"Red One"-Kritik: The Rock rettet Santa und haut Krampus
Von Franco Schedl
Da muss aber jemand auf den Weihnachtsmann mächtig sauer sein, denn Santa aka. Red One wird gekidnappt. Zum Glück hat er Dwayne Johnson unter dem Namen Callum Drift als Rettungsengel; doch selbst für den Securityprofi ist die Aufgabe eine Nummer zu groß. Also holt sich der Kraftlackel vom Nordpol noch den berüchtigtsten Kopfgeldjäger der Welt in Gestalt von Chris Evans – und gemeinsam brechen sie auf, um Red One wieder zu befreien.
Diese Mission führt sie um die ganze Welt und immer neue verrückte Herausforderungen kommen auf sie zu. So machen ihnen etwa gewaltbereite Schneemänner zwischenzeitlich das Leben schwer - und sogar der leibhaftige Krampus tritt in Erscheinung. Danke, Christoph Waltz! Ohne dessen Plauderei in einer US-Talkshow vor einigen Jahren wären die Amerikaner auf diese folkloristische Figur wohl nicht so rasch aufmerksam geworden.
Weihnachtsfilm mit neuem Dreh
Regisseur Jake Kasdan hat mit The Rock bereits an den beiden "Jumanji"-Reboots zusammengearbeitet. Das soll aber nicht heißen, dass "Red One" bloß ein weiterer Abklatsch dieses Konzepts ist und seine Hauptfiguren durch eine Reihe fantasylastiger Missionen jagt. Kasdan bringt mit seinem neuen Film nämlich etwas zustande, was heutzutage sehr selten geworden ist: Originalität. Man hat den Eindruck, dass hier alles auf eigenen Beinen steht und mit einer stimmigen Logik erfüllt wurde.
Das abgedroschene Weihnachts-Thema erhält einen besonderen Dreh und vor allem der Einbruch des Wunderbaren in unsere Alltagswelt funktioniert bestens. Gleich zu Beginn wird Santa etwa als VIP vorgeführt, der einen Kinder-Termin in einem Kaufhaus absolviert, doch als ihn dann eine Security-Eskorte zum Flughafen geleitet hat, verbirgt sich im Hangar sein ganz spezielles Transportmittel und wir heben gemeinsam mit ihm zu einem wunderbaren Abenteuer ab.
Johnson, Evans und Simmons als tolles Trio
The Rock schafft es, mit absoluter Ernsthaftigkeit die absurdesten Dinge zu erklären – so spricht er zum Beispiel von einer Hexe, die eigentlich ein 900 Jahre alter Oger ist oder gibt eine ebenso knappe wie informative Zusammenfassung über das Verhältnis zwischen Santa und dessen Bruder. Der absolute Höhepunkt ist aber sicherlich seine Watschen-Challenge mit dem Krampus. Chris Evans hingegen kreiert in seiner Rolle eine völlig eigenständige neue Figur. Der beste Beweis dafür: Man denkt bei seinem Anblick keine Sekunde daran, dass uns hier wieder einmal Captain America gegenübersteht. Und selbstverständlich verdient J. K. Simmons hervorgehoben zu werden. Wir begegnen dank ihm einem durchtrainierten Weihnachtmann, der unerschütterlich an das Gute im Menschen glaubt. Leider hat er hier zwar keine wirklich große Rolle zu spielen, doch wenn er dann endlich seinen Job erfüllt, ist es die reinste Freude, ihm dabei zuzuschauen.
Ganz spezieller Weihnachtszauber
Sogar für einen abgebrühten Kritiker wie mich war das ein ungewöhnliches Erlebnis: Man sitzt im Kino, macht große Kinderaugen und ist wirklich daran interessiert, wie es wohl weitegehen wird. Der Film stellt offenbar einen besonderen Draht zu seinem Publikum her: Santa hat ja die Fähigkeit, auch in Erwachsenen noch Kinder zu sehen, und sein Weihnachtszauber springt hier auch auf uns über. Wir bekommen mit "Red One" also endlich wieder etwas Originelles und kein Recycling-Produkt geboten. Im Vorfeld wurde bereits angedeutet, dass dieser Film zum Beginn eines eigenen Festtag-Universums werden soll und nach dieser Kostprobe kann man das gar nicht mehr als Drohung verstehen, sondern freut sich auf künftige Teile.
4 von 5 Krampuswatschen
"Red One - Alarmstufe Weihnachten" läuft derzeit in unseren Kinos. Hier geht's zu den Spielzeiten!