Filmkritiken

"Rickerl": Durch die Wiener Nacht mit Voodoo Jürgens

Dieser Einstieg ist aufgelegt: Wenn Filmemacher Adrian Goiginger in seiner ersten Kinokomödie den Wiener Musiker Voodoo Jürgens ins Bild rückt, dann ist der Friedhof nicht weit. Immerhin markierte "Heite grob ma Tote aus" vor acht Jahren den Durchbruch für den Sänger mit Hang zum Morbiden und Feuchtfröhlichen. In "Rickerl" spielt er sich nun quasi selbst, auf der Suche nach Erfolg und Liebe. Am Freitag startet der Film hierzulande in den Kinos.

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Worum geht's in "Rickerl"?

Erich "Rickerl" Bohacek (Jürgens) hat es nicht leicht: Von seiner Partnerin getrennt, sieht er seinen kleinen Sohn Dominik (Ben Winkler) nur alle zwei Wochen. Und auch jobtechnisch schaut es alles andere als rosig aus, nachdem er seine Stelle als Totengräber nach einer missglückten Umbettung unfreiwillig räumen müsste. Aber gut, wenn beim humorvoll-musikalischen Beisammensein der Friedhofsgärtner ein menschlicher Schädel durch die Abstellkammer kugelt, gibt es nur schwer einen Ausweg. Also? Retour zum AMS, wo ihm die verständnisvolle, aber resolute Frau König reinen Wein einschenkt: So kann es nicht weitergehen.

Vor diesem Hintergrund lässt Regisseur und Drehbuchautor Goiginger ("Der Fuchs") seine Hauptfigur von einem Fettnäpfchen ins nächste treten, vor allem aber die diversen Beisln und Tschocherln seines Grätzels abklappern, wo er auf das immer selbe Stammpersonal an gestandenen Berufstrinkern trifft. Die eigenen musikalischen Ambitionen sind für den stets mit Gitarrenkoffer ausgerüsteten Strizzi eher Wunschtraum denn Realität, selbst wenn sein Manager - der "blade Charly" - einige gute Ratschläge parat hält. Und dann auch noch ein guter Vater sein? Der Wille ist zwar da, aber erst mal zündet sich Rickerl seine nächste Tschick an und greift zum Spritzerglas.

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Aneinanderreihung an ziemlich abgestandenen Klischees

Leider ist es lediglich eine Aneinanderreihung an ziemlich abgestandenen Klischees, die das Gespann Goiginger und Jürgens mit "Rickerl" abliefert. Immer wieder an Nummern des Musikers orientiert, klingen die in die Handlung eingewobenen Stücke zwar gewohnt überzeugend, wird aber das daraus bekannte Klientel in der filmischen Umsetzung nur bedingt greifbar oder gar sympathisch. Wobei klar ist: Um einen Sympathiewettbewerb geht es hier nicht, viel mehr soll immer wieder der handfeste Charme der Wiener Nacht in den Vordergrund rücken. Allerdings gelingt das zu selten, von einer missglückten Hochzeitsperformance von Rickerl samt Band mal abgesehen.

Stattdessen runzelt man die Stirn angesichts eines beinahe erfolgversprechenden ORF-Besuchs des Sängers, seiner kurzfristigen Anstellung in einem Erotikshop oder der nächtlichen Diskussionen im dichten Zigarettenrauch. Viel "Jo eh" trifft dabei auf betont derbe Ausdrucksweise, während das emotionale Rückgrat - Rickerls Beziehung zu seinem Sohn - anhand genretypischer Erzählbögen inklusive der diversen Fallstricke abgehandelt wird. Ein Malen-nach-Zahlen sozusagen, wobei das melodramatische Fach der Vater-Sohn-Filme um einige Musikstücke erweitert wurde.

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"Rickerl" bleibt somit eine zunächst charmant anmutende Versuchsanordnung, deren Zauber aber schnell verpufft. Dafür sind die Figuren und Schmähs zu holzschnittartig angelegt. Einzig die Musik funktioniert auf ganzer Linie - kein Wunder, wenn man Voodoo Jürgens dabei zusehen und -hören darf, wie er mit meist geschlossenen Augen in seine Welt abtaucht. Da scheint ein Film zu laufen, der spannender ist als jener, der sich um ihn herum entwickelt. Schade. Denn die "3 Gschichtn ausn Café Fesch" oder die schaurig-schönen Abgründe von "Tulln" hätte man gern durchwandert. Vielleicht ein andermal.

(Von Christoph Griessner/APA)