Filmkritiken

"Road House" bei Amazon Prime: Gyllenhaal wie einst Swayze

Als "Road House" 1989 in die Kinos kam, waren die Kritiken großteils negativ. Der Actionfilm mit Patrick Swayze erhielt gleich mehrere Nominierungen für Hollywoods Negativpreis, die "Goldene Himbeere". Damals merkte jedoch selbst Filmkritikguru Roger Ebert an, der Film sei durchaus unterhaltsam. Mittlerweile genießt "Road House" Kultstatus. Nun hat Regisseur Doug Liman die Geschichte des Türstehers Dalton mit Jake Gyllenhaal neu verfilmt. Ab 21. März bei Amazon Prime abrufbar.

Ein Remake eines Kultfilms zu drehen ist riskant. Er habe "absoluten Respekt" für das 35 Jahre alte Original und für den vor fast 15 Jahren gestorbenen Swayze, betont Gyllenhaal im dpa-Interview in London. Die Idee einer Neuverfilmung habe Liman gehabt. "Wir sind seit mehr als 15 Jahren Freunde und haben schon lange nach einem Projekt gesucht, das Action und Humor bietet", sagt Gyllenhaal. "Und als er damit auf mich zukam, habe ich instinktiv gesagt: Das ist verrückt. Lass uns das machen."

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Dass "Road House" nicht im Kino, sondern direkt beim Streamingdienst von Amazon startet, sorgte für viel Ärger. Produzentenlegende Joel Silver, der sowohl für den Swayze-Klassiker als auch das Remake verantwortlich zeichnete, überwarf sich mit den Studiobossen. Silver ist noch als Produzent gelistet. Doch der Streit eskalierte derart, dass die Zusammenarbeit an zukünftigen Projekten gekündigt wurde.

Regisseur Liman stellte in einem offenen Brief klar, sein Film sei "eindeutig für die große Leinwand gemacht". Er habe für einen Kinofilm bei MGM unterschrieben, schrieb er. Doch nach der Übernahme des einstigen Filmriesen durch Amazon sei "Road House" zu einem Streamingprojekt geworden. "Entgegen der öffentlichen Ankündigungen hat Amazon kein Interesse daran, die Kinos zu unterstützen."

Limans Kumpel Gyllenhaal war bemüht, die Wogen zu glätten. "Ich liebe das Kino. Und das ist ein Erlebnis, das ich wertschätze und das unverzichtbar ist", sagt er im dpa-Interview. "Ich fände es toll, wenn die Leute 'Road House' dort sehen könnten. Aber ich freue mich auch wirklich, dass sie es im Streaming sehen können." Liman erschien nach seiner ursprünglichen Boykottankündigung dann immerhin doch zur Filmpremiere beim SXSW-Festival in Austin/Texas, wo der Regisseur viel Applaus für "Road House" erhielt.

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Der Plot ist schnell erzählt und unterscheidet sich nur geringfügig vom Original: Frankie (Jessica Williams) ist die Besitzerin einer rustikalen Mischung aus Bar und Raststätte in Floridas Key West. Weil das Road House wiederholt von gewalttätigen Rowdys heimgesucht wird, engagiert sie einen ehemaligen Mittelgewichtskämpfer als Türsteher. Dalton (Gyllenhaal) kämpfte einst in der Ultimate Fighting Championship (UFC) und sorgt schnell für Ordnung im Road House. Doch Frankie hat ihm nicht die ganze Geschichte erzählt.

Gyllenhaals schauspielerische Fähigkeiten sind über jeden Zweifel erhaben. In "Road House" zeigt der 43-Jährige auch physisch, was er kann. Wie für das Boxerdrama "Southpaw" hat sich der körperlich ohnehin sehr fitte Mime eine beeindruckende Figur antrainiert. Er überzeugt als harter Kämpfer mit weichem Herzen und hatte merklich Spaß daran, einen klassischen Actionhelden zu spielen. Den Vergleich mit dem 2009 gestorbenen Patrick Swayze, mit dem er 2001 für "Donnie Darko" vor der Kamera stand, hält Gyllenhaal stand.

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Sein prominentester Gegner in "Road House" ist der echte UFC-Kämpfer Conor McGregor als psychopathischer Schläger Knox. Seine erste Filmrolle lag dem krawalligen Iren, der sichtlich Spaß hatte und auch (fast) nackt auftrat. In gewisser Weise spielt McGregor wohl sich selbst. "Er ist dermaßen charismatisch", schwärmt Gyllenhaal, der sich mit McGregor vor der Kamera brutale Szenen lieferte. "Sobald er auftaucht, geht es richtig ab, und das spricht für ihn."

Billy Magnussen spielt den überforderten Gangsterboss Ben Brandt, Daniela Melchior die Krankenschwester Ellie. Klar, dass es zwischen Ellie und Dalton funkt. Überhaupt ist der teilweise absurde Plot von "Road House" größtenteils vorhersehbar und voller Genreklischees. Dass die Figuren und Beziehungen oberflächlich bleiben, stört aber nicht weiter. Das etwas unbefriedigende Ende lässt die Tür für ein mögliches Sequel offen.

Trotz seiner Schwächen ist "Road House" einigermaßen kurzweilig und unterhaltsam, was er mit dem Original gemeinsam hat. Vor allem UFC-Fans dürften ihren Spaß haben. Dass der Actionfilm für die große Leinwand gedreht wurde, sieht man. Die schönen Landschaftsbilder - die Dominikanische Republik doubelt die Florida Keys - sorgen für Urlaubsgefühle. Im mancherorts noch vielleicht zu kühlen März eignet sich "Road House" daher auch ganz gut für einen Streamingabend auf der Couch.

(Von Philip Dethlefs/dpa)