"Phantastische Tierwesen 3": Darum zaubert Mikkelsen besser als Depp
Von Franco Schedl
Anlässlich des dritten Teils von J. K. Rowlings Tierwesen-Reihe bin ich wieder mit mir selber ins Film-Gespräch gekommen, was ich euch nicht vorenthalten möchte. Die Form des Selbst-Interviews hat sich bereits anlässlich der "Morbius"-Kritik bewährt, weshalb ich mich über das neuerliche Zusammentreffen mit mir vor dem Kino gefreut habe.
Frage an mich: Hallo, schön, dass du Zeit für mich hast. Wie ich sehe, kommst du gerade aus dem Kino. Seit dem vorigen Teil sind ja auch schon wieder vier Jahre vergangen – hast du dich überhaupt noch ausgekannt?
Antwort an mich: Ich habe mich natürlich vorher schlau gemacht und nochmal alles nachgeschaut und nachgelesen. Außerdem bieten auch viele Kinos in ganz Österreich zeitgerecht vor dem Filmstart Double-Features an, bei denen man sich die beiden früheren Teile noch einmal ansehen kann, um für den aktuellen Film fit zu sein.
Und das ist auch dringend nötig, denn die Handlung kann reichlich verzwickt sein und es kommen viele Figuren vor. Die Sache wird dadurch erschwert, dass es hier keine Buchvorlagen gibt. Während man im Fall von Harry Potter die Geschichte jederzeit nachlesen konnte, liefert Rowling hier bloß die Drehbücher. Im vorigen Teil hat sie uns mit etlichen komplizierten Familien- und Verwandtschafts-Verhältnissen konfrontiert und ist nicht davor zurückgeschreckt, das uralte Motiv der vertauschen Babys einzusetzen.
Von Österreich aufs Dach der Welt
"Grindelwalds Verbrechen" hat in einem österreichischen Schloss geendet. Geht es dort auch weiter?
Zumindest zeitweise, da Grindelwald diesen Gebirgs-Stützpunkt beibehält. Doch wir werden auch nach Berlin versetzt und da könnte man meinen, dass die Kulissen direkt von der Serie "Babylon Berlin" übernommen wurden. Zwischendurch schauen wir kurz in Hogwarts vorbei, und zum Höhepunkt des Films stehen unsere Hauptfiguren dann sogar im fernen Osten auf dem Dach der Welt. Und dort kommt es natürlich zu einer Konfrontation zwischen Gut und Böse, obwohl sich Dumbledore bisher in dieser Beziehung zurückhalten musste.
Warum denn das? Ist das eines seiner Geheimnisse?
Nein, das kann ich ruhig ausplaudern: Er und Grindelwald waren in jungen Jahren Studienkollegen und enge Freunde, bevor ihre Wege dann in so unterschiedliche Richtungen auseinandergegangen sind. Und es gibt da einen magischen Freundschafts-Pakt zwischen ihnen, der bis in die Gegenwart wirkt und keinen Kampf auf Leben und Tod zulässt.
Mikkelsen statt Depp
Da komme ich gleich zu den wohl wichtigsten Fragen: Wie macht sich Mads Mikkelsen in der für ihn neuen Rolle des Grindelwald und wie wird der Gestaltwechsel überhaupt motiviert?
Grindelwald war schon immer eine Figur mit einem sehr variablen Äußeren. Erinnere dich: Den ersten Teil hat er so wie Colin Farrell ausgesehen, danach war Johnny Depp an der Reihe, und nun ist es halt Mikkelsen.
Das geänderte Gesicht wird hier übrigens mit keinem Wort erwähnt. Eigentlich wäre es logisch, wenn im vierten Teil wieder ein anderer Darsteller die Aufgabe übernimmt. Ich persönlich bin aber absolut auf Mikkelsens Seite, denn dank ihm gewinnt die Figur wesentlich mehr dunkle Strahlkraft. Er ist eben doch in einer ganz anderen Liga als Depp anzusiedeln. Bei dem hat die Rolle eher wie eine weitere seiner netten Verkleidungen gewirkt, während hier von Grindelwald echte Bedrohung ausgeht. Wir erleben sozusagen den Aufstieg eines magischen Diktators mit, während zeitgleich in der Menschen-Welt ein Hitler ebenfalls bald an die Macht kommen wird.
Deutschsprachige Gast-Stars
Bleiben wir bei den DarstellerInnen. Welche Neuzugänge oder Gast-Stars gibt es denn?
Erstmal möchte ich vorausschicken, dass die von Scamander umschwärmte Tina – also Katherine Waterston – diesmal so gut wie gar nicht vorkommt, was selbstverständlich ein Nachteil ist. Durch die Schauplatz-Verlegung nach Berlin sind aber tatsächlich ein paar deutschsprachige Überraschungs-Gäste zu erwarten, die alle perfekt Englisch sprechen.
Zum Beispiel Oliver Masucci, der ja sowieso immer großartige Leistungen bietet. Hannah Herzsprung schaut als Koffer-Trägerin ebenfalls kurz vorbei. Zum richtigen Aha-Erlebnis wird jedoch der Auftritt von Peter Simonischek als etwas schläfriger aber dennoch unbarmherzig gemeiner Gefängniswärter.
Neue Tierwesen
Ich vermute mal, zu dieser Rollen-Wahl hat wohl sein internationaler Erfolg als "Toni Erdmann" beigetragen. Auf der menschlichen Ebene wird uns also zweifellos einiges geboten. Dürfen wir uns auch auf bisher unbekannte magische Tierwesen freuen?
Aber sicher: Gleich zu Beginn werden wir zu Zeugen einer außergewöhnlichen Geburt – und dieses spezielle junge Tier steht auch im Mittelpunkt des dritten Teils, denn durch seine unschuldigen Fähigkeiten könnte Grindelwald an die Macht gelangen. Doch nicht alle Wesen sind so harmlos und freundlich: In einer späteren Szene sieht sich Scamander in einem unterirdischen Gefängnis einer Überzahl von tödlichen Stachelwesen gegenüber und kann diese magische Skorpion-Art nur durch einen äußerst komischen Seitwärts-Tanz beschwichtigen.
Klingt nach einer gelungenen Mischung aus Spannung und Spaß.
Da kann ich nicht widersprechen: Dieser dritte Film ist für mich wieder absolut zauberhaft, während ich den vorherigen eher als enttäuschend und viel zu verworren empfunden habe. "Dumbledores Geheimnisse" führt die Handlung konsequent, aber kurzweilig zu einem entscheidenden Wendepunkt.
Magst du uns nicht vielleicht doch noch eines dieser Geheimnisse verraten?
Meinetwegen: Dumbledore hat einen Bruder, der einem ganz anderen Beruf nachgeht. Aber für Harry-Potter-LeserInnen ist das sowieso keine Überraschung mehr.
Wenn ich mir das so anhöre, funktioniert der alte Zauber also wieder bestens. An deiner Stelle würde ich 4 ½ von 5 Skorpionentanz-Schritten vergeben.
Du nimmst mir die Worte aus dem Mund und ich bedanke mich bei mir für dieses Selbst-Gespräch.
"Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse" startet am 8. April in unseren Kinos. Hier geht's zu den Spielzeiten!