Filmkritiken

"Scary Stories To Tell In The Dark": In Gruselgeschichten gefangen

Der Oktober geht zu Ende und wir befinden uns somit wieder in einer Saison, die für ängstliche Kinofreunde nicht geeignet ist, weil Horrorfilm auf Horrorfilm startet. Selbstverständlich spielt auch im gerade vorgestellten Werk Halloween eine Hauptrolle – allerdings eines mit Retro-Charme, da die Handlung im Jahr 1968 angesiedelt wurde. Ausgerechnet in der unheimlichsten Nacht des Jahres betreten ein paar amerikanische Teenager, angeführt von der jungen Stella, ein Gespensterhaus und finden dort ein geheimnisvolles Buch, handschriftlich aufgezeichnete Gruselgeschichten enthält. Verfasst hat sie vermutlich ein Mädchen, das im vorigen Jahrhundert von der eigenen Familie wie eine Gefangene im Keller des Hauses festgehalten wurde und in der Kleinstadt zum Gegenstand schauriger Legenden geworden ist. Diese Sarah Bellows soll zudem für das spurlose Verschwinden vieler Kinder verantwortlich sein, die sich in früheren Jahren bereits in das Haus gewagt haben. 

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Ein Geistermädchen als Autorin

Da Stella ein Fan von Horrorfilmen und Gruselcomics ist und selber unheimliche Shortstories verfasst, nimmt sie den alten Band einfach mit nach Hause und löst dadurch eine verhängnisvolle Kettenreaktion aus. Denn ab sofort kann sie dabei zusehen, wie Abend für Abend scheinbar von Geisterhand auf den Seiten des Buchs mit roter Tinte (oder womöglich Blut?) neue Geschichten geschrieben werden.  In diesen kurzen Erzählungen ist immer einer von ihren Freunden die Hauptfigur und natürlich enden sie sehr negativ für die Betreffenden.  Wie kann man diese Entwicklung wieder stoppen? Stella versucht, mehr über das Geistermädchen Sarah in Erfahrung bringen und sollte sich dabei lieber beeilen, denn von ihren Freunden sind nicht mehr allzu viele vorhanden.

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Del Toros Wunschfilm

Während uns im zeitgleich gestarteten „Halloween Haunt“ ein echtes Slashermovie geboten wird, präsentieren sich die „Scary Stories“ eher als unheimliche Fantasyerzählung für Teenager. Das Drehbuch wirkt, als hätte Cornelia Funke ihre „Tintenherz“-Trilogie mit Horror-Elementen angereichert oder Stephen King sein „Es“ zu einer Jugendbuchversion umgearbeitet. Tatsächlich geht die Anregung zum Film von Werken des US-Kinderbuchautors Alvin Schwartz aus, der in den 1990ern einige Gruselgeschichten über eine Gruppe von Teenagern und die Erforschung mysteriöser Todesfälle geschrieben hat. Schwartzens Stories und deren extravaganten Illustrationen haben auf Guillermo del Toro solchen Eindruck gemacht, dass er sie unbedingt in einem Film verwirklichen wollte – zumindest als Produzent, denn die Regie hat er André Øvredal („Troll Hunter“) überlassen.

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Zurück ins Jahr 1968

Der gebürtige Norweger leistet wirklich ganze Arbeit, und obwohl die Vorlagen an ein jüngeres Lesepublikum gerichtet waren, sollte man seinen Film keineswegs für harmlos halten, denn es ergeben sich ein paar verdammt gruselige Szenen. Das Werk ist also unheimlich, aber zugleich auch unterhaltsam, kurzweilig, ohne Längen inszeniert und um ausreichend Zeitkolorit bemüht: so findet die Handlung gerade in der heißen Phase jenes US-Wahlkampfes statt, aus dem Richard Nixon als Präsident hervorgehen wird, der Vietnamkrieg ist allgegenwärtig, ein Wehrdienstverweigerer spielt eine Rolle und in einem Autokino bekommt das Publikum ein ganz neues Werk von George A. Romero mit dem Titel „Die Nacht der lebenden Toten“ zu sehen.

Übrigens macht uns das Ende dann sogar noch Hoffnung auf eine Fortsetzung, in der das alte Geschichtenbuch bestimmt noch einige Geheimnisse preisgeben wird. Vielleicht sind die „Scary Stories“ ja manchen hartgesottenen Horrorfans zu zahm, aber wer braucht schon Gänsehaut, wenn es stattdessen auch Spinnenbeulen auf der Haut geben kann (ganz zu schweigen von der abgeschnittenen Zehe eines Toten im Mund)?

3 ½ von 5 Spinnenbeinen im Gesicht