Filmkritiken

"Ruhe in Frieden": Lohnt sich der argentinische Netflix-Film?

Der Familienvater Sergio (Joaquin Furriel) steckt bis zum Hals in Schulden. Nicht nur die Schule seiner Tochter und seine Mitarbeiter:innen wollen ihre Rechnungen beglichen haben, sondern auch der Gangster Hugo Brenner (Gabriel Goity). Der Verkauf eines Landhauses reicht nicht aus, um Sergios Schulden zu tilgen, er wird immer verzweifelter und sucht nach einem Ausweg aus seiner Misere. 

Als er eines Tages über eine Straße spaziert, wird er zufällig in einen Bombenanschlag auf eine Synagoge verwickelt. Sergio wird nur leicht verletzt, doch er wittert die Chance, seine Familie vor dem sozialen Abstieg zu bewahren und beschließt, seinen Tod vorzutäuschen und in Paraguay abzutauchen. 

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Schuldenberg

In "Ruhe in Frieden" bekommen wir einen Einblick in das Leben eines Mannes, der in einer Sackgasse steckt. Vor allem das erste Drittel des Films besticht durch einen ungeschönten Realismus, der die Verzweiflung der Hauptfigur spürbar macht. Langsam, aber sicher zerbricht das Leben im Wohlstand, sogar Familienmitglieder gehen sich hier auf Grund von Geldproblemen gegenseitig an den Kragen. 

Regisseur Sebastian Bornsztein nimmt sich viel Zeit, um eine bedrückende Stimmung zu kreieren und läutet schließlich mit einem großen Knall eine unerwartete Wendung ein. 

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Geld regiert

Die Mischung aus Thriller und Drama kreiert hier eine besondere Spannung, die das Publikum in ihren Bann zieht. Das Interessanteste an der Geschichte ist dabei der moralische Verfall einer Welt, die die Gewinnmaximierung zum obersten Ziel erklärt hat. Wer in diesem System versagt, wird ausgestoßen. Besonders zynisch ist dabei der gesellschaftliche Umgang mit Verlust, den vor allem Sergios Frau Estela zu spüren bekommt. 

Doch nach und nach rücken Sergios Schulden immer mehr in den Hintergrund und "Ruhe in Frieden" wird zu einem Familiendrama, das mit fortschreitender Laufzeit leider immer unglaubwürdiger wird. 

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Vorhersehbar

Die argentinische Produktion spielt mit gängigen Klischees, doch während man zu Beginn gehofft hat, dass sich daraus noch spannende Konflikte ergeben könnten, verliert sich die Geschichte leider in erwartbaren Handlungssträngen. Es werden künstliche Dramen konstruiert, die zwar Spannung kreieren sollen, aber eigentlich nur vor frauenfeindlichen Narrativen strotzen. Sergio wird dabei zum sich aufopfernden Familienvater stilisiert, der die Fehler seiner Frau ausbaden muss, obwohl sie diejenige ist, die sich ihren Problemen gestellt und sich um ihre Familie gekümmert hat. 

Vor allem das Ende enttäuscht durch deplatzierten Pathos. Man hätte mit den ambivalenten Charakteren ein durchaus spannendes Finale kreieren können, doch leider entschied sich Bronsztein für das vorhersehbarste aller Enden. 

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“Ruhe in Frieden” ist zu wenig spannend, um ein Gangsterthriller zu sein, aber auch zu unemotional, um als vollwertiges Familiendrama durchzugehen. Die argentinische Produktion ist daher vor allem jenen zu empfehlen, die Lust auf eine dramatische Geschichte haben, ohne dabei im Tal der Tränen versinken zu wollen.

3 von 5 Sternen

Für Fans von: Widows, Gone Babya Gone, You Were Never Really Here