"Rebel Moon: Die Narbenmacherin": Lohnt sich das Netflix-Sequel ?
Von Franco Schedl
In unserer Rubrik "Lohnt sich das?" stellen wir euch einmal wöchentlich einen Streamingtitel (Film oder Serie), der in aller Munde ist, vor, nehmen ihn genauer unter die Lupe und stellen für euch die altbekannte Frage: "Lohnt sich das überhaupt?" Lohnt es sich, dafür Zeit zu investieren? Ein Abo abzuschließen? Oder ein Abo zu beenden?
Nun bekommt Zack Snyder die nächste Chance geboten, sich von "Star Wars" abzunabeln – vielleicht gelingt es ihm ja im zweiten Teil seiner SciFi-Samurai-Saga "Rebel Moon" endlich mal, Eigenständigkeit zu zeigen. Aber kriegt er das auch wirklich hin? Die unbarmherzige Wahrheit lautet kurz und brutal: Nein – im Gegenteil, es wird sogar noch schlimmer.
Der frühere Film war wenigstens noch im Hinblick auf die Schauplätz etwas abwechslungsreicher, doch diesmal bleibt alles auf den ländlichen Mond Veldt beschränkt: Dort steht eine Invasion durch die Truppen des Imperiums bevor, angeführt durch Admiral Noble (Ed Skrein), den Kora (Sofia Boutella) eigentlich im Finale von Teil 1 getötet hatte. Doch dank einer speziellen Technologie, über die Tyrann Balisarius (Fra Fee) und seine Weltraum-Nazis verfügen, wurde der heimtückische Erfüllungsgehilfe wieder zum Leben erweckt und mit der altvertrauten Eroberungsmission Richtung Veldt losgeschickt.
Beweggründe der Kämpfernaturen
Jetzt liegt es an Kora und ihnen Verbündeten, die Bauern rund um Gunnar (Michiel Huisman) in Kämpfer zu verwandeln und auf eine große Entscheidungsschlacht vorzubereiten. Das Team besteht aus General Titus (Djimon Hounsou), Schwertkämpferin Nemesis (Doona Bae), Tarak (Staz Nair), der Kämpfernatur Milius (E. Duffy) und dem alten Androiden Jimmy (erneut mit Anthony Hopkins Stimme), aber auch Devra Bloodaxe (Cleopatra Coleman) wird noch mitmischen. Jeder und jede von ihnen offenbart dabei ganz persönliche Beweggründe und wir erfahren endlich etwas mehr über ihre Herkunft. Dadurch wird zumindest ein Mangel des ersten Teils halbwegs ausgeglichen, wo Snyder die Figuren viel zu rasch eingeführt hatte und ihre Charakterisierung auf der Strecke blieb.
Symbolträchtiger Bombast
So erzählt Kora gleich zu Beginn, weshalb sie zur meistgesuchten Frau des Universums wurde und zum ständigen Leben auf der Flucht gezwungen ist. Bei einer abendlichen Bekenntnis-Runde dürfen dann auch die andern ihre kurzgefassten Leidensgeschichten zum Besten geben. Da das im typischen Snyder-Style geschieht, will sich aber trotzdem keine echte Betroffenheit einstellen. Es wird nämlich mit bombastischen Bildern und klotzigen Symbolen nicht gespart: Der Wiederauferstandene Admiral Noble kommt wie ein dunkler Jesus mit seinen Wundmalen auf der Brust daher, und auch ein Königsmord mit Streichquartett-Begleitung erscheint überflüssig effekthascherisch inszeniert.
Slow-Motion-Orgien
Und natürlich kann Snyder seinen Slow-Motion-Fetischismus einfach nicht unterdrücken – er lässt sogar das Getreidedreschen in Zeitlupe ablaufen. Das wirkt so zwanghaft auf schöne Bilder zurechtgetrimmt, als würde sich dahinter ein Werbespot für einen Retro-Urlaub am Bauerhof verbergen. Das stereotyp-verkitschte Landleben dauert noch weiter an, denn ehe es ans Sterben geht, wird noch einmal mit rustikalem Gesang und Tanz groß gefeiert, und wenn ein Mädchen Häkeldecken mit besonderen Mustern an die Gäste überreicht, lässt sich dadurch so mancher Krieger zu Tränen rühren.
Rekordverdächtiges Training und Dauerkampf
Danach ist hartes Training angesagt, und somit wird endlich jene Vorgabe eingelöst, die darin besteht, dass Snyder sich in seiner Geschichte hauptsächlich an Akira Kurosawas Filmklassiker "Die sieben Samurai" orientiert. Dieses Sequel steht somit ganz im Zeichen der körperlichen Ertüchtigung, wenn die friedliebende Landbevölkerung nach Einbringen der Getreideernte lernen muss, mit Waffen und Kampftechnik klarzukommen und das offenbar im Rekordtempo absolviert – es sind eben alles echte Naturtalente.
Nach der recht langatmigen Einleitung von über einer Stunde folgt dann eine 40minütige Schlacht, die natürlich nicht alle Hauptfiguren überleben werden. Jetzt müsste der "300"-Macher eigentlich in seinem Element sein, sollte man glauben, doch Dauerfeuer aus Laserkanonen, Erdfontänen hochjagende Explosionen und grimmig dreinblickende Naturburschen, die Hacken oder sonstige landwirtschaftliche Geräte schwingen, gehen einem nach wenigen Minuten schon furchtbar auf die Nerven. Erst in den Schlusskampf kommt etwas kreative Bewegung, weil sich alles als Rutschpartie auf einer schiefen Ebene abspielt – aber auch das ist eigentlich nur eine halbherzige Anleihe beim grandiosen Zug-Finale aus "Mission:Impossible – Dead Reckoning 1".
Oberflächliche Hochglanzoptik
Durch all die aufpolierte Hochglanzoptik wird man in die Geschichte einfach nicht hineingezogen, sondern bleibt zwangsläufig an der Oberfläche und behält den Eindruck einer emotionslos heruntererzählten Story zurück, die gerne so viel mehr wäre, es aber nicht einmal zu einem müden "Star Wars"-Abklatsch bringt (und was Kurosawa von der misslungenen Hommage an sein Meisterwerk gehalten hätte, wollen wir uns lieber gleich gar nicht vorstellen). Dieser Teil sollte also eher den Untertitel "Die Langeweilemacherin" tragen, was bei einem derart actionreichen Inhalt auch eine Kunst ist.
1,5 von 5 Sternen
Für Fans von: allen "Star Wars"-Filmen und Serien, "Dune", "300", "Die sieben Samurai", "Die Glorreichen Sieben"