"Pain Hustlers”: Lohnt sich die schwarze Komödie auf Netflix?
Von Oezguer Anil
In unserer Rubrik "Lohnt sich das?" stellen wir euch einmal wöchentlich einen Streamingtitel (Film oder Serie), der in aller Munde ist, vor, nehmen ihn genauer unter die Lupe und stellen für euch die altbekannte Frage: "Lohnt sich das überhaupt?" Lohnt es sich, dafür Zeit zu investieren? Ein Abo abzuschließen? Oder ein Abo zu beenden?
Diesmal: "Pain Hustlers" auf Netflix
Die alleinerziehende Mutter Liza Drake ist am sozialen Abgrund angelangt. Die Schulabbrecherin hält sich als Stripperin in einem Nachtclub über Wasser, doch als sie den charismatischen Pharmavertreter Pete Brenner kennenlernt, verändert sich alles. Liza hat zwar keine Ausbildung vorzuweisen, doch sie hat den nötigen Biss und keine Skrupel. Sie steigt als Verkäuferin im Pharmaunternehmen ein und landet schon bald ihr erstes großes Geschäft.
Durch sie wird der Verkauf von Fentanyl zum Erfolgsrezept für die Firma und das Team an Verkäufer:innen fängt an zu wachsen. Mit größeren Einnahmen folgt auch größere Gier und schon bald finden sich Liza und Pete in einem Kreislauf von Gesetzesbrüchen wieder, die das ganze Unternehmen zu zerstören drohen.
Pure Langeweile
“Pain Hustlers” wirkt wie eine von geldgierigen Produzent:innen zusammengschusterter Film. Man nehme eine Geschichte, die auf wahren Begebenheiten basiert, mischt einen Marvel-Schauspieler dazu, gebe genau soviel Sozialkritik rein, dass einem keine Oberflächlichkeit vorgeworfen werden kann, aber man trotzdem kein ernsthaftes Interesse an dem Thema haben muss und verfeinere das Ganze mit halblustigen Pointen, viel Musik und schnellen Schnitten und schon hat man einen vermeintlichen Kassenschlager.
Auch wenn die Charaktere mit ihren giftigen Rezepten Erfolge feiern, bleibt dieser glücklicherweise beim Film aus. “Pain Hustlers” ist ein unglaublich generischer Film und wirkt in jeglicher Hinsicht austauschbar. Man kommt den Figuren nie wirklich nahe und hat das Gefühl, diesen Film bereits gesehen zu haben.
Oberflächlichkeit ohne Selbstreflektion
Zehn Jahre nach “Wolf of Wallstreet” versuchen die Macher:innen von “Pain Hustlers” eine nahezu gleiche Geschichte aus weiblicher Perspektive zu erzählen. Es ist inzwischen in Hollywood zur Mode geworden, moralisch verwerfliche Figuren als Hauptcharaktere zu lancieren. Das hatte vor allem auch mit dem Erfolg von der Serie “Breaking Bad” zu tun. Während das eine durchaus spannende Alternative zu den strahlenden, meist männlichen und unfehlbaren Helden aus der Vergangenheit ist, zeigt “Pain Hustlers”, wie man eine gute Idee ruinieren kann.
Anstatt die Abgründe der Figuren zu beleuchten und zu zeigen, was für einen Schaden sie damit anrichten, steht vor allem der gesellschaftliche Aufstieg im Vordergrund. Natürlich kommen auch Geschädigte zu Wort, doch die Art und Weise der Inszenierung wischt jegliche Verantwortung von den Figuren ab und lässt, mit Ausnahme der letzten Minuten, keine kritische Betrachtung ihrer Taten zu.
Toller Cast
Der Cast der schwarzen Komödie ist hochkarätig besetzt. Die Hauptrollen werden von Emily Blunt und Chris Evans gespielt. Als verwirrter Chef steht ihnen Andy Garcia zur Seite und als engagierte Mutter ist Catherine O’Hara zu sehen. Vor allem die Charaktere von Blunt und Garcia haben mehrere Facetten zu bieten, weshalb Evans eher in den Hintergrund tritt.
Als Regisseur fungierte David Yates, der sich vor allem durch die "Harry Potter"- und “Phantastische Tierwesen”-Filme einen Namen machte. Yates Talent liegt ganz klar darin, mystische Welten zu kreieren, doch wenn es um zwischenmenschliche Nuancen oder emotionale Tiefe geht, enttäuscht er. Das mag auch damit zusammenhängen, dass JK Rowlings Welten extrem originell und facettenreich waren, während “Pain Hustlers” nichts Neues zu bieten hat.
Lohnt sich “Pain Hustlers”?
Bei diesem Film bekommt man wahrlich nichts Neues Geboten. Wer jedoch einfach nur abschalten und sich vom Bildschirm berieseln lassen möchte, dürfte hier fündig werden. Auch wenn man nebenbei ein Fünf-Gänge-Menü kocht, verliert man bei diesem Film definitiv nicht den Überblick über die seichte Handlung.
2 von 5 Sternen
Für Fans von: "Wolf of Wallstreet", "American Hustle", "Pain and Gain"