungewöhnliche Karriere gemacht. Es freut, die talentierte Panettiere wieder auf der Leinwand zu sehen.

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Irrwitze Plot-Twists

Diesmal haben sich die Regisseure Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett geradezu selber übertroffen, denn ihr Film sprudelt nicht bloß vor Blut, sondern auch vor verrückten Einfällen und unverhofften Wendungen nur so über. Mit diabolischer Freude stellen sie die Genre-Regeln pausenlos auf den Kopf. Wes Craven wäre sicher stolz auf sie gewesen.

Gleich nach dem ersten Mord nimmt der Killer zum Beispiel seine Maske ab und man weiß nicht recht, was man davon halten soll. Doch das ist nur der Auftakt zu einer irrwitzigen Reihe von Plot-Twists, denn niemals zuvor hat es derartig viele Ghostface-MaskenträgerInnen in einem einzigen Film gegeben.

Nebenbei bringt es das Regie-Duo sogar noch fertig, den Overkill gut zu motivieren, da sie mit ihrer Story ganz eng an den vorherigen Teil andocken.

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Frisches Blut für die Franchise

Um nicht zu viel zu verraten, lasse ich nur noch zwei Andeutungen folgen: Wer sich hier nicht mindestens einen Bauchstich einfängt, muss bereits tot sein – und spätestens mit diesem Teil ist die "Scream"-Reihe im wahrsten Wortsinn museumsreif geworden.

Aber bitte nicht falsch verstehen: Museum hat nichts mit altmodisch zu tun. Gerade "Scream VI" ist ganz und gar nicht verstaubt, sondern bringt frisches Blut und hohes Tempo in die Franchise.

4 ½ von 5 Rettungsleitern über gähnenden Häuserschluchten

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Wo ist "Scream VI" zu sehen?

"Scream VI" läuft derzeit in unseren Kinos. Hier geht's direkt zu den Spielzeiten!